2490 - Die dunklen Gärten
dass die Bordsysteme durch den Start aus der Senke Schaden erlitten haben. Vielleicht schon auf der Planetenoberfläche. Weißt du, was mit dem Khyasou-System geschehen ist?«
»Es ist verschwunden«, sagte die Adjutantin. »Spurlos. Kein Trümmerstück, kein gravitatives Echo. Leerer Raum.«
»Ja«, sagte Wiia-Na-Daj. »Leerer Raum.«
»Ein älterer Kartanin hat mich auf dich aufmerksam gemacht, kurz bevor wir selbst das System verließen. Trou-Hasg-Borou. Er hat dir ausgerichtet, dass wir deine Mitarbeit wünschen?«
»Ja. Das hat er.«
»Er hatte mir gesagt, er wollte auf dich warten. Du bist ohne ihn gestartet?«
»Ohne ihn?« Sie lachte auf. Es klang verzweifelt. »Ohne ihn wäre ich gar nicht gestartet.«
Vyn-Pao-Paz bleckte ratlos die Zähne. »Wo ist er dann? Wir haben keine Biodaten außer deinen in der ANVU-3 angemessen.«
»Nachdem wir es aus dem Sektor geschafft hatten, sind etliche Bordsysteme kollabiert. Die Positronik wurde zerstört. Trou ist tot. Ich sagte ja: Alles ging schief.«
»Seine Leiche?«
»Ich dachte, er hätte gewollt, dass ich sie dem Raum übergebe.«
Vyn-Pao-Paz schaute auf das Hangarschott der HEN-KWA, als könnte sie es mit ihrem Blick durchdringen und die Leiche Trous im Raum treiben sehen.
»Ich habe noch zwei Linearetappen geschafft, dann war der Konverter ausgebrannt«, sagte Wiia-Na-Daj.
»Du hast ohne Positronik navigiert?«, fragte Yyn-Pao-Paz.
»Ja.«
»Erstaunlich. Du wirst eine Bereicherung der Staffel sein.«
»Ich bemühe mich.«
Vyn betrachtete sie nachdenklich. »Hast du nach deiner Verwandlung durch das Vibra-Psi noch andere besondere Gaben an dir entdeckt?«
»Zum Beispiel?«
»Nun - manche der Staffel-Mitglieder können teleportieren. Gedanken lesen. Sind stark suggestiv geworden.«
Ja, dachte Wiia-Na-Daj. Aber die meisten, die auf Khyasou verwandelt wurden, sind tot. Ihr Magen knurrte. Sie lachte.
»Da du nach besonderen Gaben fragst: Ich kann ziemlich lange fasten. Aber nicht unbegrenzt.«
Vyn fiel in das Lachen ein. »Dann komm.«
*
Einige Monate und Ausbildungsphasen später und nachdem sie noch zwei weitere Kartanin an Bord genommen hatten, die staffeltauglich schienen, schloss die HEN-KWA wieder zur Ulti-ma-Flotte auf.
Die Flotte setzte sich überwiegend aus Kartanin-Trimaranen zusammen, dazu kamen Verbände der anderen Völker der Noquaa-Kansahariyya.
Die Oberkommandierende der Vibra-Staffel, Log-Aer-M'in, befehligte die Flotte von ihrem Flaggschiff aus, der UMAKO, einem 750-Meter-Schlacht-schiff.
Eines Tages wurde Wiia-Na-Daj mit anderen neu zur Staffel Gestoßenen an Bord der UMAKO bestellt.
»Einweihungsparty«, vermutete Tje-ma-Fau-Van, die Wiia-Na-Dajs Nachbarkabine bewohnte. »Log-Aer-M'in will die Neuerwerbungen sichten.«
Die Oberkommandierende hatte einen kleinen Besprechungsraum im Umfeld der Zentrale gewählt. Auf den Tischen standen Getränke und Krallensalben. Mit Wiia und Tjema-Fau-Van waren zwölf neue Staffel-Pilotinnen im Raum.
Log-Aer-M'in kam allein. Sie überragte alle anderen Kartanin im Raum um mindestens eine Handbreit. Die Oberkommandierende ließ ihre Zähne im Licht aufblitzen, kräftige Zähne, Sinnbilder eines ebenso starken Willens. Ihr Fell glänzte in einem weißlichen Braunton, ihre Augen schimmerten rubinrot. Wiia überlegte, ob die Kartanin ein Albino war.
Die Oberkommandierende redete knapp, vermied nutzlose Wiederholungen, wies darauf hin, dass die machtvollen NKH-Geschütze niemanden in Sicherheit wiegen dürften.
Tjema salbte sich konzentriert die Ränder ihrer Krallentaschen ein, beendete die Prozedur, hielt Wiia-Na-Daj die Schale hin. Wiia lehnte ab.
Es überraschte sie, dass die Oberkommandierende kurz darauf auf jede einzelne Pilotin zutrat und ein paar Worte mit ihr wechselte. Als sie vor Wiia stand, fragte sie: »Du bist die Frau von der versunkenen Welt?«
»Ja.«
Log-Aer-M'in legte den Kopf schräg und fuhr sich mit den ausgefahrenen Krallen über ihr beigefarbenes Fell. »Der Regierende Sternenrat der No-quaa-Kansahariyya hat den Untergang deines Systems mit Bedauern vermerkt«, sagte Log.
Sie kondoliert mir, dachte Wiia amüsiert. Als wäre ich die Leidtragende. »Danke!«, sagte sie.
»Eines Tages werden unsere Wissenschaftler sich der Sache annehmen. Sagt dir Friid-Bennes etwas? Der führende haurische Astroprognostiker. Friid-Ben-nes hält es für denkbar, dass dein System etwas wie ein eigenes Universum erzeugt, ein Subversum. Er meint, das Abtauchen deines Systems
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