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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weise, und es traten
andere an ihre Stelle, ohne daß offiziell ein Wort hierüber verlautet
wurde. Auffällig hierbei war, daß die Verschwundenen zu den
Verschwörern gehörten, die an ihre Stelle getretenen aber treue
Anhänger des Mir waren. Auffallen konnte es natürlich nur denen, die
hiervon wußten, die also selbst Verschwörer waren. Denen konnte auch
nicht entgehen, daß dieses Verschwinden sich an eine ganz gewisse
Reihenfolge hielt. Es betraf zunächst die ganz hohen Angestellten, dann
die hohen, hierauf die ihnen im Rang Nächstfolgenden. Es ging also
abwärts, und zwar mit so untrüglicher Sicherheit, daß dem Eingeweihten
angst und bange werden mußte, denn ein jeder von ihnen konnte hieraus
ersehen, daß und wann die Reihe auch an ihn kommen werde. Da lag denn
nun für sie alle der Gedanke nahe, sich ganz von selbst, noch ehe das
Verhängnis nahte, also freiwillig, aus dem Staub zu machen, um diesem
doppelt schrecklichen, weil unsichtbaren und unhörbaren Verderben zu
entrinnen. Die Klugen unter ihnen folgten diesen Gedanken. Es kam eine
Zeit, in der eine Menge von Menschen ihre guten, scheinbar ganz
sicheren Stellungen und auch die Stadt verließen, ohne vorher
anzugeben, warum sie es taten und wohin sie sich wandten. Ich bemerkte
das gar wohl, hütete mich aber, voreilige Fragen hierüber an den Mir zu
richten. Es gab andere, für mich ebenso wichtige Dinge, die mich ganz
in Anspruch nahmen. Daß ich damit das Studium des hochinteressanten
Landes und seiner Bewohner meine, versteht sich ganz von selbst. Meine
persönliche Aufgabe war, hier Land und Leute möglichst genau
kennenzulernen. Ich begann, zunächst in der Stadt, hierauf in ihrer
Umgebung und sodann auch im weiteren Land herumzustreifen, wobei Halef
mich begleitete.
    Diese Streifereien wurden uns sehr leicht gemacht. Wir waren durch
das Weihnachtsfest der ganzen Bevölkerung bekannt geworden. Die
Christen hatten uns gern. Sie gaben uns Auskunft. Sie unterstützten uns
in jeder Weise. Und die anderen, die uns höchstwahrscheinlich haßten,
sie wagten nicht, uns dies offen zu zeigen. Sie waren gezwungen, sich
auch freundlich zu uns zu stellen und uns zu Diensten zu sein, obwohl
wir alles, was von ihnen kam, mit Vorsicht zu betrachten hatten.
    Dadurch, daß ich die mir jetzt zur Verfügung stehende Zeit so ganz
und gar für mich und meine persönlichen Aufgaben verwendete,
vernachlässigte ich keineswegs die Zwecke, die uns nach der Hauptstadt
von Ardistan geführt hatten. Sie waren als erfüllt zu betrachten, und
zwar im vollsten Sinne des Wortes. Wir waren hierher gekommen, uns
Aufklärung über die hiesigen Verhältnisse zu verschaffen, damit der
Dschirbani aus dieser Kenntnis den größtmöglichen Nutzen ziehe. Wie
gefährlich das für uns war, das hatten wir gar wohl gewußt, doch
glücklicherweise war alles ganz anders geworden, als für uns möglich
gewesen war, vorauszusehen. Der Mir hatte uns schnell liebgewonnen. Er
fühlte sich uns zu Dank verpflichtet. Es lag ihm schon deshalb nicht
viel daran, den Dschirbani als Feind betrachten zu müssen. Hierzu kamen
die neuen Ereignisse im Innern des Reiches und seiner Stadt. Er hatte
dem Mir von Dschinnistan den Krieg erklärt und seine Kerntruppen schon
in Marsch gesetzt, da machte er die zwei niederschlagenden
Entdeckungen, daß er vom Thron gestoßen werden solle und daß er sich
auf die Anführer dieser seiner Truppen nicht verlassen könne. Seine
Lage war äußerst gefährlich. Da versprach ich ihm die Hilfe des
Dschirbani gegen die Empörer. Das bewies ihm, daß der Dschirbani ein
edelmütiger Gegner sei und brachte ihn auf den Gedanken, die drohenden
Feindseligkeiten zwischen sich und ihm einstweilen ruhen zu lassen. Er
fragte mich, ob ich ihm nicht den Gefallen tun wolle, zurückzureiten,
um mit dem Dschirbani über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Dieser
Waffenstillstand lag nicht nur überhaupt in unserem eigenen Interesse,
sondern er mußte uns auch darum willkommen sein, weil er dem Dschirbani
nach dem langen, anstrengenden Zug durch die Wüste die willkommene Zeit
gewährte, sich zu erholen und seine Truppenkörper auszubauen und
innerlich zu festigen. Ich war also gewiß, daß er einwilligen werde,
wenn auch erst nach einigem Weigern. Aber ich hatte keine Lust, diesen
Ritt selbst zu unternehmen. Ich wollte Ardistan kennenlernen, nicht
aber mich auf einer und derselben Straße immer hin und her bewegen.
Darum machte ich es dem Mir plausibel, diese Aufgabe einem

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