Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
schwarzer Pelz. Ihre Lebenserwartung war gering, wenn sie nicht vor dem zehnten Lebensjahr in einen der Schattenwälder von Khyasou übersiedelten. Dort verlängerte sich ihre Lebenserwartung auf 20, manchmal auf 30 Jahre.
    Die Wissenschaftler von Khyasou hatten früh entdeckt, dass die Änderungen im Erbgut immer dann auftraten, wenn der Mond Chont auf seiner exzentrischen Bahn dem Planeten am nächsten kam.
    Das waren die Tage von Chont.
    In diesen Perioden schrien die Schwarzen Männer nach Frauen. Es waren mentale Rufe, die nur wenige Kartanin zu hören in der Lage waren. Sie mussten dazu paranormal begabt sein.
    Manche von ihnen konnten sich dem Ruf versagen. Andere begingen Selbstmord. Die meisten begaben sich in den Schattenwald, paarten sich und verließen ihren Schwarzen Mann erst, nachdem sie ihren Sohn geboren hatten.
    Noch kein Schwarzer Mann hatte eine Tochter gezeugt.
    Seit Khyasou und das ganze System in der Raumzeit versanken, seit die Kolonne in Hangay operierte, war alles anders geworden. Wiia-Na-Daj hatte den Ruf empfangen und war ihm gefolgt. Aber sie hatte den Mann unmittelbar nach der Begattung verlassen.
    Sie hatte ihn verlassen können, weil sie - wie viele andere Kartanin - eine spontane Veränderung ihres Selbst, ihrer Fähigkeiten, erfahren hatte, die ihre paranormalen Gaben verstärkt und bereichert hatten. Es war ihr nicht schwergefallen, sich aus dem mentalen Bann Tvells zu lösen.
    Hätte sie allerdings zu Fuß versucht, aus dem Schattenwald zu entkommen, wäre sie rasch von Tvells Horde gestellt worden.
    Sie war nicht zu Fuß gegangen. Sie war entglitten. Unter dem Einfluss des Vibra-Psi war sie zu einer Demateriali-satorin geworden, die ihren Körper von jeder Stofflichkeit, jeder Masse befreien und als substanzloser Schemen durch die Wirklichkeit gleiten konnte.
    Nach der Paarung, die entsetzlicher verlaufen war, als jeder Albtraum es ihr hätte ausmalen können, hatte sie sich aus Tvells Umklammerung befreit und war losgelaufen. Tvell hatte gelacht und war ihr zunächst träge, dann mit enormen Sprüngen gefolgt. Als sie seinen erhitzten Atem schon in ihrem Nacken hatte spüren können, hatte sie es einfach nicht gewollt und dann gespürt, wie Tvell durch ihren Leib hindurchsprang, sich verblüfft umdrehte, wieder nach ihr griff, durch die Brust, ins Herz - und nichts zu fassen bekam.
    Sie hatte sich leicht gefühlt, schwerelos. Sie hatte gedacht: Fort!, und da hatte sich ihr Leib vom Boden gehoben und war, wie sie es wollte, durch die Höhlenwandung geglitten. Das Licht war allmählich versickert, oben und unten erloschen, Dunkelheit, sie war dahingetrieben.
    Anderes war aufgetaucht, Geister wie gläserne Puppen, Straßen aus schemenhaften Zeichen, musizierende Maschinen, die neue Orte komponierten. Sie hatte gespürt, wie sie sich mehr und mehr verlor.
    Dann hatte sie den Funken entdeckt, einen brennenden Tropfen blauen Blutes. Wiia-Na-Daj hatte keine Augen, aber sie sah die winzige Lohe; sie hatte keine Ohren, aber sie hörte den Funken sagen: »Komm!«
    Und sie war ihm gefolgt, ihrem Licht in der allfältigen Finsternis.
    Wenige Kilometer vor Jaorry hatte sie sich wieder verstofflicht, hatte in den Himmel geschaut und bemerkt, dass es ein anderer Himmel geworden war - oder dass sie ihn nun anders wahrnahm. Sie hatte den Mond Chont im Nichts schwimmen sehen, sie hatte die Hyperimpulse gespürt, die sein von gelösten Schwingkristallen gesättigter Kern verströmte, sie hatte den trichterförmigen Schlund gesehen, der sich immer weiter in die Raumzeit wühlte und Khyasou in die Tiefe sog.
    Wenige Tage später hatte ihr An-An-Schuna, eine Koryphäe unter den Para-Wissenschaftlerinnen, bestätigt, dass das Vibra-Psi sie zu einer positiven Mutantin gemacht hatte.
    »Ich habe dich dem Staffel-Büro gemeldet«, hatte An-An gesagt. »Du wirst keine Schwierigkeit haben, in die Vibra-Staffel aufgenommen zu werden.«
    Wiia-Na-Daj hatte sie angestarrt. »Wie kommst du darauf, dass ich der Monster-Staffel beitreten möchte?«
    »Willst du das nicht?« Schieres Unverständnis. Verwirrung in den Augen.
    »Ich denke nicht daran.«
    Nun war sie zurück in den Höhlen der Schwarzen Männer. Sie schaute Tvell an, den Hünen. »Erregt? Du glaubst, ich bin hier, weil mich eine Erregung drängt?« Sie versuchte, seinen Blick zu treffen, die schwarze Pupille in den schwarzen Augen im schwarzen Pelz.
    »Deswegen«, sagte er gelangweilt, »und wegen deiner Schuld. Gib mir das Kind.«
    »Ich kann es noch

Weitere Kostenlose Bücher