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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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teilten.
    »Ich bin mir ziemlich sicher. Seht euch die Art an, wie er sich bewegt. Es sind immer andere Kinder um ihn herum. Und er tastet unentwegt nach ihnen, um ›auf Kurs‹ zu bleiben. Seine übrigen Sinne mögen außergewöhnlich scharf sein, ihr habt ihn ja reden hören, aber sein Augenlicht…«
    Weder Aruula, noch Rulfan wirkten überzeugt. Aber letztlich war es für ihr Weiterkommen belanglos, ob der Dorfjunge, der einen so aufgeweckten Eindruck auf sie gemacht hatte, nun blind war oder nicht.
    Sie ritten in das Dorf ein, die Kinderschar immer ein Stück weit voraus, bis sie einen weiten, offenen Platz erreichten, wo die Jungen und Mädchen auf sie warteten. Hier gab es einen mit Stein eingefassten Brunnen, aus dem die Kinder eifrig Wasser in bereitstehende Schalen schöpften und sie sowohl den Besuchern als auch deren Pferden brachten.
    Matt stieg ab, um eine Schale entgegenzunehmen. Aruula blieb noch im Sattel sitzen und trank dort.
    Einige Kinder hatten einen besonderen Narren an Chira gefressen, die jedoch vor ihnen zurückwich und das angebotene Wasser nicht anrührte, bis Rulfan abstieg, die Kinder zur Zurückhaltung ermahnte und die Lupa beruhigte. Von ihm nahm Chira das Wasser schließlich an.
    »Danke«, sagte Matt und reichte die leere Schale an das Mädchen zurück, das sie ihm gegeben hatte. Die Kleine hatte ein niedliches, von Sommersprossen übersätes Gesicht, war vielleicht sieben Jahre alt. »Sag mir«, wandte er sich an sie, »wo ist der blinde Junge geblieben, um den ihr euch so rührend kümmert?« Er schoss damit ins Blaue und wartete die Reaktion des Mädchens ab.
    »Damian?«, fragte sie.
    »Wenn das sein Name ist.« Matt warf Aruula einen triumphierenden Blick zu: Na, hab ich's nicht gleich gesagt?
    Sie lächelte.
    »Und du bist…?«
    »Lindsey.«
    »Freut mich, Lindsey.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Matthew Drax. Aber Freunde nennen mich einfach Maddrax.«
    »Und mich Lin - Freunde, meine ich.« Sie ergriff seine Hand so zart, als wäre sie zerbrechlich und fürchte den harten Händedruck eines Erwachsenen. Im nächsten Moment zog sie ihre Hand zurück, drehte sich um und rannte davon, ohne die Frage nach Damian beantwortet zu haben.
    »Da hast du ja eine Eroberung gemacht«, spöttelte Aruula.
    »Eifersüchtig?« Er zwinkerte ihr zu.
    »Und wie.« Sie zeigte zu den Hütten, die den freien Platz flankierten. »Seltsam, oder?«
    »Was meinst du?«
    »Die Leute. Die Erwachsenen. Keiner von ihnen macht Anstalten, uns zu begrüßen…«
     
    Es blieb schwierig. Als die Dunkelheit über Durbayn hereinbrach, hatten Matt und seine Freunde den ein oder anderen Kontakt zu Bewohnern des kleinen Ortes gehabt, aber in der Regel verliefen diese Begegnungen alle nach dem gleichen unbefriedigenden Muster ab: stummes Taxieren aus fast feindseligen, auf jeden Fall aber abweisenden Augen.
    Matt erkundigte sich wiederholt nach Pieroo, Jenny und Ann. »… eine blonde Frau mit einem Kind und ein stark behaarter Barbar. Die Lady… steht möglicherweise in dem Ruf…«, ein Räuspern, »… unsterblich zu sein und mit den Artefakten der Alten umgehen zu können.« (Auch Jenny ging durch den Zeitstrahl der Hydree und wird für 50 Jahre nicht altern)
    Spätestens nach diesem Hinweis wurde die Ablehnung der Befragten fast greifbar.
    »Wir sollten hier nicht länger unsere Zeit verschwenden«, brummte Rulfan schließlich, als sie sich wieder auf dem Dorfplatz trafen. »Sie sind den Dreien offenbar nie begegnet.«
    »Behaupten sie zumindest«, relativierte Aruula. »Ich habe ein bisschen gelauscht . Etwas bedrückt und belastet sie, selbst die Kinder. In Durbayn regiert ein Klima der Furcht, und diese Angst errichtet Mauern. Ich weiß auch nicht, wie wir sie durchdringen können. Dazu sind die Bilder, die ich empfange, zu verschwommen.«
    »Unser Erscheinen kann dafür kaum der Grund sein«, ließ sich Matt vernehmen. »Dahinter muss etwas anderes stecken. Vielleicht hängt es ja sogar mit den geöffneten Satteltaschen von heute Morgen zusammen.«
    Rulfan sah ihn skeptisch an. »Du meinst, dass der große Unbekannte hier im Dorf zu finden ist?«
    »Ich glaube nach wie vor, dass ich mich nicht getäuscht habe«, beharrte Matt. »Und ich würde gern erfahren, ob ich richtig liege.«
    Aruula zuckte mit den Schultern. »Ich habe nichts dagegen. Aber wir werden schwerlich eine Unterkunft finden bei so viel Gastfreundschaft.«
    Als hätte er aufs Stichwort reagiert, war plötzlich Damian wieder da,

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