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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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zum Verräter am Reich der Harmonie«, vollendete Saedelaere Vetris Erzählung. »Es

geriet zwischen die Fronten der Hohen Mächte und fiel schließlich der Vernichtung anheim.«
    »Du kennst das Schauspiel bereits, Alaska? Weshalb hast du so getan, als wärst du

unwissend?«
    Nun war es am Maskenträger, der Frau ein Lächeln zu schenken. Bisher war sie wie die

Verkörperung von Selbstsicherheit und Souveränität aufgetreten. Nun glaubte er zum ersten Mal,

hinter diese Maske sehen zu können.
    »Ich kenne das mahnende Schauspiel nicht«, gab er zu. »Aber ich kenne unzählige Geschichten

von Hilfsvölkern, die den Tanz mit den Hohen Mächten des Kosmos teuer bezahlt haben. Ich

entstamme selbst einem Volk, das mehrmals zwischen die Fronten höherer Wesenheiten geriet und

beinahe ausgelöscht worden wäre.«
    »Interessant«, sagte Vetri langsam. »Dann hat sich dein Volk also von den Hohen Mächten

losgesagt, um dieser Gefahr ein für alle Mal zu entgehen?«
    Saedelaere lächelte im Schutz seiner Maske. »Nein. So weit ist es noch nicht.«
    »Wie hältst du 's mit den Hohen Mächten?«, fragte Vetri.
    »Ich kenne mich mit der Problematik aus«, wich Saedelaere aus. »Was mich interessiert: Gab es

dieses Reich der Harmonie tatsächlich?«
    Vetri legte den Kopf leicht schief. Dann eroberte das Lächeln ihr Gesicht zurück. »Es ist eine

Parabel, Alaska. Ungebunden an tatsächliche Ereignisse. Nur so kann sich den Zuschauern seine

mahnende Botschaft erschließen.«
    »Wann findet die Vorführung statt?«, fragte der Maskenträger.
    »Schon bald.«
    *
    »Mein Instinkt sagt mir, dass dieses Reich der Harmonie existiert hat«, sagte Saedelaere.
    Sie saßen in zwei sackähnlichen Sesseln in ihrer Suite. Eroin Blitzer hielt die Arme

verschränkt. Er blickte zum Panoramafenster hinaus.
    Über der Theaterstadt wölbte sich ein dunkler werdender Himmel. Die schwebenden Leuchtelemente

verstrahlten nur noch schwaches Licht.
    »Ich habe den Begriff überprüft«, sagte der Zwergandroide. »Er existiert nicht in unserem

Datenreservoir.«
    Saedelaere deutete zur Decke. »Vielleicht erfahren wir mehr über das

Informations-Terminal.«
    Der Beherbergungsdirektor hatte sie kurz in der Bedienung der Schnittstelle zum Hauptrechner

der Theaterstadt unterwiesen.
    Auf Saedelaeres Zeichen hin lösten sich zwei leicht gewölbte Terminals von der Decke der Suite

und sanken auf ihre Knie. Der Maskenträger stellte die Verbindung mit dem Hauptrechner her.
    »Der Suchbegriff Reich der Harmonie zeitigt nur im Zusammenhang mit dem mahnenden

Schauspiel Treffer«, murmelte er. »Dabei kennen wir vergleichbar metaphysisch erhöhte Begriffe

durchaus von mehreren positiven Superintelligenzen - Reich des Glücks, beispielsweise. Davon ist

der Terminus Harmonie nicht besonders weit entfernt.«
    Stumm glitten seine Finger über die Sensorfelder. Auf dem hochgeschobenen Innendisplay

übersetzte ihm der SERUN die Texte und unterstützte ihn bei der Navigation.
    »Was suchst du, Alraska?«, fragte Eroin Blitzer nach einer Weile. Er hatte sein Terminal noch

nicht angerührt.
    »Ich suche Informationen zur Theaterstadt selbst«, antwortete Saedelaere, ohne aufzublicken.

»Zeitlinie, Struktur und so weiter.«
    »Und nach dem Wirken von Sholoubwa«, mutmaßte Blitzer.
    »Exakt.«
    Der Zwergandroide sagte mehrere Minuten lang nichts, dann fragte er: »Du findest keine neuen

Informationen?«
    Saedelaere seufzte, blickte auf. »Nein. Die Stadt scheint sich dermaßen mit dem mahnenden

Schauspiel zu identifizieren, dass es keinen Platz für die eigene Vergangenheit gibt.«
    Eroin Blitzer zog aus einer Brusttasche seines Anzuges einen kleinen silbernen Ring. Er legte

ihn auf die Infofläche und schob ihn dann mit seinen kleinen runzligen Fingern hin und her.

»Nein, nein, nein ...«, murmelte er leise. »Nein ... Ja!«
    »Was machst du da?«, fragte der Maskenträger.
    »Ich suche einen alternativen Informationsfluss, um mit administrativer Berechtigung die Suche

effektiver zu gestalten.«
    »Nein, Eroin!«, befahl Saedelaere entschieden. »Du hackst dich nicht in das Netz der

Theaterstadt!«
    Der Zwergandroide blickte auf. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinen verhutzelten

Gesichtszügen. »Weshalb nicht, Alraska?«
    »Bisher genießen wir die Gunst unserer Gastgeber«, sagte der Maskenträger. »Deshalb werden wir

uns an die Spielregeln halten und nichts unternehmen, was unsere Suche oder die Teilnahme

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