2479 - Technomorphose
realistisch, aber es dauerte dennoch zu lange. Sie mussten die Akkordvorgaben ein weiteres Mal erhöhen und die letzten Reserven mobilisieren. Die ersten Tests würden beginnen, während in anderen Sektionen noch gearbeitet wurde.
Und die JULES VERNE musste so schnell wie möglich wieder wie ein Raumschiff aussehen.
Längst hatte es jedes Besatzungsmitglied verinnerlicht, dass sie kein herkömmliches Schiff war. Sie war ihr Schicksal. Die Mission in der Vergangenheit hatte Besatzung und Fahrzeug zu einer Gemeinschaft zusammengeschweißt, ja zu einer Einheit. Unter höchster Geheimhaltung war die JULES VERNE auf Luna gebaut worden, der Mittelteil als spezieller Träger für den Kontextwandler.
Die äußere Ähnlichkeit mit der SOL schien unter diesem Aspekt kein Zufall zu sein. Diese war auf ihrer Odyssee durch das Universum für viele Generationen zur Heimat geworden, zum Generationenschiff.
„Wir brauchen eine fünfte Schicht, Jason", sagte Ahakin, während der Schweber seine vorgesehene Position erreichte. „Notfalls ziehen wir das restliche Personal aus den wissenschaftlichen Abteilungen und den Zentralen ab."
Der Havanna-Stumpen stand für einen winzigen Augenblick still, dann kreiselte er schneller als je zuvor. „Ich bin gern bereit, dich dabei nach Kräften zu unterstützen ..."
„Du kannst mit Werkzeug umgehen, oder?"
„Ich habe zwei linke Hände."
Ahakin nickte. „Du organisierst die Vorbereitungen. In spätestens sechs Stunden möchte ich die Vollzugsmeldung haben."
„Geht in Ordnung."
Überall in der Hantel und um sie herum würde es zu noch größeren Behinderungen kommen. Gemessen an dem Aufwand und der Menge der transportierten Güter erwies sich selbst der Riesenhangar als zu klein. Die Fehler nahmen bei diesem Tempo und unter diesen Umständen erst recht zu. Lanz kalkulierte sie ein.
„ALPHA ZENTRA baut zusätzliche Arbeitsroboter", sagte er. „Der Ausstoß liegt derzeit bei fünfzig Stück pro Stunde."
Diesmal brachte er Jason Colton tatsächlich aus der Fassung. Der Stummel fiel aus dem Mund und landete irgendwo im Kragen des Schutzanzugs.
Lanz feixte hinter vorgehaltener Hand. Schade, dass das Ding kalt ist.
Eine kleine Rauchwolke aus dem Anzug und ein Roboter, der sofort Löschschaum sprüht, das wäre es jetzt gewesen.
Der Zweite Emotionaut der JV-1 fummelte umständlich im Kragen, bis er das Ding endlich zwischen zwei Fingern hatte und herauszog. Ein sanftes Glattstreicheln, und schon steckte der Zigarrenrest an seinem Platz in dem leicht bräunlich oliv gefärbten Mundwinkel.
Ahakin wandte den Kopf und starrte hinüber in den über hundert Meter durchmessenden Hohlraum. Ein rosarotes Schirmfeld legte sich um den Gleiter, Sekunden später flutete der LPV den Hohlraum mit einem tiefblauen Licht.
Die Metallstreben und Ynkeloniumträger verloren ein wenig Kantenschärfe und erinnerten Ahakin an ein abgenagtes Gerippe.
„Die Streben werden miteinander verbunden", meldete sich erneut die Automatenstimme. „Der Vorgang bis zur Abkühlung dauert ungefähr eine Stunde. An den Koordinaten 14-266-F23 dockt soeben eine unserer Schwebe-Cafeterias an. Nehmt euch Zeit für eine kleine Mahlzeit."
„War das deine Idee, Lanz?", fragte Istorico.
Ahakin nickte. „Es spart jede Menge Zeit, wenn die Männer und Frauen ihre Mahlzeiten am Arbeitsplatz einnehmen."
Vorsichtig wagte er ein paar Gedanken an die Zukunft, wenn die Umbauten abgeschlossen waren. Dann endete nach seiner Zählung der erste Teil ihrer Mission. Der schwierigere lag noch vor ihnen.
Hangay und KOLTOROC. In ein paar Wochen würde auch der Nukleus eintreffen.
Und dann ...
4.
2. August 1347 NGZ, 14:47 Uhr
Es kam Lanz Ahakin wie eine Zeitrafferaufnahme vor. In hohem Tempo fügten sich dreidimensionale Puzzleteile ineinander, bildeten Stationen und Sektoren mitsamt der technischen Ausstattung.
Die Quader, Würfel und Pyramiden wanderten wie in einem Baukasten hin und her.
Ab und zu hielt der Film für ein paar Augenblicke an, um dann mit unverminderter Geschwindigkeit weiterzulaufen.
Ebene fünf des Mittelteils erhielt im Außenbereich mehrere zusätzliche Einbauten, deren Rahmen rechteckige Öffnungen besaß. Aus den Nachbarsektoren schoben sich Verbindungsbolzen und Träger hinein. Die Gesamtkonstruktion erhielt dadurch wieder ein Stück mehr Festigkeit.
Ein Diagramm im Holo-Globus zeigte eine sprunghafte Annäherung an das Statik-Optimum. Ein paar Prozent fehlten noch.
Ein akustisches Signal
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