Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
die Letzten von Joonahs Krieger panisch in die Wälder flohen. Dann wurde es still. Hatte die improvisierte Fahne auf dem Turm doch noch die erhoffte Hilfe herbeigerufen?
    Doch was sich da von der Küstenstraße aus der Dunkelheit näherte, war kein Eingreiftrupp des Lordkanzlers, sondern eine schweigende Prozession verhüllter Kuttenträger. Angeführt von einer zierlichen Frauengestalt. »Die Vermummten!«, flüsterte Cinderella Loomer aufgeregt, als die Fremden den Dorfplatz betraten.
    »Nosfera«, brummte der alte Jefferson, während der Blick seiner roten Augen über die bleichen Gesichter der Ankömmlinge streifte. Einige von ihnen versuchten den Kindern der Dörfler ein freundliches Lächeln zu schenken. Doch sobald die Kleinen die spitzen, gelblichen Zahnreihen in den eingefallenen Gesichtern sahen, verkrochen sie sich weinend hinter den Röcken ihrer Mütter.
    Lady Victoria Windsor konnte nur mit Mühe ihren Ekel unterdrücken, als sie bei einem der Fremden Blutspuren an Mund und Kinn entdeckte. Obwohl sie wusste, dass der Blutdurst dieser bedauerlichen Kreaturen von einer mutierten Form der Sichelzellenanämie ausgelöst wurde, also krankheitsbedingt war, stellten sich ihr bei ihrem Anblick die Nackenhaare auf.
    Es waren ein gutes Dutzend Männer und Frauen, die auf den Dorfplatz drängten, aber sie schienen nicht auf Kampf aus zu sein. Während sie jetzt die Bunkerleute umringten, heftete sich Victoria Windsors Blick auf die schöne Anführerin der Nosfera. Sie war so spärlich bekleidet, dass sich die ehemalige Queen instinktiv den Fellumhang fester um die Schultern zog.
    In ihrem Aussehen unterschied sich die junge Frau erheblich von ihren Begleitern. Ihre Haut war zwar blass, aber nicht spröde. Sie war sehr schlank, aber nicht dürr. Schwarze Locken umrahmten ihr ebenmäßiges Gesicht, und unter ihren schön geschwungenen Lippen schimmerten perlweiße Zähne. Nur die dunklen Ringe unter ihren Augen vermittelten den Eindruck von Krankheit. War sie überhaupt eine Nosfera?
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, trat die schöne Fremde jetzt vor Victoria und erklärte, dass ihr Vater ein Nosfera und ihre Mutter eine Frau der Wandernden Völker gewesen sei. Ihre Stimme klang rau und in ihren dunklen Augen lag ein geheimnisvoller Glanz. »Mein Name ist Breedy.« Fast aufreizend tippte sie mit einem zepterartigen Speer zwischen ihre wohlgeformten Brüste.
    Victoria wollte sich nicht vorstellen, unter welchen Umständen sich eine Barbarin mit einem Nosfera eingelassen hatte, doch offensichtlich hatte die Vereinigung Früchte getragen. Die Krankheit schien bei Breedy nicht ausgebrochen zu sein, auch wenn sie nicht gerade wie das blühende Leben wirkte. Die Queen räusperte sich und bedankte sich bei den Nosfera für die Vertreibung der Belagerer. Dann wollte sie wissen, woher die Gruppe käme und was sie um diese nächtliche Stunde zu ihrem Dorf geführt hätte.
    Die Nosfera, so berichtete Breedy, hatten das letzte Jahr in einem Dorf an der Westküste Guunsays verbracht, wo sie mit den Einwohnern in friedlicher Koexistenz lebten. Kürzlich hätten sie von den Schwierigkeiten gehört, die die Neuankömmlinge mit Joonah hatten, und sich auf den Weg gemacht, um zu helfen. »Seit einige von uns eure Ankunft in der nördlichen Bucht im letzten Sommer beobachteten, spielten wir immer wieder mit dem Gedanken, uns euch anzuschließen. Vielleicht ist dies nun der geeignete Zeitpunkt.« Aufmerksam schaute sie in die Runde. »Ich schätze, ihr könntet unsere Unterstützung gut gebrauchen.«
    Victoria wich ihrem Blick aus. Einerseits waren die Fremden eine willkommene Abschreckung gegen die kriegerischen Barbaren, andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, ihr Dorf für längere Zeit mit Blutsaugern zu teilen. Hilfe suchend schaute sie in Leonards Richtung. Der schien zu verstehen und wandte sich nun an die junge Frau. »Ab dem Frühjahr brauchen wir alle Hütten und den Wachturm für unsere Helfer und die längerfristig Kranken aus dem Umland. Doch den Winter über seid ihr uns willkommen.«
    Mit einem Augenaufschlag signalisierte Breedy, dass sie verstanden hatte. »Gut, dann stellt euch für die nächsten Wochen unter unseren Schutz und Joonah wird euch nicht mehr behelligen!«, versicherte sie.
    Noch bevor die anderen Dorfbewohner äußern konnten, was sie davon hielten, meldete sich Ibrahim Fahka zu Wort. »Was erwarten die Nosfera als Gegenleistung?«, wollte er wissen.
    Ohne Umschweife beantwortete Breedy

Weitere Kostenlose Bücher