2491 - Der dritte Messenger
allgegenwärtige Ernst auf sein Gesicht zurück. Seit sie sich in Hangay wieder getroffen hatten, hatte Kantiran seinen Vater kaum anders gesehen.
»Ich ziehe mich in die Zentrale der JULES VERNE zurück. Schleuse die THEREME aus. Wir haben einen Krieg zu führen.«
»Und zu gewinnen«, ergänzte Kantiran.
Die nächsten Stunden vergingen mit hektischen Vorbereitungen. Kantiran überwachte persönlich die Logistik und koordinierte mit Cosmuel an seiner Seite die Verteilungsaktion, die hauptsächlich von den wenigen Bordrobotern der Kapseln vorgenommen wurde.
Als Kantiran endlich eine Klarmeldung gab, versuchte Generalin Kamuko längst, eine sichere Passage zu ermitteln, brach jedoch immer wieder frustriert ab. »Die Turbulenzen haben ein unüberschaubares Ausmaß angenommen«, sagte sie. »Selbst für mich. Selbst für die Nachtlicht-Rüstung.«
Endlich erteilte sie neue Kursdaten, und die Flotte brach binnen Minuten auf.
Kamuko warnte davor, dass der Anflug auf GLOIN TRAITOR weit weniger sicher als während der letzten Attacke verlaufen würde. Immer wieder schnitten sie Gebiete erhöhter Hyperaktivität. Einige OREON-Kapseln verloren den Anschluss, und trotz aller Bemühungen, die die jeweiligen Friedensfahrer und Vibra-Pilotinnen zweifellos unternahmen, kehrten sie nicht zur Hauptflotte zurück.
Die Generalin befahl stets nur kurze Sprünge durch den Hyperraum. Von Orientierungsstopp zu Orientierungsstopp benötigte sie länger, eine neue Passage zu entdecken, die sie näher an ihr Ziel brachte.
Während um sie ein mittelschwerer Hypersturm tobte und die Flotte nur dank starker Schutzmaßnahmen nicht aufgerieben wurde, saß Kamuko wie versteinert seit fast einer Stunde in ihrem Pilotensessel und schwieg verbissen.
Als sie endlich etwas sagte, wählte sie völlig andere Worte, als Kantiran erwartet hatte. Sie gab nicht etwa neue Kursanweisungen.
»Ich sehe den dritten Kosmischen Messenger.« Ihre Stimme vibrierte vor Ehrfurcht.
»Er liegt direkt vor mir. Er leuchtet und strahlt durch den Kosmos, er funkelt als höherdimensionales Juwel von unendlicher Kostbarkeit. Noch ist seine Kraft nicht aufgebraucht und ...« Ihre Lippen bebten, der Atem ging stoßweise. Die Hände auf der Armlehne des Pilotensessels zitterten.
Cosmuel beugte sich zu der Aeganerin. »Benötigst du Hilfe?«
Kamukos Augen weiteten sich. »Der Messenger. Seine ... seine Tore stehen offen! Er bietet mir Zugang! Meine Sinne tauchen in ihn ein. Ich sehe die Wunder, die Informationen, die der Moralische Kode als Psi-Quanten in ihn gelegt hat. Es ist herrlich!« Ihre Hände fuhren zu den Seiten des Vektor-Helms. Sie riss ihn sich ruckartig vom Kopf, atmete durch den offenen Mund.
Der Helm entfiel Kamukos zitternden Fingern und landete auf ihren Schoß, ohne sich zusammenzufalten.
Kantirans Blick blieb an dem Helm hängen, und einen Augenblick lang wünschte er sich, es käme erneut eine mentale Verbindung zwischen ihm und der Rüstung zustande. Er konzentrierte sich sogar auf seine Gabe der Instinkttelepathie, versuchte Zugang zu finden, doch er fand kein Ziel, das er anpeilen konnte.
Zugleich schalt er sich einen Narren - wie konnte er ausgerechnet in diesem Moment daran denken, den Helm für sich in Besitz zu nehmen? Sie standen womöglich vor der Entscheidungsschlacht gegen die Nadel des Chaos, dicht davor, einen entscheidenden Sieg zu erringen!
Die Antwort auf diese Frage konnte er sich nur zu genau selbst geben, wenn er ehrlich zu sich war. Kamukos Worte vom Kosmischen Messenger tragen die Schuld daran. Wie sollte ich mich auch nicht danach sehnen, die Wunder der Universen zu sehen und zu verstehen, vielleicht einen Blick in unser Kosmogen DORIICLE zu werfen ... Wem ist derlei schon gegönnt?
Vor seinem geistigen Auge tauchte sein Vater Perry Rhodan auf, der einst den Frostrubin durchflog und als Gänger des Netzes über DORIFERS Wohl wachte.
Doch das war nicht sein Schicksal. Er, Kantiran, hatte einen anderen Weg zu gehen. Er schob die Begehrlichkeit endgültig von sich, die der Anblick des Vektor-Helms in ihm weckte. Dieser Verlockung würde er nie wieder nachgeben.
Ehe Kamuko den Helm erstmals wieder aufgesetzt hatte, war alles in der Schwebe gewesen, doch inzwischen war die Entscheidung gefallen. Die Fronten waren geklärt, und es war gut so. Kantiran verlangte nicht danach, Kamukos Rolle zu spielen. Er wäre dazu wohl nicht in der Lage gewesen. Sie besaß völlig andere Erfahrungswerte als er.
Kamuko setzte den Helm wieder
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