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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Prinzen der Tschoban unter sich gehabt und festgehalten; sie kannten also seine Witterung. Er hatte die Stellen, an denen die verborgenen Kästen lagen, so oft berührt, daß der Geruch seiner Hände daran haftete. Das war für ihre feinen Nasen genug und erklärte alles.
    Es versteht sich ganz von selbst, daß ich sofort an den kleinen, winzigen Drückerschlüssel dachte, den er, als er sich bei mir einzuschleichen versuchte, hier verloren hatte. Er war gut aufbewahrt; nur hatte ich keine Zeit gehabt, mich näher mit ihm zu beschäftigen. Ich holte ihn und probierte. Er paßte, paßte ganz genau. Ich schloß die Kästen auf und zog sie heraus. Es waren ihrer fünf. Sie enthielten Skripturen, und zwar so außerordentlich wichtige, daß ich sofort selbst ging um den Mir zu holen, und Halef aufforderte, inzwischen ja keinen Menschen hereinzulassen.
    Der Mir war noch im Speisezimmer. Er folgte mir unverweilt, obgleich ich ihm in Gegenwart anderer nicht sagen konnte, um was es sich handelte. Aber unterwegs machte ich ihm eine Andeutung die seine Schritte beschleunigte. Wir saßen dann die ganze, ganze Nacht, um die Papiere zu ordnen, zu entziffern und zu lesen. Wir waren so müde gewesen; jetzt aber gab es keine Müdigkeit mehr; sie war vollständig verschwunden. Es handelte sich um die schon vorerwähnte Verschwörung. Ihr geistiger Leiter war der Basch Islami, der sich wünschte, der Schwiegervater des Mir von Ardistan zu werden. Ihre Seele der Maha-Lama von Ardistan, der sich heut so herausfordernd betragen hatte. Und ihre rechte Hand der ‚Panther‘, der sich in den Kopf gesetzt hatte, Herrscher sein zu müssen. Als der Morgen kam, waren wir fertig und von allem vollständig unterrichtet. Es gereichte mir zur Genugtuung daß der Mir keinen einzigen anderen zu Rate zog und nur mit mir und Halef allein die Maßregeln besprach, die zu ergreifen waren. Er beschloß, alles Aufsehen zu vermeiden und das, was vorgenommen werden sollte, nur ganz im stillen geschehen zu lassen. Dadurch wurde jedenfalls sehr viel Blutvergießen vermieden. Zunächst hatten die Oberanführer so schnell wie möglich zu verschwinden, nicht etwa indem man sie tötete, sondern indem man sie durch einstweilige Gefangennahme unschädlich machte. Das war bei dem Maha-Lama von Ardistan nicht schwer, bei dem Basch Islami und dem ‚Panther‘ aber nicht leicht, weil beide bereits argwöhnisch geworden waren und sich nicht mehr in der Stadt befanden. Die Verzeichnisse der Verschworenen enthielten die Namen von so vielen Offizieren, daß der Mir erklärte, eigentlich an der Treue und Zuverlässigkeit all seiner Truppen zweifeln zu müssen. Ich war zwar nicht dieser Meinung, hütete mich aber, ihm das zu sagen, denn es kam mir vor allen Dingen darauf an, ihn die Unterstützung der Christen so hoch wie möglich bewerten zu lassen. Es genügte, ihn zunächst darauf hinzuweisen, daß das gegenwärtige Christfest ganz bestimmt zu seinen Gunsten wirken werde und keine andere Partei ohne die größte Gefahr es wagen werde, den Frieden dieser jetzigen Tage zu stören. Für alle ungeahnten oder unvorhergesehenen Fälle stellte ich ihm noch einmal den Dschirbani mit seinen Truppen zur Verfügung. Das beruhigte ihn. Er teilte mir aufrichtig mit, daß es auch ohne den Fund dieser Akten der Verschwörer mit dem Maha-Lama aus gewesen sein würde, weil er den an ihm in der Kirche begangenen Schimpf nicht auf sich ruhen lassen könne. Er sei nur still gewesen, um die Feier nicht zu stören, die einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht habe. Er bestimmte, daß die Wände meines Zimmers schnell wiederherzustellen, die Skripturen aber nach seiner Wohnung zu schaffen seien. Dann fragte er in plötzlich anderem, aber auch in hohem Grad nachdenklichem Ton:
    „Weißt du denn, was heut und dieser Tage alles geschehen ist, Effendi?“
    „Ich glaube, es zu wissen“, antwortete ich.
    „Die Erfüllung alter Weissagungen?“
    „Ja.“
    „Des Sternes von Beth Lahem?“
    „Ja.“
    „Der Sage von der großen Glocke?“
    „Ja.“
    „Jetzt brauchte nur noch die Stimme der Güte und der Barmherzigkeit hier in der Kirche zu erklingen und der Herrgott von Dschinnistan nach Ardistan herabzukommen, wie damals, bevor der Fluß wieder rückwärtsströmte, so wären alle Weissagungen der wartenden Christen erfüllt, und die Engel könnten berichten, daß der Friede nun endlich auf Erden eingezogen sei! Du lächelst, Effendi?“
    „O nein! Die Sache ist ernst, hochernst!“
    „Das ist

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