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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sahen sich beunruhigt an.
    »Hol Gilam'esh!«, forderte die Hydritin dann erneut. Sie wies auf die Funkanlage neben dem großen Panoramafenster. »Ich werde dich nicht noch einmal bitten! Dein Leben bedeutet mir nichts!«
    Clarice kniff die Lippen zusammen. Ihre blaugrünen Augen sahen starr nach draußen. Der Platz vor dem Labor war verlassen. Was konnte sie tun? Gilam'esh tatsächlich herrufen? Unmöglich. Sie musste die beiden Hydriten hinhalten, bis Hilfe kam.
    In dem Moment öffnete sich der Durchgang zur Krankenstation und ein verärgerter grauhaariger Mann trat ein. »Clarice, was soll denn schon wieder dieser Lär-?« Yann blieb stehen und starrte die drei Personen an. Er sah das Messer in den Händen der Hydritin und den Schockstab von Rotkamm, der auf Clarice zielte. »Was ist hier los?«, fragte er auf Hydritisch.
    Der männliche Hydrit löste sich von Clarice und seiner Begleiterin. Er richtete den Schockstab auf Yanns Kopf und packte den Grauhaarigen am Arm. Entschlossen drückte er die Spitze der Waffe von unten an Yanns Kinn. »Ich töte ihn, wenn du Gilam'esh nicht sofort holst!«
    Clarice brach der Schweiß aus. Hilflos sah sie zu Yann hinüber. Warum musste er auch ausgerechnet jetzt hereinkommen?
    Aber sie sind nur zu zweit! Wenn ich E'fah und Gilam'esh ein Zeichen geben kann, sind wir zu viert. Außerdem sind sie beide Quan'rill. Vielleicht erkennen sie die Falle irgendwie.
    Sie sah zögernd zur Sendestation. Die Hydritin drängte sich mit ihrem kleinen Körper gegen sie und drückte die über zwei Meter große Marsianerin vor sich her. Clarice verlor einen Augenblick das Gleichgewicht, schwankte und fing sich. Die Messerspitze drückte sich ihr in den Rücken. Ein rascher Stich und ihre Wirbelsäule wäre getroffen. Clarice schauderte, wenn sie an die Konsequenzen dachte.
    »Also gut«, klackerte sie. »Ich tue es. Ich rufe Gilam'esh her.« Sie trat an die bionetische Station und betätigte eine fahlgrün unterlegte Schaltfläche. Das bionetische Mikrofon sah aus wie eine weiche, in sich gewendete Muschel mit feinen Härchen an ihrer Außenseite.
    »Clarice an Gilam'esh. Clarice an Gilam'esh!«
    Es dauerte, bis er sich meldete. »Ja? Was ist los, Clarice?«
    »Ich brauche dich hier im Labor.« Clarice überlegte fieberhaft, was sie Gilam'esh sagen, wie sie ihn warnen könnte. Die Klinge des Messers stach unnachgiebig in ihren Rücken. Wenn ich es schaffe, ihn zu verwirren, denkt er vielleicht nach und merkt, dass etwas nicht stimmt.
    »Was ist denn so dringend?« Gilam'eshs Kinderstimme klang eher erleichtert als erbost über eine Störung.
    »Die neuen Klonkörper sind bezugsfertig«, log Clarice, in der Hoffnung, dass er merken würde, dass etwas nicht stimmte. Der alte Gilam'esh wäre sicher misstrauisch geworden. Das Kind Gilam'esh reagierte ganz anders.
    »Jetzt schon? Das ist ja großartig! Wie hast du das geschafft?«
    Clarice überlegte fieberhaft, wie sie ihrer Lüge noch eins drauf setzen konnte - aber da klackerte Gilam'esh: »Ich komme sofort, Clarice! Bis gleich!« und unterbrach die Verbindung.
    Die Marsianerin fluchte innerlich. Er muss doch wissen, dass das gar nicht stimmen kann! Die neuen Körper brauchen noch Monate, bis sie so weit sind!
    Aber vielleicht war Gilam'eshs Begeisterung auch nur gespielt. Vielleicht durchschaute er die Lüge und fragte sich, was Clarice beabsichtigte.
    Die Hydritin zog sie von der Anlage weg. »Gut gemacht. Wir warten hier. Aber dich brauchen wir jetzt nicht mehr.«
    Die Fischfrau hob mit der freien Hand einen sonderbaren Stachel in die Höhe, der aussah wie der eines kleinen Rochens. Sie stieß der entsetzten Marsianerin den Stachel in die Seite.
    Clarice hörte noch, wie Yann schrie. Das Geräusch wurde immer leiser, wurde abgelöst von einem fernen, hohen Rauschen. Ihre Sinneseindrücke verwirrten sich. Sie war wieder auf dem Mars, bei Roy, ihrem Zwillingsbruder. Wie lange war es her, dass Roy gestorben war?
    Sie streckte die Hand nach ihm aus. Er stand dicht vor ihr, ein Lächeln auf den Lippen.
    »Clarice, komm heim«, flüsterte ihr toter Bruder. Sein Schemen berührte ihre Finger.
    »Ich komme«, murmelte sie unverständlich. »Ich komme, Roy.« Dann wurde es dunkel.
    ***
    Skorm'ak lenkte seine Transportqualle zu der Ruine des Molekularbeschleunigers, die auf dem Felsplateau über der Stadthöhle aufragte. Er überprüfte ein letztes Mal den Druckanzug, der ihm einen längeren Aufenthalt im Wasser der Tiefsee gewährte und den niederen Druck

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