Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2582 - Ein Kind der Funken

2582 - Ein Kind der Funken

Titel: 2582 - Ein Kind der Funken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Glücksgefühle noch qualvolle Reue.
    In sich hineinlauschend stellte Tanio fest, dass die Panik im Abklingen war. Das Rumoren

schien verstummt, der Drang befriedigt, als habe er sein Ziel erreicht.
    Und? Bist du jetzt ein Monstrum?, fragte er sich.
    Nach einer Zeitspanne, die er nicht bemessen konnte, gab Tanio Ucuz sich zur Antwort: offenbar eher nicht.
    Aber - was dann?
    *
    »Korporal Serendipitus an alle«, erklang eine raue Stimme im Kopfhörer. »Wie es aussieht, hat

das Leiden ein Ende. So sauber waren wir lange nicht mehr beisammen. Die Siegesfeier winkt,

inklusive der sensationellsten, schmackhaftesten Pavlova aller Zeiten und Universen! Wenn jetzt

noch jemand die blöden Blechmänner wegräumen könnte ... «
    Weitere, ähnlich optimistische bis überdrehte Wortmeldungen überschwemmten die Funkkanäle.

Schließlich sorgte Oberleutnant DiAchal für Ordnung.
    »Leute, reißt euch am Riemen! Mich freut ebenfalls, dass die Laune sprunghaft steigt, jedoch

traue ich der Sache nicht. Unsere Lage ist prekär, erhöhte Aufmerksamkeit gefordert! Es gilt,

Ruhe und Konzentration zu bewahren!«
    Akika Urismaki brachte Verständnis für die Erleichterung der Raumsoldaten auf. In den

vergangenen Tagen hatten ihnen die Bedingungen in TALIN ANTHURESTA wahrlich übel mitgespielt und

allen das Letzte abverlangt.
    Momentan aber funktionierten alle Systeme einwandfrei. Auch die Müdigkeit war wie

weggeblasen.
    Unwillkürlich fragte sich der Halbspur-Changeur, ob die plötzliche Euphorie mit dem Auftreten

der fremden Roboter zusammenhing. Um in der an extremen hyperphysikalischen Phänomenen reichen

Umgebung des Handelssterns ohne Beeinträchtigung agieren zu können, sollten sie entsprechende

Schutzmechanismen eingebaut haben.
    Eventuell wirken die Kristalle, die in ihre Hüllen integriert sind, abschirmend, überlegte Akika. Schade, dass uns keine derartige Technologie zur Verfügung steht.
    *
    Er schielte auf die holografischen Displays über dem u-förmigen, aus dem Menhir ragenden Pult.

Akikas Anzeigen zufolge hatte der Psi-Sturm, der innerhalb der Sonnentarnung wütete, nicht

nachgelassen.
    Nun wurden sogar schon in unmittelbarer Nähe des Handelssterns winzige Mengen fluktuierender

Psi-Materie angemessen. An einigen Punkten der Oberfläche war es bereits zu Explosionen

gekommen!
    Eine solche heftige Detonation eines Quantums von wenigen Atomen hatte sich unweit der JULES

VERNE ereignet, stellte Akika Urismaki mit wachsender Erregung fest. Die dabei emittierte

Hyperstrahlung schien beim »Fesselfeld« beziehungsweise bei dem Generator, der es erzeugte, zu

Interferenzen geführt zu haben.
    Damit verbunden war eine deutliche Abschwächung der Feldwirkung. In dieser Hinsicht ließen die

Anzeigen keinen Zweifel offen.
    Trotz der da wie dort bedrohlichen Umstände erlaubte sich Akika die Anwandlung eines Triumphs.

Insgeheim hoffte er, dass dieser Vorfall der Besatzung der JULES VERNE half.
    Seiner eigenen Gruppe wurde der geplante Zugriff auf den Generator durch die Armee der

ungleichen Roboter wohl verwehrt. Gut möglich, dass deren Befehlshaber sie genau deshalb in

Stellung gebracht hatte.
    Aber vielleicht lockerten sich die Fesseln der VERNE ja von selbst ...
    *
    Er rappelte sich hoch und entfernte einen blutverschmierten Fetzen, der sich in seinem Gürtel

verfangen hatte. Überall in der Lobby des Gästesektors lagen Überbleibsel von Tanio Ucuzs

grotesker Verkleidung herum.
    Tiff rief nach dem Oberstleutnant.
    Er erhielt keine Antwort.
    Dafür heulten Sirenen auf; anders als gewohnt. Die an- und abschwellenden Töne hörten sich

viel leiser an, tiefer und irgendwie ... langsamer.
    Erlebte er den Effekt eines partiell veränderten Zeitablaufs? Julian Tifflor überlief eine

Gänsehaut. Mit temporalen Phänomenen war nicht zu spaßen.
    Mach dich nicht verrückt!, ermahnte er sich. Ein Geistesgestörter an Bord

reicht.
    Erschrocken hechtete er zur Seite, als wenige Meter vor ihm die Luft grellweiß aufleuchtete.

Ein spiraliger Nebelstreif entstand, der sich zu einer menschlichen Gestalt verfestigte. Sie trug

einen durch schmuddelige Stoffbahnen verunzierten SERUN mit eingeklapptem Helm.
    Wie aufs Stichwort, dachte Tiff.
    Ucuz war zurück. Er taumelte, hielt sich jedoch auf den Beinen. Sein Gesicht war verschwollen,

die Nase blutverkrustet.
    Insgesamt erweckte er dennoch einen deutlich gefassteren Eindruck als zuletzt. Er blinzelte,

dann krächzte er: »Hallo,

Weitere Kostenlose Bücher