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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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Ich glaub nicht, dass er wirklich weiß, was Angst ist, weißt du? Ich glaub, das ist das erste Mal in seinem Leben, dass er Angst hat, und er kapiert es nicht; er kapiert nicht, was los ist.«
    Slattery schüttelt den Kopf. »Er hat auch schon früher Angst gehabt. Wie alt war er, als seine Mutter gestorben ist, sieben? Er hat mir erzählt, dass er die ganze Zeit über nicht schlafen konnte, als sie im Krankenhaus lag. Du weißt, wie lange sie im Krankenhaus gelegen hat?«
    »Drei Monate.«
    »Das ist alles ein dermaßener Schwachsinn«, sagt Slattery, und ihm steigt das Blut ins Gesicht. »Ein dermaßener Schwachsinn. Er hat dermaßen viel drauf, er hat dermaßen was im Kopf, und was tut er? Er versaut sich alles. Und ich, sein bester Freund angeblich... Stimmt doch, oder? Ich bin doch sein bester Freund?«
    »Er hat dich total gern, Frank. Das weißt du.«
    »Sein bester Freund also, und was tu ich dagegen? Gar nichts. Kein einziges Wort. Als er angefangen hat, den Leuten auf der Campbell-Sawyer Gras zu verkaufen, hab ich da was gesagt? Als alle erzählten, dass sie bei Monty kaufen, die ganze Schule, und ich wusste, dass sie ihn drankriegen würden, hundertpro, hab ich da ein Wort gesagt? Die letzten zehn Jahre lang hab ich zugeschaut, wie er tiefer und tiefer reingerät, und dann diese Freunde von ihm, diese Arschlöcher, die ich nicht mal meinen Hund streicheln lassen würde... Und ich? Hab ich gesagt: Hey, Monty. Vorsichtig jetzt. Sieh zu, dass du da rauskommst? Hab ich nicht, kein einziges Wort. Ein toller bester Freund. Scheiße, Naturelle, ich bin sein bester Freund, und ich hab bloß dagesessen und zugeschaut, wie er sich ruiniert. Und du genauso. Alle beide haben wir bloß dagesessen und ihn machen lassen.«
    Naturelle fährt sich mit dem Fingernagel den Unterarm entlang und betrachtet die schwache weiße Spur. »Monty hört ja doch nicht. Das weißt du; du weißt, wie störrisch er ist. Ich hab ihm hundert Mal gesagt, dass er damit aufhören soll...«
    »Ach, ja? War das bevor oder nachdem du bei ihm eingezogen bist?«
    Sie kennt die Anzeichen, wenn es wieder mal so weit ist mit ihm: die zusammengekniffenen Augen, das Zucken in den Pranken. Aber bis jetzt hat sie ihn noch jedes Mal beruhigen können. »Komm, lass es«, sagt sie leise und berührt ihn am Knie. »Nicht heute Nacht, Frank.«
    »War das bevor oder nachdem er dir diese Diamantohrringe geschenkt hat? Oder dich mit seiner Corvette hat zum Einkäufen fahren lassen, damit du deine Tüten nicht mehr schleppen musst? Hast du dich gewundert, wo das viele Geld herkommt? Womit sind diese Ohrringe bezahlt worden, Nat? Ihr zwei seid runter nach San Juan geflogen - tolle Sache, keine Frage, konntest du ihn mal deiner Großmutter vorstellen... Bist du für die Tickets aufgekommen? Durchgehend Erste Klasse, stimmt's? Womit ist Puerto Rico bezahlt worden? Du hast ihm gesagt, dass er aufhören soll? Einen Scheißdreck hast du. Komm, diese ganze bescheuerte Geschichte, wie er dich dazu gekriegt hat, mit ihm auszugehen, die Geschenke, die Karten - womit sind die bezahlt worden? Du hast doch damals schon gewusst, was er war, alle Leute auf allen Privatschulen Manhattans wussten, was er war. Du hast keinen Ton gesagt damals, stimmt's? Wo du doch im ganzen Leben noch nicht richtig gearbeitet hast. Du hast dir ein schönes Leben gemacht, Naturelle, und nie auch nur einen Ton gesagt.«
    Naturelle starrt ihn an, mit geblähten Nasenflügeln. »Wie kommst du dazu, hier einen auf selbstgerecht zu machen? Hast du etwa den Kontakt zu ihm abgebrochen? Du bist sein bester Freund und hast nie etwas gesagt, aber ich bin schuld? Ich bin die Böse?«
    »Ich hab mich nie von ihm aushalten lassen.«»Wie lange trägst du das schon mit dir herum? Vor einer Minute dachte ich noch, du wärst mein Freund. Ich hab mich hier hingesetzt und gedacht: Das ist Frank, mein Freund, ich hab Lust, mit ihm zu reden. Bist du betrunken, Frank? Sag mir, dass du betrunken bist. Sag mir, dass es dir Leid tut, dass du zu viel getrunken hast und nicht mehr weißt, was du sagst.«
    »Ich weiß genau, was ich sage. Heute in sieben Jahren werde ich am Tor stehen und warten, und du wirst dir irgendeinen reichen Typen geangelt haben.«
    »Frank, was ist los mit dir? Du willst, dass ich die Böse bin? Gut, bin ich die Böse. Willst du mir jetzt eine reinhauen dafür? Geht's dir dann besser? Was willst du mit mir machen? Was, Frank?«
    Slattery sitzt schweigend da, sein dicker Nacken ist

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