25 Stunden
Felder.
Schließlich tätschelt er Marguerite die Schultern, und sie lässt von ihm ab, sieht in sein Gesicht hinauf, bevor sie blinzelt und sich die Lippen leckt.
»Liegt an mir«, sagt er. »Du bist sehr schön.«
»Und du siehst richtig gut aus«, sagt Maggie, nachdem sie einen großen Schluck von ihrem Champagner genommen hat. »Bist du ein Schauspieler?«
»Ja«, sagt Monty und macht seinen Hosenschlitz zu. »Ich bin ein Star.«
Als die Frau gegangen ist, hebt er sein Champagnerglas an das Auge, und die blauen Wände werden grün. Irgendwo in dieser Stadt schreien Kinder, und niemand kann sie hören. Irgendwo in dieser Stadt brennt ein Feuer, und niemand löscht es, kein toller Feuerwehrmann erstickt die Flammen.
18
Naturelle findet Slattery an einer Bar in einem versteckten Winkel des Clubs. Er sitzt da, über seinen Whiskey gebeugt, und hält sich mit der einen Hand ein blaues Taschentuch ans Gesicht. Sein schwarzer Kaschmirmantel hängt über dem Nachbarhocker. Der Raum soll an die Bibliothek eines englischen Landhauses erinnern: dunkle Holztäfelung, hohe Regale mit alten ledergebundenen Büchern, flackernde PseudoGaslampen. Mitten im Raum sitzen zwei Männer mit Dreadlocks über einem Schachbrett; der eine klopft seiner Dame nachdenklich auf die Krone, während sein Freund zu D. J. Dusks Rhythmen die schwarze Mähne schüttelt.
»Francis Xavier«, sagt Naturelle und drückt seinen Nacken, »was für eine Party ist das denn?«
Slattery fährt sich mit dem Taschentuch über die Augen, faltet es, stopft es sich in die Hosentasche. Er setzt sich auf und lächelt sie rotäugig an, und Naturelle überkommen Schuldgefühle. Bis zu diesem Augenblick hätte sie sich nie vorstellen können, dass Slattery auch mal weint.
»Hey«, sagt er. »Hab dich tanzen gesehen.«
»Warum sitzt du hier ganz allein herum?« Sie setzt sich auf den Nachbarhocker und berührt ihn an der Schulter. »Alles in Ordnung mit dir?«
Er nickt. »Ich hab's in diesem beschissenen roten Saal nicht mehr ausgehalten. Die reinste Gangsterszene. Lauter Leute, die ich nicht kenne. Das sind Montys Freunde?«
»Glaube schon. Sie lassen sich jedenfalls oft sehen.«
Slattery nickt und schwenkt sein Glas, sieht zu, wie der Whiskey zum Rand hochschwappt. Bei jeder Drehung des Handgelenks sieht es so aus, als würde es gleich eine Sauerei geben, aber die gibt es nicht. Naturelle starrt gebannt auf den rollenden Whiskey, bis Slattery das Glas an die Lippen führt und es leert.»Scheißladen hier«, sagt er. »Das ist die Kluft zwischen mir und deinem Freund. Ich finde solche Läden Scheiße, und er fährt voll auf sie ab. Und außerdem sieht er besser aus.«
Sie lacht. »Jetzt lässt du aber voll den Iren raushängen, Whiskey trinken und in Selbstmitleid baden. Hast du ihn irgendwo gesehen?«
»Habt ihr nicht miteinander getanzt?« Slattery sieht auf die Uhr und flucht. »In einer Stunde muss ich im Büro sein. Herrgott, ich kann mir nicht mal vorstellen, heute zu arbeiten. Du hast mir grad 'ne Grippe angehängt, ja? Ich meid mich krank.«
»Wenn Monty sich bloß krankmelden könnte«, sagt sie und starrt auf Slatterys leeres Glas. »Wo steckt er?«
»Irgendwo wird er schon stecken. Verabschiedet sich wahrscheinlich gerade von den ganzen Rausschmeißern. Und von diesem Manager, wie heißt er noch? Dreht seine Abschiedsrunde.« Slattery schaut zu den Schachspielern. »Seit einer Dreiviertelstunde sitz ich jetzt hier, und dieser Typ hat immer noch keinen Zug gemacht.«
Naturelle schmunzelt. »Kommt dir an dem Spiel nicht irgendwas komisch vor?«
»Er könnte mal seine Türme nach innen ziehen, zum Beispiel. In den Ecken nutzen sie ihm überhaupt nichts.«
Sie sticht ihm einen Finger in die Rippen. »Die Figuren sind alle schwarz, Frank.«
Slattery blinzelt und macht dann große Augen. »Was machen die? Die spielen beide mit Schwarz? Wer hat denn dann angefangen?«
»Keine Ahnung. Spielt ja wohl auch keine Rolle. Wo sie doch alle auf derselben Seite sind.«
»Und was spielt man dann?«, fragt Slattery. »Was ist das Tolle daran? Dass die Läufer die Bauern knuddeln, oder was?«
»Hör mal, ich wollte dich was fragen, kannst du mir einen Gefallen tun?«
»Welchen denn?«
»Behalt ein Auge auf Monty, ja? Sieh zu, dass ihr zusammenbleibt heute Nacht. Er macht mich nervös.«
Slattery wendet sich von dem Schachspiel ab und sieht Naturelle ins Gesicht. »Was ist passiert?«
»Monty steht total neben sich. Diese Warterei macht ihn fertig.
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