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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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zu stecken und sich nicht mehr E'fahs Avancen erwehren zu müssen - oder sie gar zu küssen - beflügelte ihn.
    Mädchen sind doof , dachte er, als er eilig los schwamm. E'fah folgte ihm.
    ***
    Im Labor, fünfzehn Minuten zuvor
    Clarice arbeitete konzentriert an der Genkugel der Hydree. Inzwischen hatte sie die umfangreichen Daten der Kugel auf mehrere Kristalle verteilen können, die sie den Gilam'esh'gad-Hydriten zur Verfügung stellte. Zwei von ihnen waren besonders an der Wissenschaft interessiert und würden ihre Arbeit fortsetzen, wenn sie die Stadt eines Tages verließ.
    Clarice rief den Informationsbereich zu einem Gen-Cluster auf, den sie noch nicht voll entschlüsselt hatte. Die hydritischen Schriftzeichen erschienen als Hologramm über der Kugel.
    Sie dachte ein wenig neidisch an Vogler und seine Krakenjagd. Zwar war sie gerne Wissenschaftlerin, aber sie sehnte sich nach ein wenig Action. Ihr letztes Kampftraining lag ewige Zeiten zurück.
    Sorgfältig prüfte Clarice die aufgerufenen Daten, als sie plötzlich ein Geräusch hinter sich vernahm. Da war jemand im Labor. Unangemeldet! Ihr erster Impuls war, herumzufahren, doch sie spürte, dass der andere sich anschlich.
    Clarice veränderte ihre Haltung kaum, erweiterte aber dabei durch ihre bessere Position ihr Blickfeld. Sie tat, als sei sie ganz in den Anblick der Kugel vertieft, und lugte aus den Augenwinkeln zur Seite. Schräg hinter ihr näherte sich ein Hydrit. Er war bewaffnet. Der lange Gegenstand in seiner Hand war ein Schockstab.
    Sie wartete. Je näher der Fremde kam, desto besser. Auf eine weite Distanz hatte sie keine Chance, aber im Nahkampf konnte sie ihm die Waffe entwinden.
    Der Hydrit hob den Schockstab und legte auf sie an.
    Clarice fuhr herum und wich dabei zugleich seitlich aus. Ein greller Blitz schlug neben ihr auf dem Boden ein. Die Luft schmeckte plötzlich metallisch.
    Clarice trat zu und traf den Hydriten, der ihr gerade mal bis zum Bauchnabel reichte, mit voller Wucht am Kinn. Der Fischmensch taumelte zurück. Sein Blitzstab fiel zu Boden. Clarice setzte nach, doch der andere wich ihrem Tritt aus und packte ihren Fuß. Mit einem kräftigen Ruck, der seiner Körpergröße Hohn sprach, riss er sie von den Beinen. Clarice rollte sich ab und stieß dabei gegen ein Regal mit Datenkristallen, das scheppernd umstürzte. Die im oberen Drittel gelagerten Datenkristalle regneten auf den Hydriten herab. Der hob beide Arme über den Kopf, um sich zu schützen.
    Das verschaffte Clarice genug Zeit, um sich auf ihn zu stürzen. Der Hydrit war stark und kompakt, doch weder so gut ausgebildet wie die Marsianerin, noch in seinem Element. Er keuchte schwer ob der ungewohnten Lungenatmung. Gleich hatte sie ihn überwunden. Seine Kraft ließ rapide nach.
    Clarice erhob sich auf die Knie und wollte den Fremden in einen Würgegriff nehmen - als sie plötzlich ein Messer an ihrer Kehle spürte.
    »Lass ihn sofort los!«, klackerte die aufgebrachte Stimme einer Hydritin.
    Clarice verwünschte sich. Wie hatte sie nur so dumm sein können, nicht mit einem zweiten Gegner zu rechnen! Die Hydritin musste in der Schleuse gewartet haben.
    Ich bin einfach zu lange aus der Übung! Früher war ich eine bessere Kämpferin.
    Clarice überlegte, ob sie einen Ausfall riskieren sollte, aber die Klinge des Messers lag fest über ihrer Halsschlagader. Eisige Ruhe überkam die Technikerin.
    »Was wollt ihr?« Sie unterdrückte den Impuls, zur Genkugel hinzusehen. Vermutlich waren die Fremden gekommen, um ihr wertvollstes Forschungsobjekt zu stehlen.
    Der Hydrit wand sich unter Clarice hervor, hob seinen Schockstab vom Boden auf und richtete die Spitze auf die Marsianerin. Jetzt erst ließ seine Kumpanin es zu, dass Clarice langsam mit erhobenen Händen aufstand.
    »Wir wollen, dass du Gilam'esh hierher rufst«, ordnete der Hydrit mit dem dunkelroten Flossenkamm an.
    Clarice sah ihm kalt in die Augen. »Das werde ich ganz sicher nicht tun. So wie ihr ausseht, habt ihr nichts Gutes mit ihm vor.«
    »Es kann dir egal sein, Marsweib, was wir von ihm wollen«, klackerte die Hydritin verärgert. »Hol ihn, oder ich nehme dich aus wie einen Fisch!«
    Clarice schluckte. Waren das Mar'os-Jünger? Schlächter, deren Tantrondrüse durch den Verzehr von Fisch und Fleisch angeschwollen war und bluthungrige Bestien aus ihnen machte? Wie kamen sie in die Stadt?
    »Verschwindet von hier! Die Jagdgesellschaft kann jeden Moment zurückkommen und dann sitzt ihr hier fest.«
    Die Hydriten

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