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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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schwarzen Strumpfhosen Vorschrift waren; er hielt sie für eine schlechte Idee. Wenn die Mädchen mit gestreckten Beinen nach vom schwangen, war unter ihren Röcken nur Schwarz zu sehen, ein Zensurbalken, der einem den ganzen Spaß verdarb.
    Sie wussten, dass er sie beobachtete, und sie wussten, dasssie gut aussahen mit ihren durchtrainierten Beinen, die sich streckten und beugten und wieder streckten, mit ihren langen wehenden Haaren, während sie höher schaukelten. Monty gab der Blonden Extrapunkte für ihre langen Schenkel, konzentrierte sich dann aber auf die Brünette. Während die Blonde ihre Zigarette beim Höherschaukeln nur noch in der Hand hielt, hörte die Brünette nie auf, unbekümmert an ihrer Zigarette zu ziehen und hielt sich an der einen Kette nur mit der Armbeuge fest, während sie himmelwärts sauste. Ihre Verachtung der Gefahr erregte Monty, er sah sie jeden Moment von der Schaukel fliegen, voll über den East River, und mit einem Scheppern in Queens landen. Aber das tat sie nicht; sie schaukelte und rauchte und schwatzte mit ihrer Freundin, alles ganz anstrengungslos, ganz sanfte Beinschwünge.
    Ein kleiner Junge fing zu weinen an, als seine Mutter ihn beim Handgelenk packte und von der Rutsche wegzog. Im Sandkasten war eine Horde Kinder dabei, einen Wolkenkratzer zu bauen, ein Eimer Sand auf dem nächsten, höher und höher, bis das ganze Ding zusammensackte und die Kinder kreischten und kicherten und wieder von vom anfingen. Die größeren Jungen spielten auf dem tiefer liegenden Bolzplatz Ab werfen, dort, wo im Sommer die Rasensprenger standen.
    Monty schluckte den Rest seiner Eistüte hinunter und wischte sich die Lippen mit einer Papierserviette ab. Er ging zu den Mädchen hinüber und setzte sich auf die freie Schaukel. Puerto-Ricanerin, entschied er in Sachen Brünette. Mit Begabtenstipendium. Sie zischte an ihm vorbei auf ihrem Weg nach oben.
    »Hey«, sagte er, »hast du vielleicht7ne Zigarette.«
    Sie zischte erneut vorbei. »Was?«
    »'ne Zigarette«, sagte Monty. Er hatte sie damit zum Anhalten zwingen wollen, aber sie hielt nicht an.
    »Das ist meine letzte«, sagte sie im Vorbeizischen.
    »Du gehst auf die Chapin, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Kennst du Ella Butterfield?«
    Die Blonde bremste mit den Füßen und kam zum Stehen. »Ich hab dich schon mal gesehen, oder?«
    Monty nickte, obwohl er genau wusste, dass er sie im Leben noch nicht gesehen hatte. »Ja, ich dachte, ich kenn euch irgendwoher. Geht ihr mit Ella Butterfield in eine Klasse?«
    »Ich weiß, wer du bist. Komm, Nat, wir haben Training.«
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte Monty. Die Brünette schaukelte langsam aus und sah ihn dabei an. »Wer bin ich denn?«
    Aber die Blonde entgegnete nichts. Sie sprang von der Schaukel, schnappte sich ihre Tasche und ging los, ohne zu schauen, ob ihre Freundin hinterherkam.
    Monty sah die Brünette an. »Dann heißt du Natalie?«
    »Naturelle.«
    »Echt? Naturelle. Gefällt mir. Was hat deine Freundin eigentlich für ein Problem?«
    »Du bist der Typ, der von der Campbell-Sawyer geflogen ist, weil er beim Basketball mit dem Messer auf einen gegnerischen Spieler losgegangen ist, stimmt's?«
    Monty lachte. »Jetzt bin ich schon mit dem Messer auf ihn los. Nee, darum bin ich nicht rausgeflogen. Wie kommt7s, dass du nicht mit Blondie zum Training gehst?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich will erst fertig rauchen.«
    »Und wo wohnst du?«
    »Bronx.«
    »Ja, hab ich mir schon gedacht, dass du 'ne Förder bist. Wie heißt du?«
    »Woher weißt du, dass ich 'ne Förder bin? Woher weißt du, dass ich nicht in Riverdale wohne?«
    »Weil Puerto-Ricaner bloß nach Riverdale dürfen, um da die Fußböden zu wachsen.«
    Sie schnippte ihren glimmenden Zigarettenstummel über den Zaun, stand auf und ging davon.
    Monty sprang von der Schaukel und lief ihr nach. »Warte, hey; hey, tut mir Leid. Ich wollt Riverdale beleidigen, nicht die Puerto-Ricaner. Ich bin selbst ein Förder gewesen.«
    »Hau ab.«»Das war keine Beleidigung; wir kommen aus der gleichen Ecke. Hey, komm, tut mir Leid. Ich mach's wieder gut. Ich lad dich zum Essen ein; wohin du willst. Komm, schau mich wenigstens an. Du kannst ganz schön fies gucken, wenn du willst, weißt du das? Dann guckst du ein bisschen wie dieses Monster aus der Sesamstraße, wie heißt es noch gleich? Das Keksmonster. Du guckst wie das Keksmonster. Hey, Keksmonster, rede mit mir. Komm schon, ich hab doch gesagt, dass es mir Leid

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