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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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geworden, aber…«, er grinste schief, »… ich bin wahrlich der Letzte, der sich darüber mokieren darf. Ich beobachte mich tagein, tagaus selbst und sehe sehr wohl, dass ich selbst immer eigensinniger und eigenbrötlerischer werde…« Er wischte mürrisch mit der Hand durch die Luft und wechselte das Thema: »Könnt ihr drei mit den Hinterlassenschaften der Alten umgehen?«
    Die Frage kam völlig unverhofft. Matt überlegte, ob sie offen mit Coogan sprechen konnten, oder ob ihnen ein Nachteil daraus erwachsen konnte. Schließlich nickte er. »Ein wenig.«
    »Hm. Aha. Gut, na ja. Kann nutzen oder auch nicht. Kann auch schaden. Wer weiß. Sicher ist nur, ihr hättet besser einen großen Bogen um Durbayn und die Gegend gemacht. Ist kein guter Ort für Fremde. Glaubt mir. Gar kein guter Ort für Fremde.«
    »Und warum?«
    »Weil's schon für uns Einheimische kein guter Ort ist - ihr versteht?«
    »Nicht ganz. Aber wir haben Zeit. Erklär es uns, Ben.«
    Coogan stierte ihn mit blutunterlaufenen Augen an, den Mund geöffnet, als verstünde er die Frage nicht. »Es kann kein guter Ort sein, solange sie da ist«, sagte er dann.
    »Die… Hexe«, riet Matt.
    »Natürlich!« Coogan klatschte sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. »Bringt nur Unglück, das Biest. Zaubert uns Sturm und Schnee, wenn wir Schuld auf uns laden. Terrorisiert die ganze Gegend. Niemand kann's mit ihr aufnehmen. Wir haben's versucht. O ja, das haben wir. Ich vor allem. Die Quittung seht ihr ja.« Er machte eine Geste, die alles einschloss, was er noch besaß. »War mal ein geachteter Mann. Aber dann kam der schlimme Tag . Der Tag, der alles änderte. Zuerst dachten wir, die Lichter am Himmel, die Erschütterungen im Boden, das wäre schon ihre Strafe. Wir gingen zu ihr, um an ihre Barmherzigkeit zu appellieren.« Er lachte bitter auf. »Barmherzigkeit! Wie konnten wir so verrückt sein?«
    Er sank in sich zusammen. Minutenlang kam kein Wort mehr aus seinem Mund. Doch dann hatte er sich so weit gesammelt, dass er unerwartet und zusammenhängender als zuvor zu erzählen begann. Er holte weit aus, und Matt sah, wie Damian in seiner Arbeit am Tisch innehielt und ebenfalls gebannt, fast andächtig zu lauschen begann.
    Es war eine abenteuerliche Geschichte, die Ben Coogan vor ihnen ausbreitete. Eine Geschichte, die an einem besonderen Punkt begann, den Matt zuordnen zu können glaubte, und die heute, in der Gegenwart, noch kein Ende gefunden hatte.
    Der »Terror der Winterhexe«, wie Coogan es nannte, dauerte an.
    Ben Coogan hatte vor Jahren versucht, ihn zu beenden - und dafür einen hohen Preis zahlen müssen…
    ***
    Als Coogan verstummte, stand ihnen die Betroffenheit in die Gesichter geschrieben. Matt spürte Beklemmung hinter dem Brustbein. Und Aruula nahm ihm die Frage, die ihm auf der Seele brannte, aus dem Mund, als sie sich an Coogan wandte.
    »Dein Sohn ist nie zurückgekehrt, Ben?«
    »Nie«, bestätigte der breitschultrige Mann rau.
    »Wie lange ist das her?«, wollte Matt mit belegter Stimme wissen.
    »Vier Jahre. Vier Jahre Hölle. Mein Kind, mein Posten, das Vertrauen meiner Mitbürger… das alles war von einem auf den anderen Tag weg. Die Anderen schneiden mich seitdem. Ich musste mir mein neues Heim ganz auf mich gestellt aufbauen. Hätte ich Damian nicht gehabt…«
    »Hätte ich dich nicht gehabt, Dad.« Der blinde Junge hatte sich wieder in die Zubereitung eines Eintopfgerichts vertieft, verfolgte die Unterhaltung aber offensichtlich aufmerksam.
    »Damian ist dein zweiter Sohn?« Es war Rulfan, der die Frage stellte.
    »Mein Ziehsohn«, erwiderte Coogan. »Seine Eltern… wandten sich von ihm ab. Er war es, der mir die Botschaft der Hexe überbrachte. Kurz darauf stürzte er schwer und erblindete. Es ging das Gerücht, der Fluch der Hexe läge auf ihm. Niemand wagte sich mehr in seine Nähe, außer mir. Traurige Geschichte. Fast trauriger als die meine…«
    Damian schleppte einen Topf, in dem es verheißungsvoll gluckste, zum Feuer und hängte ihn an den vorgesehenen Haken. Anschließend schürte er das Feuer.
    »Wie lange terrorisiert euch diese Hexe schon?«, fragte Matthew.
    »Sieben, acht Jahre«, brummte Coogan. »Vor vier Jahren habe ich meinen Sohn Fynn verloren - und Damian sein Augenlicht.«
    »Und dieser Wirbel ist seither verschwunden?«
    Coogan schüttelte überraschend den Kopf. »Vor zwei Jahren war er wieder da. So plötzlich, wie er verschwand, kehrte er zurück. Seither tost er wieder um das Haus der

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