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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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nicht leicht haben da drin. Aber denk dran, ich war vierzehn beim ersten Mal. Und ich hab's überlebt.« Er nickt und starrt Monty in die Augen. »Wir tun, was wir zum Überleben tun müssen.«
    Uncle Blue zeigt auf Kostya, und die Zakharov-Zwillinge packen den Ukrainer von hinten und werfen ihn zu Boden. Der eine rammt Kostya das Knie ins Kreuz, der andere drückt Kostya den Lauf seiner Pistole hinters Ohr. Sie sagen etwas zu ihm, auf Russisch, und der große Mann bleibt ganz still liegen, das Gesicht gegen den nackten Betonboden gepresst.
    Uncle Blue sieht sich das an, dann nickt er Monty wieder zu. »Du hättest es uns sagen sollen.«
    »Hätte euch was sagen sollen?«, fragt Monty. Er sieht nicht zu Kostya. Er will ihn nicht sehen. Er will sie nicht hören, diese angstvollen, rauen Atemzüge.
    Vaghobek schüttelt den Kopf und stößt den Rauch durch die Nasenlöcher aus. »Wie viele Leute haben von dem Versteck im Sofakissen gewusst? Häh? Deine Freundin, Kostya, wer noch? Du musst doch längst draufgekommen sein.«
    »Monty«, jammert Kostya, »bitte, Monty...«
    Der Zwilling mit der Automatik zieht den Schlitten zurück, eine Patrone gleitet in die Kammer, aber Kostya jammert trotzdem weiter: »Monty, bitte, Monty...«, bis ihm der andere Zwilling das Gesicht in den Beton rammt, zwei Mal.
    Monty schließt die Augen.
    »Kostya hat dich verkauft, Brüderchen«, sagt Uncle Blue. »Er hat mal kurz telefoniert und dir sieben Jahre deines Lebens weggenommen.«
    »Das weiß ich doch.«
    Uncle Blue fixiert Monty durch den Zigarettenrauch hindurch. »Du hättest es uns sagen müssen.«
    Monty öffnet die Augen und erwidert das Starren. »Ihr hättet selbst draufkommen können. Du hast mir gesagt, ich soll ihm vertrauen, also hab ich ihm vertraut, und das hat mir sieben eingebracht. Ihr habt so lange gebraucht, es rauszukriegen? Die hatten ihn auf dem Kieker, und er kann sich kein Verfahren mehr leisten, also hat er mich verpfiffen. Was soll daran so kompliziert sein.«
    »Ich begreife dich nicht«, sagt Valghobek. »Dieser Mann, diese Nutte, hat dich an die Bundestypen verkauft, und das ist dir egal? Du hältst die andere Wange hin? Warum hast du uns nichts davon gesagt?«
    »Ihr habt mich nicht gefragt.«
    Uncle Blue wedelt den Rauch zwischen ihren Gesichtem weg und beugt sich vor. »Eine Ratte abzuknallen, macht dich noch nicht.selbst zu einer Ratte. Ausgleichende Gerechtigkeit.« Er nimmt Montys Waffe vom Usch und gibt sie Valghobek, der trägt sie zu Monty hinüber.
    »Ich will sie nicht.«
    »Sie gehört dir«, sagt Uncle Blue. »Weißt du, wie man damit umgeht?«
    Valghobek hält die Pistole am Lauf und wartet, ein kleines Lächeln auf den Lippen, bis Monty sie ihm wegnimmt und aufsteht.
    »Ich weiß, wie man damit umgeht.«
    »Gut«, sagt Uncle Blue. »Dieser Mann hat es nicht verdient, am Leben zu bleiben. Er hat dich betrogen, er hat mich betrogen. Er hat dich bestohlen. Er hat dir sieben Jahre gestohlen. Mach ihn kalt.«
    Monty kommt das alles bescheuert vor, bescheuerte Männer, die bescheuerte Spiele spielen, die eine Riesensauerei anrichten mit ihren Bedrohungen und Betrügereien und keinen einzigen vernünftigen Grund dafür haben. Dumpfe Schläger, die Sprüche zum Besten geben, die schon endlose Generationen von dumpfen Schlägern zum Besten gegeben haben.
    Der Zakharov-Zwilling mit der Waffe klopft mit der Mündung an Kostyas Hinterkopf, dort, wo Schädel und Wirbelsäule aufeinander treffen. »Genau hier«, sagt er. »Geht schnell.« Er richtet sich auf und entfernt sich. Sein Bruder hält Kostya immer noch am Boden; er nickt Monty zu und sieht ihn an.
    Monty hockt sich neben den Ukrainer und hält ihm die Waffe ins Genick. Kostya bringt mühsam den Kopf herum. Ihm läuft Blut aus der Nase. »Monty...«
    »Mund halten.«
    »Hör zu, Monty, bitte hör zu. Ich hatte keine Wahl. Ich...«
    »Du hattest eine Wahl«, sagt Monty. Er sieht seinem alten Freund in die Augen und spürt kein Mitleid, kein Mitleid mit diesem Mann, der Wodka mit ihm getrunken hat, der ihn in russische Restaurants in Brighton Beach mitgeschleppt und ihm das Fluchen in drei Sprachen beigebracht hat.
    Monty kommt es so vor, als wäre die Rache die einfachste aller Freuden, die verständlichste: Jemand verletzt dich, du zahlst es ihm heim. Und würde es die Sache nicht leichter machen, die sieben Jahre in einem Käfig, wenn man wüsste, dass der Mann, der einen dort hingeschickt hat, nicht am Strand in der Sonne liegt und den Wellen

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