2485 - Hyperflackern
verließ seinen Platz und schritt zu den Algorrian hinüber. Daellian folgte ihm wie ein überdimensionaler Leibwächter.
»Varantir, was passiert mit dem Wall?«
Die beiden Algorrian standen wie erstarrt. Die für gewöhnlich in unablässiger Bewegung befindlichen sensiblen Tentakel links und rechts des Oberkiefers standen steif nach den Seiten ab wie Stöckchen.
Ein seltsames, hochfrequentes Sirren erklang, zugleich pulsierte das Licht. Es musste ein bislang unbekannter Alarm sein, den das Steuergehirn ausgelöst hatte - von den Algorrian oder Heromet war er jedenfalls nicht ausgelöst worden.
Unruhe ergriff die in der Halle arbeitenden Heromet. Teilweise verließen sie ihre Konsolen und scharten sich um ihren Anführer. TAI-Servo Taffanaro unterschied sich von ihnen durch sein schwarzes Sackgewand und durch seine Größe. Er überragte alle anderen um etliche Zentimeter.
Endlich kehrte das Leben in Curca-ryen Varantir zurück.
»Temporalalarm«, stieß er hervor. »Das ist Temporalalarm! Innerhalb des Walls beginnen vier- bis sechsdimensionale Vorgänge abzulaufen. Selbst CHEOS-TAI wird Tage brauchen, um die nötigen Rechenmodelle zu erstellen.«
»Du darfst die Erstellung dieser Modelle auf keinen Fall unterbinden«, sagte Rhodan.
»Hat dich hier jemand zum obersten Wissenschaftler ernannt, kleiner Ritter der Traufe? Geh mir aus dem Weg!«
Der Algorrian rempelte Rhodan rüde zur Seite.
»Der Grenzwall verhält sich nicht so, wie wir das erwarten ...«, murmelte er dabei.
War das ein Eingeständnis von Ratlosigkeit? Das entsprach überhaupt nicht Varantirs Charakter.
Rhodan rief sich in Erinnerung, dass es sich bei dem Wall um ein sekundäres Ereignis handelte. Er entstand mittelbar durch das Aufeinanderprallen des universalen Psionischen Netzes mit dem veränderten Netz in Hangay. Er stellte nichts anderes als eine psionische Verwirbelungszone zwischen zwei unterschiedlichen hyperphysikalischen Zuständen dar.
Neben den psionischen Effekten schienen aber auch andere höherdimensionale Phänomene eine Rolle zu spielen.
Hat es mit der Einbettung des pervertierten Netzes in die übergeordneten Strukturen des Multiversums zu tun? -Hat sich die Proto-Negasphäre doch schon so weit entwickelt?
Alles in Rhodan wehrte sich dagegen, diesen Gedanken weiterzuspinnen. Es durfte nicht sein. Die Entstehung der Negasphäre wäre dann nicht mehr aufzuhalten gewesen. Deshalb klammerte er sich an den Gedanken, dass hinter der beobachteten Veränderung eine Manipulation stand. Wieso konnte CHEOS-TAI das nicht rascher und präziser erkennen?
Auf dem Orterholo tauchten zwei Echos auf, die sich eindeutig OREON-
Kapseln zuordnen ließen. Wenig später sah Rhodan das Gesicht seines Sohnes im Hologramm.
»Es ist zwecklos«, sagte Kantiran. »An der Beschaffenheit und Ausdehnung der Universalen Schneise hat sich nichts geändert. Wir kommen nicht an den Wall heran.«
»Uns geht es mit unseren konventionellen und Spezial-Antriebssystemen ebenso«, sagte Perry. »Der Wall beginnt sich allerdings zu verändern. Wir wissen nur noch nicht, was es bedeutet. CHEOS-TAI sendet euch jetzt den Kode, damit ihr wie alle anderen Friedensfahrer die aktuellen Daten empfangen könnt.«
»In Ordnung. Danke!«
Kantiran verschwand aus dem Hologramm.
Rhodan fiel auf, dass Varantir und Le Anyante miteinander flüsterten. Sie benutzten eine Mischung aus Kaqagire, der Verkehrssprache des Ersten Thoregon, und ihrer eigenen Sprache. Der Terraner verstand kein Wort von dem, was da verhandelt wurde. Er wandte sich an Daellian, dessen positronische Systeme direkt mit dem Steuergehirn des GESETZ-Gebers kommunizierten.
»Nicht weit von unserem Standort entfernt verdichten sich die Verwirbelungen«, sagte der Chefwissenschaftler. »Ein Sektor von einheitlicher Beschaffenheit entsteht.«
Der Vorgang schien eine Eigendynamik zu entwickeln, das las Rhodan an der zunehmend aufgeregten Kommunikation und den hektischen Bewegungen der Algorrian ab.
Annähernd zwei Stunden verstrichen, in denen er buchstäblich auf Nadeln saß.
Endlich beruhigten sich Curcaryen Varantir und Le Anyante. Sie beschränkten sich auf die Durchsicht der Ortungsergebnisse, dann wandten sie sich von ihren Konsolen ab und den versammelten Lebewesen zu. Auf dem Holo mit der optischen Darstellung Hangays tauchte eine kreisförmige Markierung auf.
»Alles deutet darauf hin, dass an dieser Stelle in Kürze eine Strukturlücke entstehen wird«, erläuterte Le Anyante.
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