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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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der Erdboden sehr hart war und ihnen nur Faustkeile als Werkzeug zur Verfügung standen, hoben sie ein Grab aus, worin sie Wilbuntirs Leichnam bestatteten.
    Sybel Bytter ließ ihren Tränen freien Lauf. Nach einiger Zeit nahm Savoire sie behutsam an der Hand, führte sie einige Schritte zu einem Steinblock und setzte sich mit ihr hin. Worte des Trostes wollten ihm keine einfallen, also schwieg er; seine Anteilnahme drückte er ohnehin durch die Nähe aus.
    Die Mathelogikerin verkrampfte sich. Erst dachte Laurence, sie schluchze. Dann jedoch hob sie das schweißnasse Gesicht und sah ihn mit verklärtem, in die Ferne gerichtetem Blick an.
    »Mir ist sehr heiß«, flüsterte sie. »Und ich kann ... hören.«
    Er verstand nicht, was sie meinte.
    »Ja?«
    »Nicht mit den Ohren. Innerlich.«
    »Telepathisch? Du liest meine Gedanken?«
    »Nein. Nicht deine. Keine ... menschlichen.«
    Sie sprach wie in Trance. »Er ist äußerst erregt, fürchtet sich sehr. Aber er hat auch Rachegelüste.«
    »Wer? Der Weltweise?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der ... Ckornaute. Er erwägt, auf uns zu schießen.«
    »Von wo?« Savoire duckte sich reflexhaft hinter den Stein, zog auch Sy-bel herunter.
    »Kann ihn nicht orten. Jedenfalls sieht er uns von erhöhter Position aus.«
    Laurence suchte den Hang mit Blicken ab. Knapp unterhalb der Kuppe, zwischen Felsen verborgen, nahm seine Infrarotsicht stark konzentrierte Wärmestrahlung wahr, etwa im selben Ausmaß, wie sie ein mittelgroß gewachsener, fülliger Terraner abgäbe.
    »Hab ihn entdeckt.«
    »Was sollen wir tun?«
    *
     
    Sahmsivil legte die Harpune an, entsicherte sie und zielte.
    Es widerstrebte ihm, ohne Vorwarnung einen Pfeil abzufeuern. Andererseits hatten die Fremden, die seine Schüler ermordet hatten, genauso gehandelt. Und diesmal war das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
    Die Gestalten am Fuße des Hügels wirkten harmlos. Aber das musste nichts heißen.
    Sie waren scheinbar unbewaffnet und nackt wie Neugeborene, nur an ganz wenigen Stellen schütter bepelzt. Überhaupt wiesen sie höchstens entfernte Ähnlichkeit mit den Schlangen-köpfigen auf, am ehesten noch in Haltung und Körperbau.
    War es möglich, dass zwei verschiedene Gruppen von Fremden die Ckornauten heimsuchten, unabhängig voneinander, just zum selben Zeitpunkt - nachdem ihr Archipel zuvor für Äonen unbehelligt geblieben war? Statistisch gesehen ein äußerst unwahrscheinlicher Zufall. Nein, irgendwie mussten die Schuppigen und die Unbehaarten zusammengehören. Das stimmt.
    Beinahe hätte Sahmsivil vor Schreck abgedrückt.
    Eine Verbindung besteht ...
    Dies waren nicht seine eigenen Gedanken!
    ... insofern, als wir verfeindet sind.
    Und doch gingen sie ihm durch den Kopf! Nicht als Stimmen, auch nicht als exakt ausformulierte Sätze. Doch er verstand den Inhalt, die eindringlich übermittelte Botschaft.
    Jene fremden Krieger, die du hasst, weil sie deine Schutzbefohlenen umgebracht haben, nennen sich Mor'Daer. Wir hingegen sind Terraner und guten Willens.
    Das konnte jeder behaupten.
    Mit deiner Harpune bist du uns weit überlegen. Wir haben keine Waffen, nicht einmal Messer, bloß ein paar abgebrochene Bambuslanzen.
    So leicht ließ sich Sahmsivils Argwohn nicht ausräumen. Nicht nach all dem Grauen, das ihm kürzlich widerfahren war.
    Ich komme jetzt aus meiner Deckung, damit du genau siehst, wie schutzlos ich bin. Überzeuge dich - ich habe weder Rüstung noch Energieschirmblase.
    Eines der Fremdwesen stand auf, hob die Arme über den Kopf und schwenkte sie hin und her. Offensichtlich eine Fähe, denn sie besaß Brüste mit Zitzen.
    Wenn mich dein Pfeil träfe, würde er mich verletzen oder sogar töten. Schau, meine Haut ist dünn. Ich blute schnell.
    Sie nahm einen scharfkantigen Stein und ritzte sich damit am Handrücken, der keinerlei Vibrissen aufwies. Rote Tropfen traten aus. Die Fremde hatte die Wahrheit gesagt.
    Sein Vertrauen gewann sie damit noch lange nicht. Vielleicht wollte sie ihn nur hinunter locken, wo ihre Spießgesellen im Hinterhalt lagen.
    Verstehe. - Weißt du was, ich gehe dir entgegen. Allein, ganz gemächlich, steige ich zu dir hinauf. Einverstanden?
    *
     
    Die Mathelogikerin hatte ihren Part des mentalen Dialogs halblaut mitgesprochen. Daher konnte sich Laurence Savoire zusammenreimen, dass sie es mit keinem Angehörigen der Kolonne, sondern einem Ureinwohner dieses Planeten zu tun hatten.
    Er informierte die Kameraden darüber, dass Sybel Tuchfühlung zu einem potenziellen

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