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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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ihre Rachepläne und Hoffnungen auf Verstärkung hinfällig. Neuf-Deville, Fahka und Kucholsky wären für immer verloren. Gestorben durch einen unerklärbaren Prozess, der Menschen zu Stein machte.
    »Wie weit sind Sie mit der Erforschung des angeblichen Fingers, Lady Warrington?«, fragte Hawkins in die Stille.
    »Nicht nur angeblich - es ist tatsächlich der Finger des ehemaligen Prime von Salisbury.« Die Warrington kratzte sich am Rand ihrer an diesem Tag weißen Perücke. »Der Siegelring ist echt und das Gewebe ist… nun ja… versteinert.«
    »Das ist doch Unsinn!« Mars Hawkins sprang auf.
    »Kommen Sie mit und sehen Sie es sich selbst an.«
    Die Prime blickte nacheinander in die Gesichter ihrer Leute. Sie selbst konnte es genauso wenig fassen wie alle anderen, und im Grunde wünschte sie sich, dass sie sich irrte. Ein Phänomen, das Organismen versteinerte, war eine schreckliche Gefahr für die ganze Menschheit.
    Unter Gemurmel folgten ihr alle in den Wissenschaftsraum. Hier stand das Mikroskop der Technos. Valery Heath zeigte auf die Platte, auf der eine hauchdünne Scheibe des Fingers lag, die sie mit einem Laser abgeschnitten hatte. »Sehen Sie selbst hindurch, Hawkins. Da sind Strukturen, die tatsächlich mehr an Fleisch denn an Stein erinnern.«
    Hawkins starrte durch das Okular. »Das ist doch ein Trick! Drax hält uns alle zum Narren! Wer kann schon so eine haarsträubende Geschichte glauben!« Er fuhr mit dem Kopf zurück und sah zornig in die Runde. »Wir müssen uns Rulfan holen! Drax und seine Barbarin wissen jetzt, dass wir ihn nicht mehr haben!« Er sah Merylbone böse an, der betreten zu Boden blickte.
    »Ich habe nichts gesagt, ehrlich. Die Telepathin hat's aus meinem Kopf geholt.«
    »Noch eine Hexe, was?«, spottete Hawkins. »Verdreht sie dir auch den Kopf wie seinerzeit Traysi dem guten Dubliner jr.?«
    »Das reicht!« Die Stimme der Prime war schneidend. »Hawkins, es bestehen kaum Zweifel, dass das der Finger eines Menschen ist! Und der Siegelring weist eindeutig auf Sir Leonard hin!«
    »Erinnert euch an Loomer«, flüsterte Valery. »Loomer und ihre letzten Worte. Über die Seuche.«
    Einen Moment schwiegen alle, selbst Hawkins.
    »Wir müssen also davon ausgehen, dass sie alle tot sind«, stellte Merylbone fest. »Auch wenn Drax ein Arsch ist… ich glaube ihm.«
    »So ein Unsinn! Gabriel hat ihm den Ring freiwillig gegeben, und Drax hat ihn über irgendeinen Steinfinger gezogen«, begehrte Hawkins auf. »Vielleicht von einer Statue.«
    »Ihre These ist ja ganz nett, Mars, aber sie hat einen entscheidenden Fehler«, ließ sich die Prime kühl vernehmen.
    »Und welchen?« Mars Hawkins Augen sprühten vor Zorn.
    »Der Ring konnte schon zu Lebzeiten nicht vom Finger abgezogen werden. Die Gelenke sind mit den Jahren dicker geworden als der Durchmesser des Rings. Wer auch immer ihn getragen hat, ist mit ihm gestorben.«
    Hawkins sah sie ungläubig an. »Sie scherzen.«
    »Sehen Sie selbst.« Die Prime gab ihm den Finger. »Man kann es mit bloßem Auge erkennen.«
    »Beim Himmel über London! Das ist… ich kann mir einfach nicht vorstellen…« Der rothaarige Mann verstummte.
    »Zu dumm, dass wir mit unserem altersschwachen EWAT nicht einfach nach Guernsey fliegen können, um selbst nachzusehen«, bedauerte Valery Heath.
    »Der Weg über den Kanal wäre einfach zu riskant bei den zeitweiligen Aussetzern des Magnetfelds.«
    Die Prime sah aus, als habe sie auf eine Zitrone gebissen. »Um es kurz zu machen: Ich gehe davon aus, dass Matthew Drax uns nicht hintergeht. Das hier sind der Finger und der Ring von Sir Leonard Gabriel. Unser Erzfeind ist tot.«
    Wieder herrschte Schweigen.
    Schließlich warf Valery zaghaft ein: »Und was machen wir jetzt wegen Rulfan? Wollen wir uns um das Signal kümmern, oder geht uns das nichts mehr an?«
    Die Prime wandte sich nachdenklich ab. »Genau das ist die Frage.«
    ***
    Rulfan kniete am Ufer der Themse und trank gierig das frische fließende Wasser. Die Taratzen hatten ihn knapp gehalten, und die brackige Brühe, die ihm seine Wärter vorgesetzt hatten, war kaum genießbar gewesen. Das Wasser des großen Flusses hingegen war nach dem Wegfall sämtlicher Industrien so sauber, dass man es bedenkenlos trinken konnte.
    Als sein Durst gestillt war, wich Rulfan vom steinernen Ufer zurück. Man wusste nie, ob nicht plötzlich ein mutierter Fisch aus dem Fluss schoss und sich über den unvorsichtigen Leckerbissen freute.
    Der Techno-Barbar setzte sich unter

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