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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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auseinander halten können. Sie sind Sportler gewesen in ihrer Heimat, Boxer bei der Roten Armee, klein, aber erschreckend schnell. Monty kommt mit ihnen klar, aber er weiß, dass sie Kostya nicht leiden können und ihn für ein Großmaul und einen Lügner halten. Einer der Zwillinge trägt die Pistolen zu Uncle Blue hinüber und legt sie vorsichtig auf den Schreibtisch.
    Uncle Blue faltet sorgfältig seine Zeitung zusammen. »Montgomery«, sagt er. »Wie läuft die Party?«
    »Ganz gut«, sagt Monty. »Vielen Dank fürs Ausrichten.«
    »Als ich das erste Mal ins Gefängnis ging, war ich vierzehn Jahre alt, ein dünner kleiner Junge. Voller Angst. Als ich wieder rauskam, hatte ich einen Bart; ich war ein erwachsener Mann. Ich ging in meine Heimatstadt zurück, ich fand meine Mutter, ich gab ihr einen Kuss. Und sie schrie.« Uncle Blue lächelt. »Sie hat mich nicht erkannt. Ich bin in drei verschiedenen Gefängnissen gewesen, Montgomery, in drei verschiedenen Ländern. Weißt du, was ich dabei gelernt habe?«
    Monty schüttelt den Kopf und wartet.
    »Ich habe gelernt, dass man besser nicht im Gefängnis ist.«
    Kostya lacht. »Das hab ich gewusst, schon bevor ich drin war.«
    »Wer spricht denn mit dir«, sagt Valghobek. »Mund halten.«
    »Sieben Jahre sind eine lange Zeit«, sagt Uncle Blue. »Manch einer würde viel dafür tun, dass ihm sieben Jahre Gefängnis erspart bleiben.«
    Monty wartet.
    »Dein Vater ist ein schwer arbeitender Mensch«, sagt Valghobek. »Wo ist seine Kneipe? In Bay Ridge? 86,h Street Ecke Sixth Avenue, richtig?«
    »Ja«, sagt Monty.
    »Da hat er es wenigstens nicht so weit«, sagt Valghobek. »Er kommt ja praktisch zu Fuß zur Arbeit. Wo wohnt er? 11th Avenue? Und wie war die Querstraße noch mal? 81**? Haus Nummer 802. Habe ich Recht? Erdgeschoss. Muss laut sein, wenn man im Erdgeschoss wohnt. Aber er geht nicht zu Fuß zur Arbeit, stimmt's? Er fährt. Einen Honda, Baujahr 87. Soll ich dir sagen, wie viele Meilen er runter hat?«
    Monty erwidert nichts.
    »Dein Vater«, sagt Uncle Blue. »Ich mag deinen Vater. Ein hart arbeitender Mann. Er hat Pech gehabt, sehr viel Pech. Es hat mich krank gemacht, was mit deiner Mutter passiert ist. Die ganze Gegend hat sie geliebt. Erinnerst du dich noch an sie, Senka?«
    »Sicher. Sie war eine schöne Frau. Ein richtiger Schatz.«
    »Ich möchte deinem Vater gern helfen«, sagt Uncle Blue. »Ich könnte jemanden wie ihn gebrauchen, jemanden, der hart arbeitet, dem ich vertrauen kann. Er hat viel Erfahrung, nicht? Er könnte einen meiner Clubs führen und gutes Geld verdienen. Ich könnte etwas für deinen Vater tun. Verstehst du, was ich meine, Montgomery?«
    Montgomery lässt den Blick auf den Boden gerichtet und spricht sehr leise. »Du brauchst das nicht zu machen. Ich habe nie irgendjemandem was gesagt. Du brauchst ihn hier nicht zur Sprache bringen.«
    »Ich habe dich etwas gefragt, Montgomery.«
    »Ich verstehe genau, was du meinst.«
    »Ich habe einen guten Job für deinen Vater«, sagt Uncle Blue. »Wir können ihm helfen mit seinen Schulden. Vielleicht kaufe ich die Kneipe, gebe ihm was in der Third Avenue. Was meinst du?«
    »Er mag seine Kneipe.«
    »Er mag seine Kneipe, na schön. Uns wird schon noch etwas einfallen.«
    Uncle Blue sieht sich Montys Waffe an, taxiert ihr Gewicht, zieht den Schlitten zurück. Er nimmt das Magazin heraus, wirft einen Blick auf die oberste Patrone, schiebt das Magazin wieder in den Griff.
    »Gute Waffe. Zielgenau?«
    Monty nickt.
    »Polymerrahmen, sehr gut, leicht zu reinigen. Und zuverlässig? Keine Ladehemmungen?«
    Monty schüttelt den Kopf. In seinen Gedärmen verschiebt sich etwas.
    Uncle Blue lächelt. »Hast du je damit geschossen? Auf einen Menschen, meine ich.«
    »Nein.«
    »Nein. Gut. Sie ist ein Spielzeug für dich. Kein Spielzeug, ein Requisit. Ein Requisit für dich. Wie bei einem Schauspieler. Oder irre ich mich da? Mit der Waffe kommst du dir... gefährlicher vor?«
    »Ich hab nie irgendjemandem ein Wort gesagt. Sie wollten über mich an dich ran. Ich weiß es, du weißt es. Um mich ging's denen nicht. Aber ich hab nie ein Wort gesagt.«
    »Ich glaube dir«, sagt Uncle Blue. »Wenn du drin bist, Monty, dann krieg raus, wer wer ist. Such dir jemanden, den niemand beschützt, der keine Leute hat. Und verprügle ihn, bis ihm das Blut aus den Augen kommt. Sie sollen denken, dass du ein bisschen verrückt bist, aber auch Respekt hast, Respekt vor den richtigen Leuten. Du siehst gut aus, du wirst es

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