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2492 - KOLTOROC

2492 - KOLTOROC

Titel: 2492 - KOLTOROC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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war, die sich Jahrmillionen später aus dieser Protoschöpfung entwickelt hatten.
    Blind, wie sie war, hörte sie wacklige Schritte vor sich, und sie begriff schockiert: Die immaterielle Wesenheit Koltoroc hat sich einen Körper geschaffen!
    Im nächsten Augenblick erhielt Inkadye den Gesichtssinn zurück. Doch die Schritte waren verstummt, die dräuende Wolke war verschwunden. Die Zentrale vor ihr war leer, obwohl sich keins ihrer Portale geöffnet hatte.
    Beiläufig stellte sie fest, dass die Leichen, die sie bei ihrem letzten Besuch hier gesehen hatte, entfernt worden waren und der Raum unbefleckt und frisch aussah, statt nach Moder und Verwesung zu stinken.
    Dieser Körper, dachte sie. Er war nicht als Dauerlösung gedacht, sondern ein erster Versuch. Deshalb wollte Koltoroc nicht, dass ich ihn sah. Er versucht nur, sich neue Möglichkeiten zu erschließen, ob nun körperlich oder auch nicht.
    Ihr kam ein anderer, ein ganz schrecklicher Gedanke. Verfolge ich hier, was nach der althergebrachten Ordnung des Universums, das wie eine Zwiebel mit mehreren übereinandergelagerten Schalen aufgebaut ist, der nächste unausweichliche Schritt wäre? Koltoroc ist schon jetzt sehr mächtig, und er wird immer handlungsfähiger. War diese Entwicklung, die ich gerade beobachtet habe, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur ... Superintelligenz?
    *
     
    Sie stellte die Uhr, und sie erwachte, weil KOLTOROC sich mit ihr unterhalten wollte oder sie benötigte, um dem Bordrechner der Lichtstadt Anweisungen zu erteilen. Aber das war nur ein Vorwand, vermutete sie, denn mit seinen Fähigkeiten brauchte er sie dafür ganz bestimmt nicht mehr.
    Ihm liegt wirklich etwas an mir, dachte sie. Er sieht mich als Mutter an und möchte tatsächlich von mir geliebt werden.
    Diese Vorstellung erfüllte sie mit Grauen.
    Sie schlief und erwachte und schlief, und weitere Jahrhunderte verstrichen im Leerraum zwischen den Galaxien.
    Als er sie das nächste Mal in die Zentrale kommen ließ, zeigte er sich ihr wieder als dunkle Wolke, obwohl sie vermutete, dass er mit der Ausbildung seiner Körperlichkeit beträchtliche Fortschritte gemacht hatte.
    Schämte er sich seiner Gestalt, oder war er Perfektionist? Wollte er ihr das Ergebnis seiner Bemühungen erst zeigen, wenn er selbst damit zufrieden war?
    Sieh, was ich entdeckt habe, sagte er und aktivierte eine Holophalanx.
    Es dauerte einen Moment, bis die dreidimensionalen Darstellungen vor der undurchdringlichen Dunkelheit des interstellaren Leerraums scharf und für sie deutbar wurden, doch dann erkannte sie ... Raumschiffe. Aneinandergereiht wie Perlen an einer Kette, Dutzende, Hunderte, Tausende.
    Ja, Tausende.
    »Ein interstellarer Siedlertreck«, murmelte sie.
    Die Raumschiffe kamen ihr seltsam bekannt vor. Sie hatte noch nie solche Einheiten gesehen, aber die Bauweise ...
    Elftausend Jahre, dachte sie, wenn nicht sogar fünfzehntausend.
    In solch einem langen Zeitraum kam es unweigerlich zu beträchtlichen Veränderungen.
    Diese Schiffe waren Weiterentwicklungen von Modellen, die ihr einmal sehr vertraut gewesen waren.
    Von Einheiten der Auper'como.
    Ein interstellarer Siedlertreck, bestätigte KOLTOROC. Ausgerüstet von Angehörigen der Auper'como. Es ist seltsam, doch dieser Bandwurm aus Tausenden Raumschiffen erinnert mich an meine Heimat.
    Ihr Grauen wuchs ins Unermessliche.
    Solch ein Zufall, dachte sie. Eine Begegnung im Leerraum zwischen zwei Galaxien, deren Wahrscheinlichkeit nicht einmal in Promille ausgedrückt werden kann.
    Die dunkle Wolke schien sich zu verdichten.
    Ja, wirklich ein unglaublicher Zufall. Rate mal, was ich gerade herausgefunden habe!
    »Nein«, flüsterte sie, »nein.«
    Doch, sagte er, doch.
    Sie wusste nicht, wie er es machte, doch plötzlich zeigten die Holos Bilder aus den Raumschiffen selbst.
    Wohin sie auch sah: Leichen.
    Zusammengekrümmt, mit schmerzverzerrten Gesichtern, die Finger zu Krallen verbogen, aber ohne sichtbare Verletzungen. Die Holos wurden schneller, fuhren durch Korridore und in kleine und große Zentraleräume, und überall waren die Siedler und Besatzungsmitglieder leblos zurückgeblieben.
    Sämtliche Auper'como. Es hatte keinen einzigen Überlebenden gegeben.
    »Du hast sie getötet«, flüsterte Inkadye.
    Ja, sagte KOLTOROC leichthin. Und als mentale Substanz in mich aufgenommen, um zu wachsen.
    *
     
    »Ich habe recht gehabt«, sagte sie. »Du bist auf dem Weg zur Superintelligenz.«
    Ich weiß nicht, was eine Superintelligenz ist, aber ich

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