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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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verschwurbelten Utopien! Mal angenommen, du hättest recht - weshalb vermerken die Historiker nicht einen einzigen Besuch dieser Kerle von da oben?«
    »Weil unsere Leute, in guter alter Tradition, derlei Begegnungen nie zur Kenntnis genommen haben?«
    »Schwachsinn. Was würde einen Schreiberling mehr faszinieren?«
    Sahmsivil antwortete nicht. Etwas irritierte ihn, am Rande seines Gesichtsfelds ... Nein, mittendrin!
    Ein dunkler Streifen zog sich übers Himmelsgewölbe, schnurgerade von links nach rechts. Wieso war ihm dieser eigentlich unübersehbar breite Strich im Firmament nicht schon früher aufgefallen?
    Erregt zeigte er auf die ungewöhnliche Erscheinung. »Da! Der schwarze Balken, quer über den ganzen Himmel, wie eine Schneise, ein Damm im Sternenmeer. Hast du so etwas je gesehen?«
    »Hä? Wo denn? Balken, Schneise, Damm ... Was redest du für wirres Zeug daher? - Junge, du träumst mit offenen Augen. Die letzten Tage waren wohl doch ein wenig zu viel für dich. Du bist überreizt, brauchst dringend Ruhe. Eine tüchtige Mütze Schlaf wird dir guttun.«
    Sahmsivil gab es auf.
    Blinde Flecken, erkannte er, sind keine optische Täuschung; sondern eine Fehlfunktion des Gehirns.
    Vierter Tag: Verluste
    Frühmorgens stachen sie in See.
    Widerwillig legte Matheux sich ins Ruder. Wiewohl er sich der Mehrheitsentscheidung beugte, konnte er dem Unternehmen wenig Positives abgewinnen.
    Warum einen Ort verlassen, an dem man relativ bequem sein Überleben fristete? Und stattdessen in die blanke Ungewissheit paddeln?
    Das Langboot, ein lächerlich dürftiges Geflecht aus biegsamen, mit Lehm abgedichteten Stauden, wurde von den Wellen hin und her geworfen, dass Matheux ernstlich befürchtete, sein Frühstück würde ihm ein zweites Mal durch den Kopf gehen. Unter der Sitzbank drosch das Proviantpaket, in feuchte Blätter gewickelte, ungesalzene Vegetabilien, bei jedem Ruck gegen seine Fersen.
    Als Generalroute hatten die Wortführer jene Richtung gewählt, aus der die Späh-Gleiter angeflogen waren. Wenn sie viel, viel Glück - oder Pech? - hatten, befand sich in Reichweite ein Stützpunkt der Kolonne. Und damit Technologie und möglicherweise Aufklärung über das Hiersein von GLOIN TRAITOR.
    Matheux Alan-Bari hörte kurz zu rudern auf und griff sich an die Stirn, um Schweiß abzuwischen. Umgehend geriet das Kanu ins Trudeln.
    »Rhythmus halten!«, keifte Merlin Myhr, der in diesem Boot den Vorschlagmann gab.
    »Mann, wir sind keine Galeerensträflinge!«, maulte Matheux zurück.
    »Hat auch keiner behauptet. Aber wenn wir Schwung verlieren, ist es umso mühseliger, wieder Fahrt aufzunehmen.«
    Sie hatten eine schwere Last im Schlepptau. Der bewusstlose Weltweise war mittels elastischer Schlingpflanzen an allen drei Booten verzurrt, was das Navigieren nicht einfacher machte. Ganz abgesehen davon, dass 22 kaum bekleidete Terraner-Manifestationen und eine immer noch völlig weggetretene Riesenqualle nicht unbedingt die schlagkräftigste Eingreiftruppe in diesem Abschnitt des Universums darstellten.
    Der Gedanke, sie könnten nackt, mit nichts als Lianen und Bambusspeeren bewaffnet, gegen eine Bastion der Kolonne anrennen, musste bei einigermaßen nüchternem Verstand als absolut hirnrissig eingestuft werden.
    Das von Astuin und Savoire gebrachte Argument, dass sie nicht viel zu verlieren hätten, ließ sich natürlich schwer entkräften. Außerdem, tröstete sich Matheux, konnte das nächste Festland nicht allzu weit sein. Darauf deuteten die möwenartigen Vögel hin, die ihnen seit geraumer Zeit immer wieder entgegenkamen und für einige Minuten den kleinen Konvoi mit nervtötend schrillem Gekreisch begleiteten, bevor sie in Fahrtrichtung abdrehten.
    Schließlich tauchten am Horizont tatsächlich zwei kleine, nahe beieinanderstehende Inseln auf. Der Kurs musste nur leicht korrigiert werden.
    Die Kanus gerieten in eine vorteilhafte Strömung. Dadurch kamen sie flott voran. Schon glaubte Matheux, für diesen Tag das Schlimmste überstanden zu haben.
    Da erschienen die Ungeheuer.
    Rings um die Boote durchstießen gewaltige Rückenflossen die Wasseroberfläche, gezackt und knochig, ähnlich dem Kamm eines Stegosaurus. Sie gehörten zu albtraumhaften Geschöpfen, urzeitlichen Kolossen, wahren Behemoths, mehr als drei Meter lang, mit klaffendem, zahnbewehrtem Maul und einer vorgewölbten Stirn, aus der drei geschwungene Hörner entsprangen. Nicht einem einzigen Stoß eines dieser Spieße würde die dünne Wandung ihrer Kanus

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