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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so viel sie nur immer brauchen; es wird ihnen gern gegeben!“
    Diese letztere Versicherung klang etwas eigen. Der Schech el Beled brauchte das Lächeln, welches ganz gewiß dabei seine Lippen umspielte, nicht zu unterdrücken, weil der Schleier es verbarg. Indem ich dieses dachte, sah ich ihn an, nur für einen kurzen Augenblick; aber als ich dann wieder nach der Richtung schaute, in welcher sich die Lanzenreiter befunden hatten, waren sie verschwunden, man sah sie nicht mehr.
    „Sie sind weg! So plötzlich! Wohin?“ fragte der Dschirbani. „Können sich so viele Menschen so schnell verstecken? Eine so lange Linie von Reitern? Das ist doch unmöglich!“
    „Sie sind noch genau da, wo sie waren“, antwortete der Schech. „Aber sie haben sich unsichtbar gemacht.“
    „Wodurch?“
    „Durch ihre weiten Mäntel, die zwar außen hell, innen aber dunkel sind.“
    „Hatten sie einen Grund dazu?“
    „Jedenfalls. Wahrscheinlich haben sie etwas gesehen, was ihnen verdächtig vorkommt.“
    „Was mag das sein? Uns und unsere Truppen in der ‚Stadt der Toten‘ zu entdecken, ist ihnen noch nicht möglich, denn der Blick nach der Stadt wird ihnen durch den dazwischenliegenden Höhenzug verwehrt. Das, was sie zur Vorsicht mahnt, muß sich also außerhalb der Stadt befinden, und zwar in der Richtung, nach welcher sie während ihres Rittes schauten.“
    „Also Ost“, sagte Halef. „Sollte jemand von der Hauptstadt und vom Brunnen her unterwegs sein? Der würde auch von unserm Posten bemerkt, welche, fünfzig Mann stark, da oben auf der Höhe liegen, von der wir bei unserer Ankunft herabgeritten sind. Ich denke – Maschallah! Da, schau, Sihdi. Habe ich nicht recht? Da kommt einer von ihnen! Und zwar trotz des steilen Weges im schnellsten Gang! Also unsere Posten haben dasselbe bemerkt, was die Lanzenreiter gesehen haben! Sie schicken uns diesen Boten, es uns zu melden. Er hat Eile. Man muß ihm also entgegenreiten, denn es scheint keine Zeit zu verlieren zu sein.“
    Wir andern waren derselben Ansicht. Ehe der Bote von da drüben herüberkam, und uns erfragte, konnte über eine halbe Stunde vergehen. Darum stieg ich, weil wir die beiden schnellsten Pferde hatten, mit Halef rasch von unserm hohen Aussichtspunkt hinunter, und schon nach drei oder vier Minuten ritten wir zum hinteren Ausgang hinaus, durch den Militärstadtteil, über die Brücke und dann durch den jenseitigen Teil der einstigen Residenz, bis wir auf den Mann trafen, der uns entgegenkam. Er meldete uns, daß von Osten, also aus der Richtung der Hauptstadt Ard, sich ein Reitertrupp auf Pferden und Kamelen der ‚Stadt der Toten‘ nähere. Wie viel Personen es seien, könne er nicht berichten. Er habe nicht warten können, bis man das zu unterscheiden vermochte, weil augenblickliche Benachrichtigung befohlen worden sei. Ich beorderte ihn, weiterzureiten und die Meldung auch dem Mir zu machen, sagte ihm, wo dieser zu finden sei, und setzte dann mit Halef unsern bisherigen Weg in derselben Richtung fort.
    Als wir oben auf der Höhe ankamen, bot sich uns ein weiter Ausblick gegen Morgen. Wir sahen sofort den Reitertrupp, dessen einzelne Personen nun zu unterscheiden waren. Er bestand aus zehn Personen zu Pferd und dreien, die einen Zug von Kamelen leiteten, welche mit Wasserschläuchen beladen waren. Unser Posten war ihnen also an Zahl weit überlegen. Er setzte sich zur einen Hälfte aus Ussul, zur andern aus Tschoban zusammen und steckte hinter den Mauern eines geräumigen Gebäudes, zu dem vor Jahrtausenden die Bewohner der Residenz hinaufgestiegen waren, um die herrliche Aussicht zu genießen. Wir gesellten uns ihnen bei.
    Als die Nahenden so weit herangekommen waren, daß wir ihre Gesichtszüge sehen konnten, erkannte ich in ihrem voranreitenden Anführer den vom ‚Panther‘ zum Oberst beförderten Major, der zu mir und dem Brunnenwärter in das Zisternenhaus gekommen war und dann dem Mir die lange, aufrichtige Rede gehalten hatte. Er war dann der Kommandeur der Schar gewesen, die uns nach der ‚Stadt der Toten‘ gebracht hatte. Was wollte er wieder hier? Als er die Stelle erreiche, wo wir hinter dem Gemäuer auf ihn warteten, ging ich hinaus zu ihm. Die andern bleiben einstweilen noch versteckt.
    „Maschallah!“ rief er erstaunt, als er mich erblickte. Er hielt sein Pferd an und fügte hinzu: „Das ist ja der Fremde aus Dschermanistan! Du hast doch da unten im Gefängnis Nummer fünf zu stecken! Wie kommst du hierher?“
    „Zu Pferd“,

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