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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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dieses Foto aufgenommen hat, ist Naturelle fuchsteufelswild gewesen, weil er ihr wieder einmal einen Anruf ihrer Mutter auszurichten vergessen hatte, sie drohte damit, ihm das Herz herauszuschneiden. Im Ernst, sie sagte »Ich schneid dir das Herz heraus« und beschimpfte ihn und stemmte dabei ihre kleinen Fäuste in die Seiten, und er musste lachen, wälzte sich auf dem Boden herum vor Lachen, und Doyle bellte dazu, und sie fing an, ihn in die Seite zu treten, und sie ist zwar klein, hat aber sehr starke Beine, und so ächzte er und rollte sich weg und lachte immer noch dabei, und Doyle bellte wie ein Verrückter, völlig verunsichert, und schließlich fing auch Naturelle zu lachen an und trat Monty trotzdem weiter in die Seite, weil er es verdient hatte und sie nicht wollte, dass er meinte, so leicht davonkommen zu können, und dann lief sie in die Küche und kam mit dem Fleischmesser wieder und rief »Ich schneid dir das Herz raus!«, und beide lachten sie immer noch. »Ich tu's! Ich schneid dir das Herz raus und geb es Doyle zu fressen!«
    Monty hat das Bild selbst entwickelt, bei seinem Vater in Bensonhurst, in einem zur Dunkelkammer umgebauten begehbaren Wandschrank. Sein Vater hat ihm auch geholfen, aus einem Stück verrosteten Metall vom Schrottplatz einen Rahmen zu basteln. Die Wände seiner Wohnung in Bensonhurst sind über und über mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen in verrosteten Rahmen bedeckt. Montys Vater ist ein viel besserer Fotograf, er hat ein gutes Auge. Seine Kompositionen beweisen eine Finesse, die Monty zwar erkennen, aber nicht nachahmen kann, eine Fähigkeit, das Gewöhnliche ungewöhnlich erscheinen zu lassen. Die Rahmen sind allesamt verrostet und geben den Bildern die Aura von Kleinodien, die man aus einem gesunkenen Schiff geborgen hat.
    Montys Vater hat an jenem Nachmittag die Hauptarbeit geleistet, hat das Metall auf die nötigen Längen gebracht und die Kanten glatt gefeilt, während Monty Bier getrunken und sich ein Footballspiel angesehen hat. Als der Abzug trocken war und bevor sie das Glas kaufen gingen, hat Monty mit Bleistift eine Widmung hintendrauf geschrieben: Für Naturelle Rosario. Am Tag, als sie mein Herz stahl (und es meinem Hund zu fressen gab). Später, als er es ihr zum Valentinstag schenkte, fand er die Widmung ein bisschen dämlich, aber da hatte Naturelle sie schon gelesen und gelacht und ihm einen Kuss gegeben, also war es zu spät zum Radieren.
    Heute nimmt Monty das Bild nicht wahr; es ist Teil der Wohnungseinrichtung geworden. Er nimmt Doyle die Leine ab, und der Hund trottet durchs Zimmer und rollt sich wie üblich neben dem Heizkörper zusammen. Monty schaltet den Fernseher an und schaut zu, wie der Wetterfrosch erscheint und über den bevorstehenden Sturm spricht. Er macht den Fernseher wieder aus und sieht sich um. Naturelle steht immer noch bei der Tür.
    »Was ist los?«, fragt er.
    Sie zuckt die Schultern. »Ich weiß nicht. Was möchtest du?«
    Er setzt sich auf das Sofa, die Arme auf der Rückenlehne. Ihm tun die Füße weh. Er spürt die Blasen schon, die sich an seinen wunden Fußsohlen nach dem zehnstündigen Spaziergang durch die Stadt bilden. »Was ich möchte.« Er starrt Doyle kurz an. »Ich möchte durch Wände gehen können, wie diese Braut von den X-Men.«
    Naturelle schlendert zum Sofa und setzt sich neben ihn, die Hände zwischen die Beine geklemmt.
    »Und wenn das nicht klappt«, fährt er fort, »wenn ich nicht rauskriege, wie man durch Wände geht, dann sollte ein Schuss in den Gaumen auch reichen, bamm, Problem gelöst.«
    Sie boxt ihn gegen die Schulter. »Hör auf mit den blöden Witzen.«
    »Du meinst, ich mach Witze?«
    Naturelle steht auf und geht in die Küche, holt ein Glas Imkerhonig aus dem Kühlschrank und nimmt einen Teelöffel aus dem Abtropfkorb. Sie kehrt ins Wohnzimmer zurück und setzt sich wieder neben Monty, gibt ihm das Glas. »Und was machen wir heute Abend? Bevor du dich erschießt?«
    »Uncle Blue schmeißt eine Party im VelVet. Da sollten wir hin.« Er dreht den Deckel ab und gibt ihr das Glas zurück. »Du glaubst nicht, dass ich es drauf habe, was?«
    »Nein«, sagt sie und taucht den Löffel in den Honig. »Ich weiß, dass du es nicht drauf hast. Bist du heute bei deinem Bewährungshelfer gewesen?«
    »Ja.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: Sei pünktlich morgen.« Er schaut zu, wie sie den Teelöffel sauber leckt. »So was macht ein braves Mädchen aber nicht.«
    Sie beugt sich vor und küsst ihn auf den

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