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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Marsianern die Sprache der Hydriten »geschenkt«: Der uralte Geistwanderer hatte sein Bewusstsein mit den Dreien verschmolzen und ihnen so die Möglichkeit gegeben, die Sprache der Hydriten zu begreifen. Für Vogler und Clarice war das ein unschätzbarer Vorteil, um mit den Hydriten der Stadt und dem Wächter Pozai'don zusammenarbeiten zu können. Clarices Arbeit an der Genkugel, um ein Heilmittel für die durch die Nachwirkungen der Beulenkrankheit verkrüppelten Hydriten zu finden, wurde dadurch wesentlich leichter.
    »Ja«, bekräftigte der Waldmann. »Die Schnecken machen alles kaputt mit ihrer Säure. Deshalb sprühen wir dieses ungefährliche Mittel auf die Pflanzen. Es ist, als ob man Mücken oder Wespen durch einen für sie unangenehmen Geruch abschreckt.«
    »Was sind Mücken und Wespen, Vog'ler?« Dra'nis schwamm an Voglers Seite zu einer Anpflanzung von Goldanemonen hinüber. Sein angespanntes Gesicht drückte seine Bereitschaft zu lernen aus.
    Vogler vergaß immer wieder, dass der Kleine in Gilam'esh'gad geboren war. Wie alle anderen hier gehörte Dra'nis zu den Nachfahren jener Hydriten, die durch ein Attentat von Mar'os-Jüngern infiziert worden waren. Damals hatte Krieg unter den Hydriten geherrscht, und die Mar'osianer wollten ihre Stadt Martok'shimre rächen, die von Pozai'don I. dem Meeresgrund gleichgemacht worden war.
    Vogler erzählte dem Jungen einmal mehr über Fauna und Flora der Erde und des Mars. Dra'nis hörte voller Staunen zu, ohne dabei seine Arbeit zu vergessen.
    Sie verteilten das zähflüssige Mittel auf den Pflanzen. Damit es sich nicht im Wasser verteilte, musste die flache Spitze des Gerätes über die Blätter gestrichen werden, sodass genügend Partikel an ihnen hängen blieben. Für andere Meeresbewohner war es weder zu riechen noch zu sehen, doch die Schnecken würden es meiden und keine hässlichen Löcher in die türkisblauen Blätter mehr fressen.
    Vogler vertrieb mit einer langsamen Bewegung einen fetten Buntfisch, der ihn mit hervorquellenden Augen anglotzte. Besorgt sah er zum Höhlendach der hohen Kuppel hinauf. Die lumineszierenden Pflanzen kündigten die Nacht an, und der Weg zurück zum Stadtgebiet dauerte auch mit der Qualle, die Pozai'don ihm zur Verfügung gestellt hatte, seine Zeit.
    »Wir machen Schluss für heute«, bestimmte der Baumsprecher und strich Dra'nis über den glänzenden blauen Flossenkamm. Der Junge klackerte wohlig.
    »Gut! Langsam hab ich auch Hunger wie ein Wal!« Er sah flüchtig zu Vogler auf, als wolle er etwas fragen. Dann kaute er sich auf den wulstigen Lippen herum. Seine Flossenhand zitterte leicht im Wasser.
    »Vog'ler…«, begann er zögernd. »Wirst du weggehen, wenn Clar'ice fertig ist mit dem Heilmittel? Ist dann die große Aufgabe getan, die dein Meister Windtänzer dir auftrug?«
    Vogler sah den Jungen erstaunt an. Anscheinend spürte Dra'nis sein Heimweh, und er hatte gut zugehört, als Vogler ihm vom Mars und von Windtänzer erzählte.
    »Ich weiß es nicht, Dra'nis«, sagte er ehrlich. Er hielt nichts davon, andere zu belügen, auch wenn die Wahrheit manchmal wehtun mochte. »Vielleicht ist meine Aufgabe tatsächlich bald beendet. Mein Meister sagte, ich solle etwas tun, was für die ganze Menschheit wichtig sei. Und was ist wichtiger, als Menschen und Hydriten zu versöhnen, Freundschaften zu schließen, die Bündnisse werden können, und euch die Erinnerung über eure wahre Heimat zurückzugeben, die auch meine Heimat ist?«
    Dra'nis Augen wurden starr - ein Ausdruck der Hydriten, der Trauer ausdrücken konnte. »Ich hoffe, du gehst nie mehr weg, Vog'ler«, klackerte er leise.
    Vogler schwieg. Etwas in ihm sagte ihm, dass sich seine Zeit unter dem Meeresspiegel dem Ende entgegen neigte. Eine Intuition, gespeist aus dem Wissen, dass Clarice und er ihre Aufgabe, den Verwachsenen zu helfen und für Gilam'esh und E'fah neue Klonkörper zu züchten, fast beendet hatten. Die erwachsenen Klone würden in wenigen Monaten fertig sein. E'fah und Gilam'esh würden ihre jetzigen Kinderkörper verlassen und in die ausgereiften Klone umziehen.
    »Clarice an Vogler!«, erklang plötzlich eine angespannte Stimme in seinem Helm. Vogler berührte das bionetische Element, das auf die helminterne Verbindung zu Clarice im Labor umschaltete.
    »Clarice, was ist passiert?«
    »Es gab einen weiteren Krakenangriff! Pozai'don und Mor'tras wollen mit dir sprechen.«
    »Ich bin unterwegs.« Vogler beendete die Verbindung und atmete tief durch.
    Dra'nis

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