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2484 - Koltorocs Atem

2484 - Koltorocs Atem

Titel: 2484 - Koltorocs Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Heimat!«
    Alle starrten sie an. Dao gab sich keine Mühe, ihr Erstaunen zu verbergen - aber auch nicht ihre Hochachtung vor der jungen Mutantin, für die sie bisher nur fast mütterliche Gefühle empfunden hatte.
    Ausgerechnet diejenige, die sie für das schwächste Glied in ihrer Kette gehalten hatte, zeigte sich plötzlich als kämpferisches Vorbild.
    »Ich danke dir, Min-Da«, sagte sie mit dem Bemühen, ihre Stimme fest und frei von Sentimentalitäten klingen zu lassen. »Und nun lasst uns endlich gehen. Jede Minute zählt für uns, und wir haben schon viel zu viel davon vergeudet.«
    Immerhin, dachte sie, als sie sich einen Weg von der Lichtung in den eigentlichen Wald suchten, wussten sie nun, woran sie waren.
     
    *
     
    Drei Stunden, dachte Dao-Lin-H'ay, das ist viel zu knapp. Als ... als teleportiere man von der Wega in den Yellowstone Park, um sich über das Geschehen in Terrania zu informieren.
    Aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Drei Stunden konnten deutlich zu lang sein, wenn es schlecht lief. Ausreichend, wenn alles glatt ging. Und nicht ausreichend, wenn man Zeit verlor. Durch Reden. Durch Sichorientieren. Durch ... eigentlich alles.
    Sie hatten die Lichtung verlassen, ohne dass sich Wege für sie geöffnet hätten.
    Dieser Kontaktwald war anders. Er lag nicht nur im Einflussgebiet von KOLTOROC, er war auch bis in die allerletzte Faser von diesem durchdrungen, durch dessen schier allgegenwärtig erscheinende, erdrückende Präsenz.
    Der Wald wusste, dass sie in ihm waren. Dao hatte bereits auf der Lichtung versucht, mit ihm in Verbindung zu treten - ohne Erfolg. Er wusste, dass sie von einem seiner »Brüder« gekommen waren. Aber mehr ...
    Er ist ein potenzieller Verbündeter!, hämmerte sich die Unsterbliche ein. Er ist nicht unser Feind!
    Und doch war er ihnen keine Hilfe.
    Der Wald war gangbar. Es gab keine Wege, die breit genug für sie gewesen wären, sondern allenfalls Pfade, durch die sie sich zwängen mussten. Ihre Anzüge waren stabil genug, jede andere Kleidung hätten sie sich bereits längst aufgerissen und das Fell noch dazu. Sie kämpften und arbeiteten sich teilweise Hunderte von Metern durch Dickicht und Urwald, bis sich dann doch ein Weg für sie öffnete, als habe der Wald es sich anders überlegt. Dann kamen sie für eine Weile voran, bis das Dickicht wieder wie eine Tür vor ihnen zuschlug.
    Aber sie waren wieder etwas weiter gekommen.
    Was würden sie außerhalb der 126 finden? Dao antwortete, immer wenn sie von ihren Begleiterinnen gefragt wurde:
    »Mehr von KOLTOROC - mehr über ihn ...«
    Vielleicht ihn selbst. Vielleicht erwartete er sie persönlich jenseits des Waldes, in einer Welt, die sie sich nicht vorstellen konnten - ebenso wenig wie »ihn« selbst.
    Es gab bisher keinerlei Beschreibung des Chaopressors. Man konnte ihn spüren, seine unglaubliche, finstere Präsenz, aber es gab absolut keine Vorstellung, wie er aussah und ob er überhaupt so etwas wie ein Aussehen besaß. Vielleicht war er körperlich, vielleicht nicht, möglicherweise halb und halb. Denkbar war alles.
    Aber um ihn zu treffen und schlagen zu können, mussten sie es wissen. Deshalb waren sie hier. Dass sie auch gleich eine empfindliche Stelle, eine Art Achillessehne, an ihm entdecken könnten, war unrealistisch.
    »Halt mich fest, Dao-Lin.« Sie erschrak, als sie die andere Hand fühlte. Im düsterbunten Schein des Waldes entstand wie hingezaubert das Gesicht von Min-Da-N'or. »Ich will nicht geholt werden.«
    »Wer will dich holen?«, fragte Dao und umfasste die zierliche Hand der Gefährtin.
    »Der Wald . KOLTOROC. Spürst
    du es denn nicht?«
    Natürlich tat sie es, aber es war kein Spüren von etwas, das da wäre, sondern von etwas, das sie nicht mehr hatten - Halt.
    »Es ist alles der Wald«, sagte sie so ruhig wie möglich. »Er versucht, uns seinen Halt zu geben, Min-Da. So, wie die anderen es tun, indem er uns ihn so sehen lässt, dass wir ihn begreifen können. Aber er kann es nicht immer. Ich glaube, dass er mit sich selber kämpft.«
    »Er leidet, Dao-Lin«, flüsterte die Jüngere. »Ist es das? Er . der Wald muss entsetzlich leiden .    Unter KOLTOROC .«
    »Ja«, bestätigte Dao. Genau das empfand sie auch.
    Der Kontaktwald litt und war krank. Auf der Lichtung hatte er sich ihnen so präsentiert, wie sie es gewohnt waren. Dann aber, als sie in ihn eintauchten, hatte er mehr und mehr seine Mühe damit gehabt.
    Sie arbeiteten sich durch eine ähnlich surreale Landschaft vor wie

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