253 - Das Terror-Gen
würde er sich alleine auf die Suche nach den Beiden machen und danach wieder zu ihr zurückkehren.
Plötzlich sehnte er sich danach, sich wieder mit Aruula zu versöhnen. So schnell wie möglich wollte er zur Höhle zurück. Doch schon auf seinem Weg zum Wasserkrug hielt ihn ein scharrendes Geräusch unterhalb der Mulde von seinem Vorhaben ab.
Wenige Sekunden später entdeckte er in der Tiefe eine Gestalt. Sie kauerte auf einer Felsennase keine zehn Fuß unter der Quellenbucht. Und genauso wie Matt schien auch sie unter sich etwas zu beobachten. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, konnte Drax nicht ausmachen. Wohl aber, dass das schmale Plateau, auf dem sie saß, vor der Höhle lag, die er heute Morgen in Augenschein hatte nehmen wollen.
Sollte er sich bemerkbar machen? Die Frage erübrigte sich, als die Gestalt sich mit einem Mal umwandte und auf allen Vieren in seine Felsenunterkunft zurück kroch. Matt konnte sich keinen Reim darauf machen. Anscheinend handelte es sich um einen Kranken. Doch warum versteckte er sich vor ihnen? Und war er alleine? Kurz entschlossen ließ der Commander den Wasserkrug stehen und kletterte vorsichtig zu dem Steinplateau hinunter. Dort angekommen, betrat er mit gezogenem Driller den engen Zugang zur Höhle.
Dämmerlicht, das in einem schmalen Streifen von draußen hereinfiel, erhellte einen kleinen Kuppelraum mit schrundigen Wänden. Fünf Schritte entfernt öffnete sich ein tunnelförmiger Gang, an dessen Ende diffuses Licht zu sehen war. Dorthin musste er.
Langsam tastete sich Matt durch den Tunnel. Als er sich der gegenüberliegenden Öffnung näherte, schlug ihm der Geruch von Moder und Fäulnis entgegen. Dann hörte er ein gequältes Husten. Drax blieb stehen. »Hallo?«, rief er. »Mein Name ist Matthew Drax. Ich komme in friedlicher Absicht.«
Das Husten verstummte. Eine Antwort blieb aus. Schließlich ging er weiter und erreichte das Ende des Tunnels. Zögernd betrat er eine verwinkelte Höhle. In der feuchten Wand neben dem Eingang war eine brennende Fackel befestigt. Der Boden war übersät mit dreckigen Lumpen. Irgendwo dazwischen entdeckte er eine umgestürzte Karaffe, einen Holzstab mit geschnitztem Knauf und Überreste kleinerer Tierknochen und Fischgräten. Von dem Menschen, den er eben noch gehört hatte, keine Spur.
»Hallo?« Matt beschlich ein mulmiges Gefühl. Außer dem Zugang in seinem Rücken gab es hier keine weiteren Schächte. Wohin nur hatte die Gestalt sich verkrochen? Misstrauisch wanderte sein Blick zur Decke.
In diesem Moment ertönte wieder das erstickte Husten. Es kam aus einem verdunkelten Winkel in der gegenüberliegenden Wand. Wer oder was sich auch immer dort verbarg: anscheinend hatte es Angst. Während Matt wieder seine friedlichen Absichten bekundete, holte er die Fackel und stieg über Lumpen und Unrat zur Nische. Unter einem mächtigen Felsen, der wie eine schrundige Beule aus der Wand ragte, entdeckte er eine Anhäufung aus Seegras und verdreckten Tüchern. Darauf lag die Gestalt, nach der Drax gesucht hatte.
Es war ein Mann, der ängstlich zu ihm herauf starrte. Sein bis auf die Knochen abgemagerter Körper war halb nackt und zitterte wie Espenlaub. Er war übersät mit eitrigen Wunden, von denen ein entsetzlicher Gestank ausging. Aus seinem kantigen Schädel hingen einzelne verfilzte Haarsträhnen. Drax vermutete, dass sie schlohweiß waren. Doch jetzt starrten sie vor Dreck. Die dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Spitze Wangenknochen ragten aus dem faltigen Gesicht, und seine dünnen Lippen waren fahl und rissig. Matts Blick heftete sich auf die gelblich schimmernden Zahnreihen des Mannes. Irrte er sich, oder…
Ungläubig hielt er die Fackel ein wenig tiefer. Tatsächlich, Zahn für Zahn war spitz zugefeilt! Ganz ohne Zweifel hatte er einen Nosfera vor sich!
Also waren sie doch nicht alle geflüchtet, wie Jolii ihnen berichtet hatte. In der Nacht, bevor die Schrecken der Medusa über das Dorf der Technos kamen. War er der einzige Zurückgebliebene?
Doch die Fragen musste er sich für später aufheben. Der Mann war halb verdurstet. Schnell steckte Matt die Fackel in die Felsenausbuchtung über sich. Dann packte er den Driller weg und löste den Wasserschlauch von seiner Schulter. Als er neben dem Lager niederkniete, bäumte sich der ausgedörrte Körper des Greises plötzlich auf. »Töte die Hexe!«, keuchte der Nosfera. »Töte die Hexe!« Dann brach er zusammen.
***
Februar 2523
Es war der härteste
Weitere Kostenlose Bücher