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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bringen werden.“
    „Zu dem will ich nicht!“
    „Zu wem sonst?“
    „Zu Abd el Fadl, dem Fürsten von Halihm.“
    „Wirst du zu ihm gesendet?“
    „Ja.“
    „Von wem?“
    „Vom neuen Mir von Ardistan.“
    „Den gibt es nicht. Du meinst jedenfalls den zweitgeborenen Prinzen der Tschoban, den man den ‚Panther‘ zu nennen pflegt. Wo befindet er sich jetzt?“
    „Ich bin nicht beauftragt, es dir zu sagen!“
    „So wirst du es einem andern sagen! Ich habe dich als einen ehrenwerten, mutigen Mann kennengelernt; aber neben dem Mute hat auch die Vernunft zu walten. Eure Pläne waren unvernünftig, und der ‚Panther‘ handelt geradezu verrückt! Hattet ihr in Ardistan keinen andern, bessern Ersatz für den bisherigen Mir als nur diesen fremden, leidenschaftlichen, unerfahrenen Knaben? Konntet ihr diesem Undankbarsten aller Undankbaren euer Vertrauen schenken, nachdem er das Vertrauen des Mir so gewissenlos betrogen hatte –?“
    „Uns wird er nicht betrügen!“ unterbrach mich der Oberst.
    „Er hat euch schon betrogen!“
    „Wieso?“
    „Das sollst du bald erfahren. Jedes Volk ist den Herrscher wert, den es hat. Wenn euer Mir euch nicht gefiel, so kannst du sicher sein, daß auch ihr ihm nicht gefallen habt. Es wäre jedenfalls vorteilhafter gewesen, euch einander zu nähern, euch einander zu erziehen, euch einander zu bessern, als ihn vom Thron stoßen und euer Schicksal in die Hand des ‚Panthers‘ legen zu wollen!“
    Er lachte ungläubig auf und sagte:
    „Der Mir wäre nie zu bessern und nie zu erziehen gewesen!“
    „Leichter als du und leichter als ihr alle! Du hast ihn erst noch kennenzulernen. Ihr alle kanntet ihn nicht. Ich bringe dich zu ihm.“
    „Aber ich will doch nicht zu ihm!“
    „Wohin du willst, ist gleichgültig. Er ist oberster Kommandeur der ‚Stadt der Toten‘, und ich bin verpflichtet, dich nur ihm, keinem andern auszuliefern.“
    „Oberster Kommandeur! Der ‚Stadt der Toten‘!“ lachte der Offizier wieder, dieses Mal aber fast höhnisch. „Der Titel klingt zwar schön, aber das Wasser fehlt, und es ist wohl kein Vergnügen, der Befehlshaber von nur Toten oder Sterbenden zu sein! Übrigens habe ich das Wasser, welches sich hier in unsern Schläuchen befindet, nur dem Fürsten von Halihm abzuliefern. Hoffentlich hindert man mich nicht, dies zu tun!“
    „Wer sollte dich hindern wollen?“
    „Ihr alle, die ihr vor Durst am Verschmachten seid!“
    Da rief Halef aus:
    „Du bist wirklich ein Schaf, ein sehr, sehr großes Schaf! Schau uns doch an! Sehe ich etwa verdurstet aus? Und betrachte diese dicken, runden Urgäule der Ussul! Wer da vom Verschmachten reden kann, der ist schon selbst verschmachtet, und zwar da oben im Gehirn! Da helfen keine Worte; da nützt nur die Tat! Effendi, ich schlage vor, unsern Rückzug anzutreten. Wieviel Begleitung nehmen wir mit?“
    „Begleitung?“ fragte ich. „Wozu?“
    „Diese Gefangenen zu transportieren.“
    „Pah! Die reißen uns nicht aus! Die Waffen, die wir ihnen abgenommen haben, bleiben einstweilen hier. Bring unsere beiden Pferde, das genügt!“
    Unsere Rappen waren im Gemäuer stehengeblieben. Halef holte sie. Wir stiegen auf, nahmen den Oberst in die Mitte und ritten fort. Seine Leute folgten uns mit ihren Pferden und Kamelen, ohne sich zu weigern. Sie waren müde und willenlos; ihm aber durften wir noch nicht ganz trauen, wenigstens so lange nicht, als er an dem Vorurteil festhielt, daß es mit uns schlecht stehe. Dies währte aber nur wenige Schritte, bis wir den Rand der Höhe erreichten und nun die Stadt vor unseren Augen lag. Da sah er den Fluß, und er sah auch die Menschen, die sich in den Straßen und Gassen bewegten.
    „Allah beschütze mich!“ rief er aus, indem er sein Pferd anhielt. „Das ist ja Wasser!“
    Wir hielten mit an, sagten aber nichts. Nach einer Weile fuhr er halblaut, wie zu sich selbst, fort:
    „Wasser – viel, viel Wasser –!“
    Auch jetzt antworteten wir nicht. Er strich sich mit der Hand einige Male über die Stirn, als ob er seine Gedanken ordnen müsse, und wandte sich dann an mich:
    „Sag Effendi, ist das auch wirklich Wasser? Wahres, richtiges Wasser?“
    „Ja, wirkliches!“ antwortete ich.
    „So muß ich es glauben. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Aber wenn das wirkliches Wasser ist, so sind ja alle unsere Berechnungen, die wir auf die ‚Stadt der Toten‘ stützten, zuschanden!“
    „Das sind sie allerdings.“
    „Ihr habt Wasser, mehr Wasser als genug, und

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