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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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regieren beide.“
    Da sah der Offizier erst mich und dann auch die andern groß an.
    „Wenn – wenn – wenn das wahr wäre“, sagte er, vor Schreck fast stammelnd, „dann – dann –“
    „Es ist wahr“, versicherte ich, als er hier innehielt.
    „Es ist wahr!“ versicherte auch der Mir.
    „Es ist wahr; es ist wahr!“ versicherten auch die anderen.
    „Verzeiht!“ rief der Überraschte. „Es genügt mir, wenn es nur einer sagt, nämlich dieser da!“
    Indem er dies sagte, zeigte er auf mich und fuhr dann, zu mir gewandt fort:
    „Effendi, weiß du ganz gewiß, daß es so ist, wie du sagst?“
    „Ganz gewiß!“ antwortete ich. „Ich war dabei, als der ‚Panther‘ mit der Tochter des Basch Islami sprach. Und noch eines will ich dir sagen: Der Basch Islami hat mir in meiner eigenen Wohnung in Ard mitgeteilt, daß der Mir von Ardistan abgesetzt werden soll. Der Mir befand sich ungesehen dabei. Er hörte diese Worte. Er konnte den Basch Islami sofort ergreifen, ließ ihn aber entkommen, weil ich ihn darum bat.“
    „Ist das wahr?“ fragte der Offizier, indem er den Mir mit großen Augen wie fremd anschaute.
    „Es ist wahr“, nickte dieser. „Ich hörte alles, was der Basch Islami sagte, und erlaubte ihm aber, zu fliehen.“
    „Dann – dann – dann bist du –“
    Er sprach nicht weiter, sondern er eilte hin zu dem Mir, der wieder von ihm zurückgetreten war, ließ sich auf ein Knie vor ihm nieder, ergriff seine Hand, küßte sie und rief:
    „Dann bist du doch besser, als wir dachten, bist gütiger und edler, als es schien! Verzeih mir, Herr, verzeih!“
    „Steht auf!“ gebot der Mir. „Soeben hast du gesagt, daß deine Treue dem neuen Mir gehöre.“
    „Ich wußte nichts von dem, was ich vom Effendi erfuhr! Nun aber weiß ich, daß der ‚Panther‘ ein Unwürdiger ist, der um seines Vorteils willen seine Freunde täuscht und betrügt. Und so einem Mann kann ich mich und meinen Säbel nicht zur Verfügung stellen!“
    „So trittst du also von dem ‚Panther‘ zurück?“
    „Ja. Denn ich glaube dem Effendi. Was er sagt, ist wahr. Der ‚Panther‘ hat dich belogen und betrogen, doch geht das nicht mich etwas an, sondern dich. Aber er betrügt und belügt auch den Basch Islami, seinen höchsten und besten Verbündeten. Das geht mich sehr viel an, weil ich der Freund und Vertraute des Basch Islami bin –“
    „Wenn du das bist, solltest du aber doch wissen, daß seine Tochter für den ‚Panther‘ bestimmt ist!“ fiel ich ein.
    „Das wird ein so verschwiegener Punkt ihres Abkommens sein, daß der Basch Islami sich verpflichtet gefühlt hat, sogar mir gegenüber hiervon zu schweigen“, antwortete der Offizier, um sich dann mit der Bitte an den Mir zu wenden: „Herr, gib mir eine kurze Zeit zum Überlegen! Ich muß mein Gewissen befragen, ob ich das, was ich weiß, dir sagen darf oder nicht. Dann magst du mit mir verfahren, wie die Gerechtigkeit es erfordert. Ich habe mich gegen dich empört; darauf steht der Tod!“
    Der Mir antwortete ernst, aber nicht gehässig:
    „Diese Bedenkzeit sei dir gewährt. Ich übergebe dich unserm Freund Hadschi Halef, dem Scheik der Haddedihn. Er mag dich hier herumführen, um dir zu zeigen, daß wir weder zu verdursten noch zu verhungern brauchen. Wenn zwei Stunden vorüber sind, will ich dann hören, ob du mir etwas zu sagen hast oder nicht.“
    Das war etwas für meinen kleinen Halef! Es gab gar keinen geeigneteren Mann, den Offizier in seinem Inneren schnell und völlig umzustimmen. Er nahm ihn auch sofort bei der Hand und entfernte sich mit ihm, um die Führung zu beginnen. Grad in diesem Augenblick erhob sich ein vielfacher, tiefer, langgezogener Ton, der von dem höchsten Punkt der Zitadelle ausging und hoch über dem Maha-Lama-See dahin nach auswärts schwebte. Er erklang aus den schon früher beschriebenen, langen Kriegshörnern der Ussul.
    „Das ist das Zeichen, daß die Lanzenreiter von El Hadd in der Nähe eingetroffen sind“, erklärte mir der Herrscher. „Während du mit Halef nach der Höhe rittest, ließ ich ihren Empfang und ihre Unterbringung vorbereiten. Begeben wir uns wieder auf die Höhe des Tempels, um ihre Ankunft besser als von hier aus zu überschauen!“
    Wir alle, die wir soeben beisammen waren, stiegen wieder auf die Platte des Doms, von der es die beste Aussicht über die ganze Gegend gab. Es war wirklich so, wie wir vermutet hatten; die Lanzenreiter hatten die kleine Karawane des Oberst kommen sehen und sich

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