25 - Ardistan und Dschinnistan II
begleitete mich. Er war außerordentlich stolz auf seine heutigen Leistungen als Kalkant.
„Bist du mit mir zufrieden, Sihdi?“ erkundigte er sich.
„So leidlich“, antwortete ich.
„Warum nur leidlich? Hat es dir während der ganzen Feier auch nur ein einziges Mal an Luft in der Orgel gefehlt?“
„Nein. Aber hast du auch nur ein einziges Mal ein kleines bißchen Luft mehr gegeben, als nötig war? Beweise es!“
Auf diese raffinierte Schlechtigkeit war er zunächst still. Er dachte nach. Dann sagte er:
„Konnte ich wissen, daß du mehr verlangst als du brauchtest? Du betrübst mich sehr! Aber morgen werde ich schneller treten und dir so viel Luft zuschicken, daß du von Dankbarkeit überquellen mußt, wenn du nicht platzen willst; darauf kannst du dich verlassen!“
Was das erwähnte Festessen betrifft, so finde ich keinen Grund, es ausführlich zu beschreiben. Ich war, wie man mir glauben wird, von den Anstrengungen der letzten Tage her und also auch von heute ermüdet und bedurfte der Ruhe und des Schlafes. Darum verabschiedete ich mich mit Halef, noch ehe das Essen ganz zu Ende war, und ging nach meiner Wohnung. Was die Leute von El Hadd betrifft, so hatten sie in meiner Nähe gesessen, doch nicht so nahe, daß es zu einer wirklichen Unterhaltung zwischen ihnen und mir hätte kommen können. Es waren nur einzelne Handreichungen, Fragen und Antworten hin und her gegangen, wobei ich an dem Schech el Beled, je öfter mein Blick auf ihn fiel, je mehr etwas mir bekanntes bemerkte, was ich aber nicht bestimmen, nicht genau bezeichnen konnte. Vollständig sicher war, daß ich ihn noch nie im Leben gesehen hatte. Gab es vielleicht im Kreis meiner Bekannten eine Person, die irgendeine Ähnlichkeit mit ihm besaß? Ich dachte nach, konnte aber keine finden.
Wir hatten unsere Zimmer heute nur einige Male für sehr kurze Zeit betreten und wurden darum von unseren Hunden sehnsüchtig erwartet. Ein Diener hatte inzwischen für sie gesorgt. Sie waren schon längst zu ernst, um noch zu spielen, aber diesesmal war ihnen die Zeit denn doch zu lang geworden, und so hatten sie sich so gut unterhalten, wie es eben ging und ihnen möglich war. Halefs Hu und Hi hatten sich sehr eingehend mit dem Teppich beschäftigt und das Futter als nicht zu ihm gehörig betrachtet. Die für richtig gehaltene Trennung beider war bis zum letzten Stich durchgeführt. Das machte dem Hadschi Spaß. Es fiel ihm gar nicht ein, sie zu tadeln. Er freute sich darüber und lobte und streichelte sie. Als wir dann in mein Zimmer kamen, stellte es sich heraus, daß Aacht und Uucht sich nur vorübergehend mit dem Teppich abgegeben hatten. Es war von ihnen nur ein wenig zurechtgewiesen worden. Er lag nämlich quer anstatt lang. Ihr Hauptaugenmerk schien vielmehr auf die Wandverkleidung gerichtet gewesen zu sein. Diese bestand aus einem dünnen Stoff, der teils festgenagelt, teils in Falten geordnet war, um schmückende Bogen zu bilden. Und diese Bogen waren es, mit denen die braven Hunde nicht einverstanden gewesen waren. Sie hatten sie so gründlich entfernt, daß sie alle jetzt unten am Boden lagen und die Wände sich nun unbekleidet zeigten, die genagelten Stellen natürlich abgerechnet.
Ich erschrak zunächst ein wenig. Dieser mir von den sonst so vernünftigen Tieren gespielte Streich konnte mir natürlich nicht angenehm sein. Aber sie verhielten sich ganz eigenartig dabei. Sie taten nicht im geringsten schuldbewußt, sondern sie empfingen uns so munter und, ja, siegesgewiß, als ob sie überzeugt seien, ein gutes, lobenswertes Werk verrichtet zu haben. Uucht sprang, kaum daß wir eingetreten waren und noch ehe ich einen Tadel aussprechen konnte, nach der einen Wand, reckte sich an derselben hoch empor und begann da oben zu kratzen. Als Aacht dies sah, tat er ganz dasselbe auch an der anderen Wand. Ich ging hin, um die Stellen zu untersuchen. Diese Wände waren nicht gemauert, sondern aus Holzwerk zusammengesetzt, und in diesem Holz sah ich kleine, schmale, senkrechte Öffnungen, welche nichts anderes als Schlüssellöcher sein konnten. Es waren nicht nur eines oder zwei, sondern mehrere da, sie alle in genau derselben handlichen Höhe und immer an einer Stelle, wo eine Falte des Stoffes sie vollständig verborgen hatte. Daß die Hunde jetzt genau wußten, daß sich hier leere, verdächtige Räume befanden, daß verstand sich ganz von selbst. Wie sie zu dieser Entdeckung gekommen waren, das konnte für mich Nebensache sein. Sie hatten den
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