2491 - Der dritte Messenger
seine Zuhörer wirken. Niemandem offenbarten sie etwas Neues, aber sie waren von derart zentraler Bedeutung, dass von ihnen all ihre weiteren Überlegungen ausgehen mussten.
»Kantirans Idee hat tatsächlich den ersehnten Erfolg gebracht - zumindest einen Teilerfolg. Natürlich ist die Nadel des Chaos, die wichtigste Bastion unserer Feinde, nicht vernichtet, aber sie ist zumindest theoretisch angreifbar geworden. Dennoch müssen wir damit rechnen, dass die Station nach einer Phase der Reparaturaktivitäten wieder in Betrieb genommen werden wird. Genießen wir bis dahin die Zeit ohne das Vibra-Psi.«
Von irgendwoher erscholl ein kurzes Lachen, es klang fauchend und schrill. Unwillkürlich erinnerte es Rhodan an Dao-Lin-H'ay - zweifellos stammte es von einer Vibra-Pilotin, von denen zwei an der Besprechung teilnahmen.
Außerdem hörte er das verächtliche Schnauben eines der Algorrian.
Er gönnte seinen Zuhörern eine kleine Pause. Gewissermaßen ließ er sie Atem holen für die Diskussion, die nach seiner Rede zweifellos folgen würde. So war es immer. Viele Köpfe, viele Meinungen. Nur, da war sich Rhodan sicher, würde dieses Mal die Diskussion zu keinem Ergebnis führen.
Der nächste Schritt wäre, GLOIN TRAITOR wieder ausfindig zu machen und endgültig zu zerstören. Doch darauf gab es ohne weitere Informationen und Hilfsmittel nicht die geringste Aussicht.
»Die Nadel des Chaos holt lediglich Atem. Aber wo? Die Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs misst 235 Millionen Kilometer. Jede beliebige Position darin kommt als Versteck für GLOIN TRAITOR infrage. Wir können nicht ins Innere des Schwarzen Lochs orten. Nicht einmal Generalin Kamuko vermag dies mit den durch die Nachtlicht-Rüstung geschärften Sinnen. Es ist ein riesiges, für uns ebenso unerforschtes wie unerforschliches Gebiet. Wie auch immer die Nadel sich schützt, wir verfügen nicht über diese Möglichkeit.«
Er verzichtete bewusst darauf, ein Holo zu projizieren, das Athaniyyon zeigte. Jeder der Anwesenden wusste, wovon er sprach, und konnte es sich bildlich vorstellen.
»Außerdem garantiert niemand, dass sich die Station nicht längst an einem uns unbekannten Ort aus der Akkretionsscheibe zurückgezogen hat und im Zentrumssektor Hangays untergetaucht ist. Vielleicht arbeitet GLOIN TRAITOR schon wieder. Vielleicht werden wir in wenigen Augenblicken erneut unter dem Vibra-Psi leiden.«
Er stand auf.
»Nur eins ist klar: Es hat keinen Sinn, uns etwas vorzumachen. Selbst wenn GLOIN TRAITOR im Augenblick nicht arbeitet, ist es nur eine Frage der Zeit. Es wird so weit kommen. Und wenn wir die Nadel des Chaos nicht vernichten, ist es vorbei. Trotz aller Teilerfolge. Dann hat die Terminale Kolonne gesiegt, und die Negasphäre wird entstehen. Leugnen wir es nicht! Halten wir uns vor Augen, was zu geschehen droht! Jedem einzelnen Opfer der zurückliegenden Kämpfe schulden wir dies!«
Nach diesen Worten standen alle Teilnehmer der Konferenz auf. Sogar die Algorrian, die ohnehin nicht saßen, reckten ihre Gestalt. Rhodan beobachtete es mit Wohlwollen.
»Wir dürfen nicht ruhen, sosehr wir uns vielleicht auch danach sehnen. Jeder Tag, jede Stunde, die wir verlieren, kann verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen. GLOIN TRAITOR sitzt am längeren Hebel. Die Nadel muss nur abwarten, bis sich die Kraft aller drei Messenger erschöpft hat. Dann können wir nicht mehr damit rechnen, dass der Moralische Kode des Universums eingreift. In diesem Moment ist jegliche Chance, eine Retroversion einzuleiten, für immer vorüber. Wann es so weit sein wird, weiß niemand von uns, doch die Zeit läuft, und wir sollten nicht damit rechnen, dass uns noch allzu viel Zeit bleibt.«
Sein Blick suchte Fawn Suzuke. Die Botin des Nukleus blickte ins Leere. »Wenn wir es nicht verhindern, wird GLOIN TRAITOR auf der Basis der in Hangay vorhandenen natürlichen Disposition zur Negasphäre die Umwandlung der Gesamtgalaxis erneut in Angriff nehmen. Doch wir sind auf der richtigen Fährte! Strukturbrenner-Torpedos sind das richtige Mittel, um die Station anzugreifen. Der Angriff hat uns zwar etliche dieser unersetzlichen Waffen gekostet, doch längst nicht alle. Also finden wir einen Weg, GLOIN TRAITOR aufzuspüren.«
Er setzte sich, legte die Hände vor sich auf den Tisch.
Mondra Diamond berührte sie unauffällig.
Finden wir einen Weg, dachte Perry Rhodan. Nur welchen?
ENDE
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