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2484 - Koltorocs Atem

2484 - Koltorocs Atem

Titel: 2484 - Koltorocs Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Git-Ka-N'ida. »Dao-Lin?«
    »Wir können gehen«, sagte sie. »Verabschiedet euch von Beth Astro-mo. Er sitzt irgendwo da oben in einem der Trimarane und beobachtet uns. Jeden einzelnen Schritt.«
    »Wenn es ihm Spaß macht«, konterte die Staffelführerin. »Er muss endlich begreifen, dass ich mehr Machtbefugnisse besitze als er. Er ist eine kleine Nummer, ein Winzling -mehr nicht.«
    »Geht es dir nur darum?«, fragte Dao.
    Git-Ka-N'ida schüttelte ernst den Kopf. »Nein, Dao-Lin. Aber ich wünschte, es wäre so einfach.«
     
    *
     
    Sie drangen in den Kontaktwald ein, alle 27 Mitglieder der Staffel, und erreichten nach knapp einer Stunde ohne Zwischenfall die zentrale Lichtung. Der Wald schien stiller zu sein als sonst. Auch wenn sie streng den Wegen folgten, die er ihnen zur Verfügung stellte, fühlte sich Dao fremd, anders als sonst. Es war nicht nur ruhiger. Der Wald schien zu schlafen oder. Es ließ sich nicht in Worte einer Sprache kleiden, die ihr geläufig war. Es war seltsam, aber vielleicht spielte ihr nur die eigene überreizte Fantasie dumme Streiche.
    Die Kartanin sprachen nicht. Dao ging gleichauf mit Git-Ka. Manchmal, wenn der Blick nach oben frei war, sahen sie die Gleiter und Schiffe der NK Hangay über sich am Himmel, in unterschiedlichen Höhen, und Dao meinte, die Blicke auf ihrem SE-RUN fühlen zu können, mit denen sie Beth Astromo von da oben verfolgte.
    »Die Schatten sind nicht da«, flüsterte Git-Ka, als sie in der Mitte der Lichtung standen. »Oder hast du auf dem Weg welche gesehen?«
    »Nein«, gab Dao zu. »Weißt du etwas über sie? Sind es ... Wesen? Stofflich oder nur Projektionen?«
    »Das wissen wir nicht«, bedauerte die Staffelchefin. »Wirklich nicht.«
    »Ich glaube es dir ja. Haltet euch bereit, ich spreche mit dem Wald.«
    Damit trat sie zwei Schritte vor und schloss die Augen.
    Es war nicht viel zu sagen. Der Kontaktwald wusste, worum es ging, und hatte ihr sein Einverständnis längst gegeben. Dass sie sich noch einmal an ihn wandte, war kaum mehr als eine Formsache, eine Geste der Höflichkeit und Wertschätzung.
    Der Wald antwortete ihr. Dao war sicher - wenn er eine »Stimme« gehabt hätte, so hätte sie bedrückt geklungen, gehemmt und dennoch voller Unruhe oder gespannter Erwartung. Vielleicht auch Furcht.
    Noch einmal machte sie sich klar, was für den Wald - und alle anderen Kontaktwälder außerhalb der Kernzone Hangays - auf dem Spiel stand. Sie hatten die Verbindung zu 126 unterbrochen, als klar wurde, dass er sich im Bannkreis von KOLTOROC befand. Sie hatten es getan, um KOL-TOROC daran zu hindern, von Nummer 126 aus eine Brücke zu schlagen und sich über sie zu verbreiten.
    Allein diese Trennung hatte bisher die Sicherheit der Wälder garantieren können. Und nun waren sie im Begriff, sie aufzugeben.
    Durfte sie das von ihnen verlangen? War es fair ihnen gegenüber?
    Dao schalt sich eine Närrin. Wenn das Chaos in Hangay siegte, war es auch um die Kontaktwälder geschehen. Sie würden bestenfalls wieder fliehen und abermals auf eine lange Odyssee gehen müssen. Ihr Elend würde von Neuem beginnen. Es war mehr als fraglich, ob sie dies noch einmal überstehen würden. Das zentrale Trauma ihrer Existenz.
    Der Kontaktwald beendete ihre Grübelei, als er ihnen den unmittelbar bevorstehenden Transit ankündigte. Dao-Lin-H'ay bat um einen Aufschub von fünf Minuten.
    Die sechs Mitglieder der Vibra-Staffel, die mit ihr gingen, schluckten ihre Giftkapsel. Dao wurde von Gar-Tan-L'ay beiseitegenommen und erhielt ebenfalls ihre Kapsel. Sie sah nicht, wie die Kartanin es machte, spürte nur einen kurzen Einstich. Dann war es auch schon vorbei.
    »Drei Stunden«, sagte sie zu ihren Begleiterinnen. »Wir schaffen es.«
    Von dieser Sekunde an lief ihre Uhr.
     
    *
     
    Sie merkten es eigentlich nur daran, dass es anders roch - wenn man davon absah, dass es dunkel war.
    Dao-Lin-H'ay hatte nicht das Geringste gemerkt. Lediglich die Ziffern ihres Chronos verrieten, dass drei Minuten vergangen waren, seitdem der Kontaktwald von Vatucym angekündigt hatte, dass sie jetzt zu Nummer 126 geschickt würden.
    Drei Minuten, an die sie keinerlei bewusste Erinnerung besaß. Sie musste bewusstlos gewesen sein. Für einen Moment quälte sie der schlimme Gedanke, der Transit in die Kernzone von Hangay könnte gescheitert sein.
    Dann roch sie es. Der Geruch war anders als auf Vatucym, aber nicht unvertraut. Sie hatte ihn schon einmal wahrgenommen - mit Atlan, als sie von Alomendris in

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