Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2487 - Die String Legaten

2487 - Die String Legaten

Titel: 2487 - Die String Legaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
fleischlich,
    materiell, Information in einer Datenwelt.
    Körper stellen nur einen Schattenwurf des Wahrhaftigen dar. ESCHERS Hyperdim-Matrix hingegen ist ein Abbild der Perfektion. All das Leuchten des Wissens, all die Knotenpunkte, in denen sich die
    Prozessoren drehen - und drehen - und drehen ...
    Wir drehen uns nicht. Wir sind die T-Prognostiker, und die Überlegenheit unseres fünfdimensional geschulten Geistes zwingt unser pseudomaterielles Abbild in eine Form, die unserem Wesen viel eher entspricht als ein kreiselnder, fleischlicher Körper. Wir mahlen als Räder, die Informationen und Wissen heranziehen, verarbeiten und weitergeben, erweitert um prognostizierte Realitäten.
    Perfektion ... sie ist unser Ziel. Und ist der Elementar-Quintadimtrafer nicht ein Teil höchster Perfektion? So herrlich, so wunderbar, so erhaben und mit dem grundlegenden Wesen des Kosmos verknüpft.
    Leider wissen auch wir nicht viel über den Trafer. Er bildet den doppelten, gewundenen Strang im Herzen GLOIN TRAITORS, den Ort, an dem das Vibra-Psi entsteht, den zentralen Katalysator, der Standardphysik in Chaosphysik verwandelt.
    Wir erhaschen nur einen Abglanz seiner Herrlichkeit. Man könnte wohl sagen, der Quintadimtrafer ahmt die Wirkungsweise eines Kosmonukleotids nach. Nicht umsonst erinnert der zweiadrige Strang an die Doppelhelix des Moralischen Kodes, nur ins geradezu Winzige verkleinert, als sei er Teil eines Mikrouniversums - der Trafer in GLOIN TRAITOR umfasst nur 16.632 Kilometer. Zumindest war diese Angabe noch vor Kurzem korrekt. Noch wissen wir nicht, ob er sich durch das Anflanschen weiterer TRAICOONS inzwischen vergrößert hat.
    Uns fehlen Informationen von außen. Wir wollen den Trafer verstehen. Wir sehnen uns danach, seine wirkliche Bedeutung zu erfassen. Unser ganzes Streben ist auf ihn ausgerichtet. Wir nehmen Daten auf, teilen und verarbeiten unser Wissen mit den anderen Prozessoren in der Hyperdim-Matrix. Und wir rechnen, doch wir finden keine Antwort.
     
    Es ist der 24. Oktober 1347,
    23:59:13 Uhr.
     
    1.
     
    Dr. Laurence Savoire: Sprechen Sie Kosmokratisch?
     
    Die kleinen Pseudofingerchen seitlich des Armpaares spreizten sich, und die Handscheren schlugen zusammen, gerade als Dr. Laurence Savoire hinsah. Eine absonderliche Assoziation blitzte in dem Genetiker auf: Ob Isokrain auf diese Art wohl einen Finger kappen könnte?
    Savoire schob die widerwärtigen Bilder von sich, die bei diesem Gedanken vor ihm aufstiegen. Was war nur mit ihm los? Immer wieder fingen sich seine Gedanken bei blutigen Szenerien; immer wieder starben in seinem Kopf Lebewesen auf die bizarrsten Arten, wenn er versuchte, abzuschalten und sich etwas Ruhe zu gönnen.
    Die Pseudofingerchen zogen sich an den Leib; das dabei entstehende leise schmatzende Geräusch vermischte sich in Savoires Vorstellung mit dem Laut einer auf den Boden platschenden, rot-feuchten Fingerkuppe.
    Ihm wurde übel.
    Das Vibra-Psi, dachte er. Es ist das ständige Vibra-Psi, das so nahe am Quintadimtrafer bedrückender ist als überall sonst. Diese Unmittelbarkeit bringt mein Unterbewusstsein durcheinander, beschwört Bilder von Leid und Tod.
    Welcher Wahnsinn hat mich nur geritten, mit ESCHER und dem Weltweisen den Vorstoß in die Nadel des Chaos zu wagen? Nie sollte sich ein Mensch in einem monströsen Etwas wie GLOIN TRAITOR aufhalten. Es widerspricht allem, was ...
    Seine Gedanken stockten. Ja - es widersprach allem, was für Lebewesen, gleich welcher Art, vorgesehen war. Zumindest, wenn man es von der Warte der Ordnungsmächte aus beurteilte und gewohnt war, kosmokratisch zu denken. Angehörige von Kolonnen-Völkern sahen das wohl völlig anders.
    Nichts war so einfach, wie es im ersten Moment zu sein schien. Hatte die Seite des Chaos nicht auch eine Daseinsberechtigung?
    Laurence Savoire, ESCHERS Erster Kybernetiker, schüttelte sich bei diesem Gedanken. »Ich muss einen klaren Kopf bewahren.« Er nuschelte die Worte, nur für sich, um der Entscheidung größeres Gewicht zu verleihen.
    Dass sein Gegenüber in der Steuerzentrale der Parapositronik diese Worte wohl nicht verstand, war kein großes Wunder.
    »Was meinst du?«, fragte Isokrain, der Kosmitter.
    Savoire fühlte sich von den Facettenaugen des Insektoiden förmlich seziert; Isokrain hatte so etwas an sich, eine penetrant aufdringliche Art, die ...
    Nicht schon wieder!, rief er sich selbst zur Ordnung. Lass dich nicht von den Auswirkungen des Vibra-Psi und der Aggression gefangen nehmen! Diese

Weitere Kostenlose Bücher