25 Stunden
tut.«
»Krümelmonster.«
»Richtig! Krümelmonster. Was im Kopf hast du auch noch. Also, wie siehfs aus, redest du wieder mit mir? Sind wir wieder Freunde?«
»Du bist zu alt, um noch auf den Spielplatz zu gehen«, sagte sie und ließ ihn stehen.
»Ja, gut«, sagte Monty. »Morgen um dieselbe Zeit?«
Hätte ein bisschen glatter laufen können, dachte Monty nach dieser ersten Begegnung, aber er war zum Glück von sich überzeugt - die Kleine mochte ihn bestimmt, auch wenn es überhaupt nicht danach aussah. Also lieh er sich Ella Butterfields Jahrbuch aus, fand darin nur eine Naturelle und ihren Nachnamen und fing an, für sie beim Schulpförtner Geschenke zu hinterlassen. Ein Platinarmband, ein Paar Bemsteinohrringe, Chinchillaweste: eins pro Woche, der Pförtner bald ein grinsender Mitverschwörer. Naturelle akzeptierte die Geschenke, rief aber nie die Nummer an, die groß auf jedem Begleitkärtchen stand, dessen erste Zeile stets lautete: Gib mir eine Chance. Schließlich hatte Monty eine Eingebung: er hinterließ eine einzelne Karte für die Knicks, erste Reihe, erstes Heimspiel der Saison.
An diesem Abend zog er seinen brandneuen mittemachtsblauen Anzug an, seine schweineteuren italienischen Wildlederhalbschuhe, kämmte sich sorgfältig die Haare zurück, dass sein spitzer Haaransatz zur Geltung kam, legte seine Silberringe an, fuhr zum Madison Square Garden und beobachtete die Menge. Mir gehört diese Stadt, sagte er sich. Eines Tages wird mir dieses Team gehören, und dann mache ich mich selbst zum Starting Point Guard. Er zwinkerte dem Platzanweiser zu und ging die Betonstufen zur Seitenlinie hinab. Einer seiner Plätze war von einem dicken Mann in einem orangefarbenen T-Shirt besetzt, der seine Coca-Cola mit einem Strohhalm trank.
»Zeit für dich, die Biege zu machen«, sagte Monty. »Los, auf geht's.«
»Leck mich«, sagte der Dicke. »Ist mein Platz.« Er wedelte mit seiner Karte.
»Wo hast du die her, verdammt?«
»Von meiner Schwester. Ich soll dich grüßen und dir sagen, dass sie heute keine Zeit hat. Sie ist in Riverdale, Fußböden wachsen.«
Monty grinste und setzte sich. »Komm, ich spendier dir 'n Bier.«
Die nächste Karte, die Monty ihr hinterließ, war für eine Tanztheateraufführung in der Brooklyn Academy of Music. Auf das Begleitkärtchen schrieb er: Sag Hector, dass der Vorhang um Punkt acht hochgeht und sie ihn danach nicht mehr reinlassen. Und sag ihm, dass er nicht wieder dieses orangefarbene T- Shirt anziehen soll. Da sind überall Senfflecken drauf Und um fünf Minuten vor acht kam im glücklichen Stadtteil Brooklyn Naturelle Rosario den Gang hinuntergelaufen und nahm neben Montgomery Brogan Platz.
Im VelVet, am frühen Morgen des letzten Freitags im Januar, sieht Monty zu, wie ihm eine schöne Frau den Hosenschlitz aufmacht und langsam mit einem langen Fingernagel die Unterseite seines Schwanzes entlangfährt.
»Wie heißt du?«, fragt er sie.
»Maggie.«
»Maggie, ja? Gefällt mir. Maggie.«
»Kurz für Marguerite«, sagt sie und lächelt.
Sie kniet sich auf die blauen Kissen, und Monty schließt die Augen und überlässt sich ihrer Kunstfertigkeit, dem unleugbaren Trost eines guten Blowjobs. Hinter den geschlossenen Augen zieht er Naturelle die Kleider aus: die schwarze Strumpfhose, den grünkarierten Rock, die weiße Bluse. Er fährt ihr mit den Händen die sanft gewölbten Hüften entlang und zieht ihn an sich, diesen Körper, den er so gut kennt, seinen Geruch, seinen Geschmack. Dann fällt alles in sich zusammen. Unter seinen Händen ist das glatte Kunstleder des Sofas, nicht Naturelles Haut. Es riecht nach kaltem Rauch und verschüttetem Alkohol. Er öffnet die Augen und starrt die blauen Wände an, und als er sich wieder Naturelle vorzustellen versucht, bleibt ihr Gesicht verschwommen und weigert sich, Gestalt anzunehmen. Er spürt, wie er schlaff wird in Marguerites Mund, obwohl ihr Kopf nun immer nachdrücklicher auf und ab fährt und sie ihr Bestes tut, um ihn zu stimulieren. Er macht die Augen wieder zu und versucht, Naturelle wieder heraufzubeschwören, aber es klappt nicht. Naturelle bleibt verschwunden, stattdessen sieht er eine endlose Winterlandschaft vor sich, durch das Fenster des Busses, der ihn in den Norden bringt, rauf nach Otisville. Monty hat nie woanders als in der City gelebt; er ist nie länger als eine Woche fort gewesen. Er zählt die Telefonmasten, die heruntergekommenen Kleinstädte am Highway, die schneebedeckten
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