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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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einen Baum, nicht weit entfernt von einem alten zerfallenen Denkmal der Vergangenheit. Rulfan erinnerte sich nicht an den Namen des Mannes, den es darstellte, auch wenn er ihn einst in den Datenbanken des Bunkers gelesen hatte. Er hatte leichte Magenschmerzen und er machte sich Sorgen um Chira.
    Er war jetzt seit zwei Stunden in der Innenstadt von London unterwegs. Bei seiner Suche nach Traysi musste er vorsichtig sein, da die Demokraten noch immer hinter ihm her waren.
    Wenn ich doch einfach gehen könnte! Rulfan sah sehnsüchtig zum Horizont. Einfach weg von hier. Aber das geht nicht. Ich gehe nicht ohne Chira.
    Außerdem schloss er aus der Anwesenheit der Lupa, dass auch Matt und Aruula zurück in London waren; schließlich war Chira beim Aufbruch nach Guernsey bei ihnen gewesen. Er hatte gehofft, sie hier draußen zu treffen, aber keine Spur von ihnen entdeckt. Auch das machte ihm Sorgen: Warum waren sie und Chira getrennt worden? Wo steckten die beiden?
    Mühsam stand er auf. Von der langen Gefangenschaft war er geschwächt. Es war herrlich, endlich frische Luft einzuatmen, die nicht nach Taratzenpisse stank.
    Er hatte die zerfallenen Häuser kaum erreicht, da ließ ein hoher Schrei aus der Luft ihn aufblicken. Über ihm flog der Eluu! Die mächtigen Flügel rauschten, als das Tier eine weite Schleife zog. Die Mutation richtete sich nach ihm aus!
    Rulfan hastete die letzten Meter zu den Ruinen hin und suchte Schutz in einem halb eingestürzten ehemaligen Kaufhaus. Nur noch einige verblichene Schilder erinnerten daran, dass man hier einst gepflegt shoppen gehen konnte. Im Inneren des Gebäudes gab es nur noch Staub und Pflanzen, die die steinernen Überreste erobert hatten.
    Rulfan spähte durch den Eingang nach draußen und zuckte zurück, als der Eluu mit einem satten Plumpsen unelegant vor dem Haus landete.
    Er hat mich gesehen! Jetzt ist er auf mich als Beute fixiert!
    Rulfan kletterte tiefer in den Schutthaufen hinein. Über ihm gab es eine eingebrochene Wand, die wie ein Dach über den Steinen lag. Er erwartete, dass der Eluu ihm nachsetzte und seinen beweglichen Hals durch die breite Öffnung schob, doch nichts dergleichen geschah.
    Das Tier saß ruhig und konzentriert vor dem Eingang wie ein buddhistischer Mönch während einer Meditation.
    »Was hat das jetzt zu bedeuten?«, murmelte Rulfan. Der Eluu verhielt sich nicht normal. Immer wieder warf der Riesenvogel ihm einen fragenden Blick zu und raschelte mit einem Schuppenflügel. Es sah fast danach aus, als würde er auf Rulfan warten.
    Nach einer geschlagenen Viertelstunde wagte sich Rulfan vorsichtig näher an den Riesenvogel heran, bereit, jederzeit zurückzuspringen. Aber das Tier griff ihn nicht an. Im Gegenteil! Es flatterte ein Stück weit, blieb dort wieder am Boden hocken und fixierte Rulfan aus gelben Tieraugen. Etwas an diesem Blick faszinierte Rulfan. Es war, als sähe er Intelligenz darin.
    »Du willst, dass ich mitkomme?« Der Albino trat aus seinem Versteck.
    Und der Eluu… nickte!
    Aber das war unmöglich; er konnte ihn nicht verstanden haben! Wieder flatterte der Eluu davon und verharrte in Sichtweite am Boden.
    Und dann tauchte plötzlich eine zweite Gestalt in Rulfans äußerstem Blickwinkel auf. Er fuhr herum: eine Taratze!
    Verdammt! Hrrney hatte es nicht für nötig erachtet, ihm seine Waffen wiederzugeben. Wenn diese Taratze nicht im Auftrag des Rattenkönigs hier war, würde er gegen sie kämpfen müssen.
    Aber auch die Riesenratte verharrte, so wie der Eluu zuvor, und starrte ihn an. Allmählich fragte sich Rulfan, ob er das alles nur träumte. Vor allem, als die Taratze jetzt auch noch das Wort an ihn richtete!
    »Komm«, knurrte sie in der Sprache der Menschen, die eigentlich unter ihresgleichen nur Hrrney beherrschte. Aber diese Taratze bemühte sich ganz offensichtlich, dass er sie verstand.
    Das muss Traysis Werk sein , schoss es Rulfan durch den Kopf. Zuerst hat sie mir den Eluu geschickt, und nun diese Taratze. Rulfan staunte über die Macht dieser Frau, deren Gaben wirklich außergewöhnlich waren. Ganz offensichtlich will sie, dass ich den Viechern folge.
    Die Taratze sprang hinunter zum Fluss, und Rulfan schloss sich ihr an. Eine halbe Stunde ging es am Ufer entlang, bis zu einem breiten Tunnel, der knapp über dem Wasserspiegel in die Erde hinein führte.
    Ein altes Abwasserrohr! Rulfan sah, dass der Eluu in der Luft einen anderen Weg wählte. Er schien zielstrebig auf einen bestimmten Punkt zuzusteuern.
    Der Albino

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