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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Vergangenheit…
    Skorm'ak schauderte, als würde das eiskalte Wasser der Tiefsee ihn umfließen. Selbst er, der die Wahrheit kannte, weigerte sich zu akzeptieren, nur ein außerirdischer Flüchtling zu sein. Ein Fremder, dem diese Erde nicht gehörte. Die Hydriten waren die Herrscher des Planeten, nicht diese barbarischen, geistesschwachen Oberflächenkriecher, die sich vermehrten wie Plankton und seit Anbeginn der Zeit die Hydriten bekämpften. Bis es zum großen Beben gekommen war, dem Einschlag jenes Kometen, der das Leben auf der Erdoberfläche massiv reduziert hatte. Nie wieder durfte der Mensch…
    »Wir müssen die Transportröhre verlassen«, unterbrach Hert'an die Gedanken Skorm'aks. Der warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Er hatte die Vermutung, dass die Hydritin gerne seine Stellung als Meister des Bundes innegehabt hätte.
    »Das müssen wir«, bestätigte er. »Zur Stadt ist es nicht mehr weit. Haben die anderen Quallen den plötzlichen Druckanstieg gut überstanden?«
    Lar'az meldete sich wieder zu Wort. »Die Leistungen von Qualle vier und fünf liegen im normalen Bereich, Skorm'ak.«
    Die dreizehn Hydriten hätten auch in nur drei Quallen bequem Platz gefunden. Doch sie brauchten allein eine Qualle für den Transport ihrer benötigten Utensilien, und eine weitere, um die geborgenen Schätze aus Gilam'esh'gad nach Hause bringen zu können.
    »Wassereinbruch in Qualle drei!«, klackerte Mir'tar aufgeregt, die als vierter Passagier neben Lar'az an den Konsolen saß. »Verbindung zu Qualle drei steht!«
    Aus den bionetischen Lautsprechern erklang eine aufgelöste Stimme. »Skorm'ak! Die Quallenwand kann jeden Moment reißen! Der Druckunterschied ist zu hoch! Der Sprengstoff könnte hochgehen, wenn die Qualle zerreißt! Wir sterben!«
    Skorm'ak stieß ein verächtliches Geräusch aus. »Du bist wie ein ängstlicher Krebs, Tet'is! Sieh zu, dass du die Qualle stabilisierst, und verlier nicht die Nerven! Das Material repariert sich von selbst, und der Sprengstoff ist gut gesichert!« Er sandte einen harten geistigen Befehl an die Hydritin, auch wenn er wusste, dass er dafür eigentlich Körperkontakt brauchte. Doch er fühlte sich besser und stärker, wenn er seine besonderen mentalen Kräfte spürte.
    »Verstanden«, brachte Tet'is hervor. Skorm'ak sah stur aus dem durchsichtigen Frontgewebe des bionetischen Materials. Normalerweise beruhigte ihn der Anblick der Tiefsee. Ihre dunkle Weite machte ihn frei und leicht. Jetzt aber erschien sie ihm bedrohlich, wie die Schwärze einer geschlossenen Titanenfaust.
    »Dem Sprengstoff darf nichts passieren«, sagte er leise zu sich selbst. Seine Schuppenhaut fühlte sich kalt und starr an. Er wusste nicht, ob die Qualle sich tatsächlich reparieren würde. Ein langsamer Druckanstieg war für das bionetische Gewebe normalerweise kein Problem, aber hier unten lasteten bei zehntausend Metern Tiefe tausend Bar'ys (alte hydritische Maßeinheit für Bar, von den Menschen später in Griechenland übernommen) auf ihnen. Wie alle Transportröhren verlief auch diese auf dem Grund des Meeres.
    Tet'is muss es schaffen. Skorm'ak sah angespannt zu Lar'az, der den Kontakt mit den anderen Quallen hielt.
    Lar'az stieß ein erleichtertes Klickern aus. »Tet'is hat den Druck in Qualle drei durch die nötige Sequenz ausgeglichen. Die Quallenhaut hat sich geschlossen.«
    Skorm'ak setzte sich zufrieden. Er sah zu den Blitzstäben und Waffen hinüber, mit denen sie den Wächter der Stadt außer Gefecht setzen wollten. Bei ihrem letzten Versuch hatte es Tote gegeben. Alles, was sie aus der gigantischen Bibliothek der Alten hatten stehlen können, war ein nichts sagendes Epos in Reimen gewesen. Angeblich die wahre Geschichte Pozai'dons von einem unbekannten Verfasser. Skorm'ak misstraute seiner Wissenschaftlerin Mir'tar in dieser Hinsicht. Und selbst wenn es stimmte und die Verse tatsächlich das wahre Leben Pozai'dons schilderten: Es musste weit wertvollere Dokumente in Gilam'esh'gad geben. Dokumente, die ihm und seinen Zwecken dienen würden. Wenn er sie erst hatte, konnte er die unliebsame Stadt in der Tiefe vernichten. Die Aufzeichnungen aus fast hunderttausend Jahren Hydritengeschichte durften niemals an die Oberfläche gelangen.
    »Gut. Dann weiter. Je eher wir die Kristalle an uns gebracht haben, desto schneller können wir von hier verschwinden und die verfluchte Stadt zu den Meerungeheuern schicken.«
    ***
    Mor'tras, Clarice und Pozai'don warteten bereits auf Vogler, als dieser

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