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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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antwortete ich.
    „Zu Pferd? Wo hast du das Pferd?“
    „Da drin!“
    Ich deutete bei diesen Worten auf das Gebäude.
    „Hole es heraus! Ich arretiere dich! Ich muß dich wieder hinunterschaffen. Du hast mir zu zeigen, wie du entwichen bist. Wo sind die andern?“
    „Die sind noch unten!“
    „Alle?“
    „Ja, alle, außer Hadschi Halef. Der ist mit hier oben.“
    „Wo? Ich sehe ihn nicht!“
    „Er ist mit da drin bei den Pferden.“
    „So muß er auch mit heraus und hinunter. Vor allen Dingen: Ist der Mir noch unten?“
    „Ja.“
    „Die beiden Prinzen der Ussul?“
    „Ja.“
    „Habt ihr den Dschirbani und den ältesten Prinzen der Tschoban im Kanal getroffen?“
    „Ja.“
    „Leben sie noch?“
    „Sie sind noch nicht ganz tot.“
    „Wie konnte es geschehen, daß du mit deinem Halef entkamst?“
    „Wir fanden ein Loch und krochen hindurch.“
    „Dieses Loch hast du mir zu zeigen. Es wird zugemauert! Als es euch gelungen war, zu entkommen, seid ihr durch die Stadt geritten?“
    „Ja.“
    „Habt ihr da vielleicht Menschen gesehen?“
    „Sogar sehr viele.“
    „Wen?“
    „Die Ussul und die Tschoban.“
    „Das ganze Heer der Dschirbani?“
    „Das ganze Heer. Es fehlte kein einziger.“
    „Das ist gut, sehr gut. Sie stecken also alle in der Falle, alle, alle!“
    Diese Worte sagte er, zu seinen Leuten gewandt, von denen auch die letzten, nämlich die mit den Kamelen, nun herangekommen waren. Dann wandte er sich mir wieder zu und fragte:
    „Hast du noch mehr Leute gesehen? Etwa Frauen?“
    „Ja, Frauen.“
    „Welche?“
    „Die Frau des Mir und ihre Dienerinnen.“
    „Also doch! Etwa auch Merhameh, die Prinzessin von Halihm?“
    „Auch sie.“
    „Und ihren Vater?“
    „Ja.“
    „Weißt du, wo diese beiden sich jetzt befinden?“
    „Ja.“
    „So sage es! Also wo?“
    Ich war mit Absicht nicht nahe zu ihm hingegangen, sondern so weit von ihm stehen geblieben, daß er gezwungen war, seine Stimme zu erheben. Ich wollte, daß auch Halef und die Wache hörten, was er sagte. Das war geschehen, und so kam der kleine Hadschi heraus und antwortete an meiner Stelle:
    „Du willst Major gewesen und jetzt sogar Oberst geworden sein und kannst nicht schärfer denken und keine geordneten Fragen stellen? Schäme dich! Wenn wir beide frei sind, müssen doch auch die andern frei sein!“
    „Der Effendi sagte doch, sie seien noch unten!“
    „Ja, unten in der Stadt, aber doch nicht mehr unten im Kanal! Und du willst uns wieder einsperren und hörst doch, daß das ganze Heer der Dschirbani vorhanden ist!“
    „Aber jedenfalls schon dreiviertel verhungert oder verdurstet!“ verteidigte sich der Offizier.
    „Selbst wenn dies der Fall wäre, würdest du doch wohl nicht so schalten und walten können, wie es dir beliebt. Du bist ein Schaf, ein großes, dummes Schaf, und rennst dem Fleischer geraden Weges in die Hände. Ich will dir zeigen, wie verhungert und verdurstet die Ussul und Tschoban schon sind. Paß auf!“
    Er gab einen Wink. Da kamen die Genannten auf ihren Pferden heraus und beeilten sich, die paar Männer mitsamt ihren Pferden und Kamelen zu umringen. Der Oberst griff nach seinem Säbel. Da warnte ihn Halef:
    „Laß ihn stecken! Du bist unser Gefangener, sobald du dich wehrst, wirst du erschossen! Ich sage dir, es ist kein Spaß, in die Hände des obersten Scheiks der Haddedihn zu fallen! Gebt eure Waffen her! Und zwar schnell! Sonst helfen wir nach!“
    Die andern gehorchten ohne Widerstreben; sie sahen, daß sie die Übermacht gegen sich hatten. Dem Offizier aber kam es vor allen Dingen auf seine Ehre an. Er zog trotz Halefs Drohung blank, ließ sein Pferd vorn steigen und holte aus, um sich durchzuschlagen. Doch während er nach der einen Seite den Säbel hob, sprang ich von der andern zu ihm heran und riß ihn aus dem Sattel herab. Er stürzte zur Erde, und ehe er wieder aufspringen konnte, war er entwaffnet.
    „Allah will es nicht, daß ich euch entkomme“, rief er aus. „Aber ihr werdet es bereuen! Und du, Effendi, du wirst mir bezeugen, daß ich mich euch nicht ohne Kampf ergeben wollte!“
    „Das werde ich tun, und zwar gern“, antwortete ich. „Du hast deiner Pflicht und deiner Ehre genügt und kannst offenen Auges vor den Herrscher treten.“
    „Welchen Herrscher meinst du?“ erkundigte er sich.
    „Den Mir natürlich.“
    „Den Mir? Es gibt nur einen einzigen Mir, nämlich den neuen!“
    „Du irrst. Es gibt nur einen einzigen Mir, nämlich den alten, vor den wir dich

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