2585 - Der Tanz der Vatrox
Antigravschale hervorzulocken, die ihn überallhin beförderte.
Lough war offenbar verbittert. Die Undankbarkeit der Völker erzürnte ihn, stellte infrage, wofür er seine Gesundheit, jede wache Minute seines Daseins gegeben hatte. Noch gelang es der Kriegsordonnanz, sich an die Gerechtigkeit ihrer Sache zu klammern, aber Vastrear fürchtete, dass Lough nicht mehr lange die Kraft dafür haben würde. Dann würde er sterben. Einen endgültigen Tod. Lough hatte kein Vamu.
»Shictul-Verband schwenkt ein«, meldete die Kriegsordonnanz, als registriere sie nicht den nachdenklichen Blick Vastrears. »Geht auf Begleitkurs.«
Die Schlachtlichter drangen tiefer in das System vor.
Weitere Orterdaten liefen ein. Mehrere Zehntausend Schiffe waren im Shictul- System unterwegs, vorwiegend Frachter. Sechs der Planeten und vier seiner Monde waren besiedelt, drei weitere wurden derzeit zu für Shictul geeigneten Welten transformiert. Auf den übrigen Planeten und Monden hatten die Shictul Stationen eingerichtet.
Der Anblick machte Vastrear bitter. Vor dreihundert Jahren hatten die Shictul nicht einmal die planetare Raumfahrt gekannt. Dann war die Frequenz-Monarchie gekommen, hatte ihnen fortgeschrittene Technologie geschenkt. Ja, geschenkt, denn die Psi-Materie, die sie im Gegenzug erwartete, waren ein lächerliches Dankeschön für das, was sie aus freien Stücken gegeben hatte: Die Vatrox hatten den Shictul das Tor zu den Sternen geöffnet.
Und nun? Die Shictul schienen vergessen zu haben, wem sie es zu verdanken hatten, dass sie den Staub ihrer Heimatwelt hatten abschütteln können. Sie hatten die Lieferung von Psi-Materie eingestellt, entgegen der Abmachungen, die mit der Frequenz-Monarchie bestanden.
Es war Vastrears Auftrag, dem Recht wieder zu seiner Geltung zu verhelfen.
Weitere Schiffe stießen zu ihrer Eskorte. Es waren über zweitausend, als sie die Bahn des fünfundzwanzigsten Planeten kreuzten, sich der Lebenszone des Systems näherten.
Die Heimatwelt der Shictul war der dreizehnte Planet.
»Ein Kontaktgesuch!«, meldete Lough.
»Wer?«
»Der Dritte Kamush.«
Nicht der Anführer der Shictul. Ein Affront. Vastrear sollte ihn mit Nichtbeachtung strafen. Aber das konnte er sich nicht leisten.
»Ich gebe dem Gesuch statt.«
Ein Holo entstand.
Ein einziges riesiges Auge starrte Vastrear an. Es nahm die gesamte Fläche des Gesichts ein. Links und rechts ragten zwei Trichter hervor, die Ohren. Im Hals des Wesens befand sich der Mund.
Die breiten, hässlichen Lippen bewegten sich. »Was wollt ihr hier?«
»Ich bin Frequenzfolger Vastrear«, entgegnete der Vatrox. »Es ist mir eine Ehre.«
»Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre?«
»Ein Freundschaftsbesuch.«
»Shictul und Vatrox waren niemals Freunde. Geht, solange wir noch bereit sind, euch ziehen zu lassen!«
Die offene Feindseligkeit des Dritten Kamush erschütterte Vastrear. Dass der Shictul seinen Gefühlen so unverhohlen Ausdruck verlieh, belegte, dass sein Volk die Vatrox nicht mehr fürchtete. Die Shictul strebten auf, eroberten die Sterne. Die Vatrox waren im Niedergang. Geister einer Vergangenheit, die man am liebsten vergessen hätte.
Aber noch regten sich die Geister.
»Ich fürchte, das ist unmöglich«, sagte Vastrear ruhig.
»Es wäre besser für euch, wenn ihr Vernunft annehmen ... «
»Schweig! Oder willst du, dass ich eure Sonne auslösche?«
Eine reale Drohung, aber dennoch ein Bluff. Die Frequenz-Monarchie hatte Dutzende von Sternen in Supernovae verwandelt. Vastrear konnte jederzeit das Sektor-Hauptquartier um die Entsendung eines Feuerauges bitten. Doch damit war wenig erreicht. Nur einer von vielen Brandherden beseitigt. Aber mit jeder künstlichen Supernova stieg die Gefahr der Entdeckung, die Gefahr, dass der Erzfeind VATROX-VAMU auf die Vatrox aufmerksam wurde.
Der Shictul gab sich unbeeindruckt. »Spar dir deine Drohungen! Wir wollen nicht unnötig Blut vergießen. Ich erteile euch Landegenehmigung für Tarshak.«
Es war der sechzehnte Planet des Systems, eine lebensfeindliche Eiswüste.
»Hält sich dort der Erste Kamush auf?«
Der Shictul hustete bellend. »Hast du den Verstand verloren? Was soll der Erste Kamush dort?«
»Was soll ich dort? Ich will den Ersten Kamush sprechen.«
»Das ist unmöglich. Er hat dringendere Angelegenheiten zu erledigen.«
»Wir können warten. Unser Verband wird in eine Umlaufbahn um Shictul gehen. Sobald der Erste Kamush seine Angelegenheiten erledigt hat, freue ich mich, ihn als
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