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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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dieser Zeit ein junger Mann. Doch schon bald stellte sich heraus, dass sie nirgends willkommen waren. Also durchpflügten sie weiter die Gewässer der Nordsee und passierten die Straße von Dover, um nach Fraace zu gelangen. Dort, so glaubten sie, wären die Bewohner freundlicher und aufgeschlossener. Schließlich wollten sie das Blut der Menschen nicht gewaltsam nehmen, sondern hofften auf freiwillige Spenden, die ihr Überleben sicherten.
    Als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten und irgendwo in der Normandie landeten, hatten Stürme und der Mangel an Blut die Hälfte von ihnen das Leben gekostet. Die Hoffnungen der Verbliebenen, wenigstens eine neue Heimat gefunden zu haben, zerschlugen sich: Die Bewohner des unwirtlichen Landstriches jagten sie mit Knüppeln und Äxten davon. Damit begann eine Odyssee von Küstenstadt zu Küstenstadt. Nirgends konnten sie bleiben. Überall schlugen ihnen Hass, Ablehnung und Furcht entgegen.
    »Die Furcht ist die Mutter allen Unheils«, unterbrach Asyro seine Erzählung. »Ich kann sie riechen bei euch Gesunden. Wie klebriges Pech hängt dieser Geruch in meiner Nase.«
    Dann fuhr er mit seinem Bericht fort. Die Nosfera hatten nun ein neues Ziel: die Kanalinseln. Auf ihrem Weg dorthin liefen sie noch einmal die Küste Fraaces an, um Trinkwasser aufzunehmen und sich wenigstens an dem wenig nahrhaften Blut der Wakudas zu laben, die sie vom Schiff aus gesichtet hatten. Diesmal waren sie entschlossen, ihr Vorhaben mit Waffengewalt durchzusetzen.
    Doch an Land wartete niemand, der sie vertreiben wollte. Überhaupt schien die Gegend unbewohnt zu sein. Das erleichterte ihre Suche nach Wasser und den Nutztieren. Doch die Wakudas, die sie fanden, waren krank. Mit Schaum vorm Maul taumelten sie über die Wiesen und stolperten über ihre bereits verendeten Artgenossen.
    Etwas abseits der Weidefläche stießen die Nosfera auf Dutzende Zelte, wie sie die Wandernden Stämme benutzten. Tausende Fleggen umschwärmten die Behausungen und es roch nach Tod und Verwesung. An der kalten Feuerstelle im Lager entdeckten sie die ersten Leichen. Vergeblich suchten sie in den Zelten nach Lebenden. Alle Barbaren waren tot. Genau wie bei den Tieren hing so manchem noch der Schaum vor dem Mund.
    »Schon wurden die ersten Zelte in Brand gesetzt, als ich plötzlich sah, wie sich eine dünne Hand zwischen den leblosen Leibern hob. Eine junge Frau, halb verdurstet und bis auf die Knochen abgemagert. Sie mochte damals einen ähnlichen Anblick geboten haben wie ich jetzt. Doch sie war wesentlich hübscher.« Der Nosfera warf Matthew ein verzerrtes Lächeln zu. »Die Seuche hatte ihr nichts anhaben können. Vielleicht weil sie Immunstoffe in sich trug. Ihr Name lautete Brenda, und sie war die Lauscherin des Wandernden Volkes gewesen. Als ich sie sah, wusste ich, dass sie unserer Sippe Frieden bringen würde, und nahm sie mit. Und ich sollte recht behalten. Brenda hatte die Gabe, die Menschen freundlich zu stimmen. Freundlich und hilfsbereit gegenüber den Nosfera.«
    Eine Telepathin! , fuhr es Matt durch den Kopf. Vielleicht sogar vom Volk der Dreizehn Inseln! Er wusste, dass sich die Barbaren gern bei Aruulas Volk »bedienten«, wenn sie eine Telepathin für ihren Stamm suchten.
    »Fahre fort!«, drängte er den greisen Nosfera mit neu erwachtem Interesse.
    ***
    Juni 2523
    Eve Neuf-Deville schreckte aus dem Schlaf hoch. Benommen blickte sie in die Dunkelheit. Hatte sie wieder geträumt? Ein lautes Jammern aus dem Bett nebenan machte ihr klar, dass sie offensichtlich nicht die Einzige war, die von düsteren Träumen geplagt wurde. Schnell verließ sie ihre warmen Decken und beugte sich über Lady Victoria Windsor, die schweißgebadet den Kopf hin und her warf. Seit die Nosfera aufgetaucht waren, gab es kaum eine Nacht mehr, in der die ehemalige Queen ruhig schlafen konnte.
    »Ruhig, Victoria, ruhig. Es ist alles in Ordnung. Nur ein Traum, nur ein Traum.« Eve strich der Schlafenden die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann suchte sie nach dem Reflexpunkt am Handballen der Regentin und massierte ihn solange, bis die Frau mit dem fein geschnittenen Gesicht wieder in einen friedlichen Schlaf fiel.
    Dafür aber war die Psychologin nun selbst hellwach. Und wie immer bedrängten sie ihre ganz persönlichen Geister. Also zog sie sich ihre Jacke über, griff nach dem Beutel mit ihren Rauchutensilien und verließ die Behausung, die sie sich auf Wunsch Leonard Gabriels seit einigen Wochen mit Victoria teilte. Auf den

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