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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andern stiegen auf, ich aber nicht. Ich sagte zum Dschirbani:
    „Vorerst bitte ich, mir mitzuteilen, wie du dir die Rettung dieser Leute denkst. Es gibt keine Boote.“
    „Aber es gibt Pferde“, antwortete er. „Pferde der Ussul, die sich vor keiner Wasserflut fürchten. Es reiten zweihundert von uns schwimmend hinüber, ein jeder ein lediges Pferd an der Hand. Das reicht aus für alle, die drüben sind. Meinst du nicht?“
    „Allerdings. Doch warte! Ich hole die Hunde.“
    „Wozu?“
    „Für unvorhergesehene Fälle. Gleich komme ich wieder.“
    Als ich nicht nur mit meinen, sondern auch mit Halefs Hunden zurückkam, schüttelte er den Kopf und sagte:
    „Der Sorge wohl allzuviel!“
    Dann ritten wir hinunter nach den Wohnungen seiner Landsleute, deren zweihundert mit ebensoviel ledigen Pferden auf uns warteten. Sie schlossen sich uns an. In dem gedämpften, mystisch roten Licht des Dschebel Muchallis hatte unser Zug ein ungeheuerliches Aussehen. Überall standen Leute. Es war bekannt, was wir wollten, zugleich aber auch verboten, uns zu fragen oder sonst wie zu belästigen. Als wir unten an der Treppe ankamen, konnten wir die Insel sehr deutlich sehen, obgleich es nachts vielleicht um halb drei Uhr war und keinen Mondschein gab. Schon war das ganze ungeheure Becken mit Wasser gefüllt. Die Treppe war noch nicht ganz verschwunden, aber über die Insel ging die Flut bereits in dünnen Stößen hinweg. Die Leute des ‚Panther‘ schrien ununterbrochen um Hilfe und wimmerten vor Angst.
    Unser Unternehmen war gar nicht gefährlich: nur mußte man sich hüten, über die Insel hinausgetrieben zu werden, weil das Wasser dort noch in zahlreichen Trichtern bohrte und drehte. Wer da hineingeriet und in das Strombett getrieben wurde, war unbedingt verloren. Die Treppe hinunter ging es heut viel leichter als gestern die Treppe hinauf. Die Urgäule sprangen freiwillig ins Wasser. Der Schirbani war der erste; die andern folgten. Wir drei sollten am Ufer zurückbleiben. Ich aber war anderen Sinnes. Als schon gegen hundert Personen gerettet worden waren, und der Dschirbani noch immer nicht kam, ließ ich mir von Amihn seinen Smihk geben und ging mit ihm und den vier Hunden in das Wasser. Die Leute des ‚Panther‘ behaupteten, er sei durch das Gewitter vollständig verrückt geworden; er rede irr. Das stellte sich als wahr heraus. Bis ich hinüberkam, hatte er sich geweigert, sich retten zu lassen. Sobald er aber Smihk sah, den er kannte, rief er, sich in die Brust werfend, mir zu:
    „Dieses Pferd kenne ich. Es ist das Schlachtroß des Kaisers der Ussul und also meiner würdig. Ihm vertraue ich mich an. Steig ab!“
    Um ihn schnell fortzubringen, gehorchte ich diesem Befehl und nahm mir ein anderes Pferd, welches ich aber nicht sogleich bekommen konnte.
    „Und du bist mein Gefangener, hast mir zu folgen. Vorwärts!“ schrie der ‚Panther‘ den Dschirbani an.
    Dieser letztere ging, ganz so wie ich, scheinbar darauf ein und folgte dem Smihk, der mit dem ‚Panther‘ in das Wasser ging und eifrig zurückzurudern begann.
    „Halt!“ rief der ‚Panther‘ ihm zu. „Nicht dorthin! Ich will dort hinunter, in den Fluß! Ich muß nach dem Dschebel Allah, zu meiner Armee!“
    Er wollte Smihk nach abwärts lenken, der gehorchte aber nicht. Und der Dschirbani riß dem ‚Panther‘ den Zügel aus der Hand. Es begann ein Kampf. Der Dschirbani war unbewaffnet, aber der Stärkere. Da riß der ‚Panther‘ seine Doppelpistole aus dem Gürtel und schoß zweimal auf den ersteren. Dann bearbeitete er Smihk mit Sporen und Messerstichen, um ihn zu zwingen, abwärts zu schwimmen.
    „Hinein, hinein in das Wasser!“ befahl ich den vier Hunden. „Holt ihn, holt!“
    Ich deutete auf den Dschirbani, den die Schüsse vom Pferd geworfen hatten. Er konnte nur einen Arm bewegen; der andere war verwundet. Sie erreichten ihn grad noch im letzten Augenblick, als die Strömung ihn eben fassen und in den Wirbel treiben wollte. Es gelang ihnen, ihn zu halten und nach der Insel zu bringen, als ich eben ein anderes Pferd bekommen hatte. Auch der ‚Panther‘ näherte sich den Strudeln. Smihk erkannte das und empörte sich gegen die Sporenhiebe und Messerstiche, durch die er in den Tod getrieben werden sollte. Er brüllte laut auf, schoß mit dem Kopf in die Tiefe und überschlug sich im Wasser, um seinen Reiter abzuwerfen. Es gelang. Der Dicke kam unter Triumphgeschrei zu uns zurückgeschwommen. Den ‚Panther‘ aber sah kein Auge jemals

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