253 - Das Terror-Gen
aus Britana erfroren sein.«
Als Cinderella und Ibrahim mit der Kurzfassung dieser Botschaft in das Dorf zurückkehrten, herrschte dort bereits helle Aufregung: Der Rest von Joonahs Kriegern hatte auch den Zugang beim See versperrt. Sie mussten ihn in der Nacht über irgendeinen geheimen Klippenpfad erreicht haben. Nun waren die Bunkerleute Gefangene ihrer Siedlung.
Nach kurzer Beratschlagung machten sich die Queen und Gabriel auf, um mit Joonah zu verhandeln. Doch vergeblich! Der kriegerische Häuptling ließ sich auf nichts ein. Als Leonard im schließlich den Pachtvertrag unter die Nase hielt, den sie vom Lordkanzler erhalten hatten, lachte er nur. »Die Götter haben mich zum Herrscher der Insel bestimmt. Wer von euch eine Axt ansetzt, wird getötet.«
Damit waren die Verhandlungen zu Ende. Joonah zog sich in das Zelt zurück, das die Wilden am Waldsaum errichtet hatten, und seine Krieger richteten ihre Speere und Bogenpfeile auf Victoria Windsor und Gabriel. Den beiden Anführern der Community war spätestens jetzt klar: Joonah ging es nicht mehr darum, dass sie die Klippe verließen. Sein einziges Bestreben lag darin, die Technos ein für alle mal auszulöschen.
Bis in den Nachmittag hinein berieten sie im Küchenhaus mit den anderen über Lösungen aus ihrer schier aussichtslosen Lage. Selbst mit ihren beiden Schusswaffen waren sie den Wilden hoffnungslos unterlegen. Aus Sainpeert war keine Hilfe zu erwarten. Und auch nicht von Sam, der Cinderella hin und wieder in ihrem Dorf besuchte; der Schiffsbauer war im Dezember nach Fraace aufgebrochen, um eine fertig gestellte Yacht auszuliefern und neue Aufträge zu besprechen. Vor dem Frühjahr würde er nicht zurückkehren. Das Brennholz reichte noch für zwei Tage. Vorausgesetzt, alle hielten sich in einer einzigen Hütte auf.
»Eigentlich müssen wir nur die nächsten Wochen überleben«, bemerkte Sarah Kucholsky nachdenklich. »Lasst uns doch in den Turm ziehen und das Holz der Hütten als Brennmaterial benutzen.«
Dieser Vorschlag fand bei fast allen Zustimmung. Nur Sir Leonard wehrte sich vehement dagegen. »Das können wir nicht tun! Denkt doch an all die Zeit, an all die Mühe, die wir in den Bau der Siedlung investiert haben«, entgegnete er aufgebracht.
»Hast du einen besseren Vorschlag?« Cinderella Loomer sah ihn herausfordernd an.
Der Prime hatte: Während die anderen Joonahs Krieger beim Zugang zur Küstenstraße ablenkten, sollten sich zwei von ihnen nach Sainpeert durchschlagen, um Hilfe zu holen.
Sein Plan stieß auf wenig Gegenliebe. »Das würde Opfer fordern, Leonard. Wir sollten nicht das Leben von nur einem von uns aufs Spiel setzen, solange es noch andere Hoffnung gibt.« Fragend sah die Queen ihren Mitstreiter an.
Schließlich gab Gabriel nach. Am nächsten Morgen sollte die Räumung der Hütten stattfinden. Mit düsterer Miene und einer feuerroten Decke unter dem Arm verließ der Prime das Küchenhaus. Sarah Kucholsky und Eve Neuf-Deville beobachteten durchs Fenster, wie er schwerfällig den kleinen Pfad zum Wachturm hinauf stapfte. Sie nahmen an, dass er für sich sein wollte, um die neuen Pläne der Community zu verdauen. Doch nach einer Weile sahen sie die rote Decke von der Spitze des Turmes wehen. Wahrscheinlich ein verzweifelter Versuch Gabriels, die Aufmerksamkeit der Menschen von Sainpeert auf das Technodorf zu lenken, vermuteten die beiden Frauen. Doch sie irrten!
Sir Leonard Gabriel war alles andere als verzweifelt. Mit sehr zufriedenem Gesichtsausdruck blickte er über die Brüstung. Er dachte an das Dynamit, das er vor Wochen in einem vermauerten Kellergewölbe des Turmes zufällig entdeckt hatte - Hinterlassenschaften der früheren Besatzer. Mit den Pulverstangen wäre es den Technos ein Leichtes, Joonah und seine Barbaren ein für alle Mal zu vertreiben oder gar zu töten. Doch Leonard dachte nicht im Traum daran. Er hatte den explosiven Kellerschatz vor den anderen geheim gehalten. Die Kisten mit dem kostbaren Inhalt wollte er sich für das Finale seiner Pläne aufsparen. Noch war es nicht so weit. Jetzt brach zunächst Phase Zwei an…
***
Mitten in der Nacht wurden die Bewohner des Techno-Dorfes von gellenden Schreien geweckt. Alarmiert stürzten sie mit Öllampen und Waffen aus ihren Hütten. Als sie sich in der Dorfmitte versammelt hatten, waren die Schreie verstummt. Nur noch Keuchen und Stöhnen waren von den Grenzen ihrer Siedlung zu hören. Verblüfft beobachteten sie, wie vor dem Zugang zur Küstenstraße
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