2585 - Der Tanz der Vatrox
Ehrengast auf meinem Flaggschiff zu empfangen.«
Diesmal hustete der Shictul beinahe eine Minute lang. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, sagte er: »Eines muss man dir lassen, Vatrox, du bist hartnäckig. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass
der Erste Kamush dein Angebot ablehnen wird. Er ist nicht verrückt.«
»Wieso? Vertraut er uns etwa nicht?«
»Vertraut ihr Vatrox uns Shictul?«
»Selbstverständlich. Wir ... «
»Bestens. Dann komm du zu uns, Frequenzfolger. Allein. Ich verspreche, wir werden dich empfangen, wie es sich gebührt.«
Lough, der nicht von den Audio- und Videosystemen erfasst wurde, sprang auf: »Nein, Vastrear, das ist eine Falle!«
Vastrear überlegte und sagte: »Das ist ein großzügiges Angebot, Dritter Kamush. Aber ich muss leider ablehnen.«
»Das habe ich mir gedacht. Euch Vatrox-Männern fehlt eben der Mut eurer Frauen!«
»Was wisst ihr schon über unsere Frauen?«
»Genug. Eine ist nach Shictul gekommen. Allein. Ohne Waffen. Sie hat Mut.«
»Eine Vatrox? Wie heißt sie?« War es möglich?
»Keine Ahnung. Wen interessiert schon der Name eines Vatrox?«
»Equarma! Heißt sie Equarma Inalter?«
»Möglich. Was weiß ich? Und jetzt verschwindet aus unserem System. Ich habe genug Zeit mit euch verschwendet! Wir werden ... «
Vastrear unterbrach ihn. »Ich bedanke mich für das großzügige Angebot des Dritten Kamush - und nehme es an. Ich komme nach Shictul.«
»Wie du wünschst.«
Der Shictul unterbrach die Verbindung. Vastrear nahm es nur am Rande wahr. Ebenso wie die Proteste seiner Induktivzelle und den wütenden, verzweifelten Aufschrei Loughs.
Equarma.
Er würde ihr überallhin folgen.
*
Der Dritte Kamush empfing ihn auf dem Landefeld des größten planetaren Raumhafens.
Der Shictul war allein gekommen.
Keine Garde, keine Wache, keine Delegation - nichts deutete darauf hin, dass er der Größe des Augenblicks gewahr war.
Es war passend.
In Vastrears Rücken startete die SERPENTIM. Lough hatte für die Dauer von Vastrears Aufenthalt auf Shictul das Kommando über den Verband übernommen. Es war eine ungewöhnliche Ehre. Eigentlich hätte die Aufgabe dem jungen Frequenzanwärter Sikata zugestanden, der ihrem Verband zugeteilt war. Doch die Kriegsordonnanz hatte den Befehl ebenso ungerührt entgegengenommen wie jeden anderen der letzten Jahrzehnte. Mehr noch: Lough hatte sich weder von Vastrear verabschiedet, noch hatte er ihm Glück gewünscht.
Ein Affront.
»Bringst du mich zum Ersten Kamush?«, wandte sich Vastrear an den Shictul.
»Ich zeige dir etwas. Komm!« Der Dritte Kamush zeigte auf einen Gleiter, der einige Schritte entfernt stand. Die Hand endete in drei dicken Fingern, die nicht zu der Zartheit der übrigen Gestalt passen wollten. Sie waren plump, passten so gar nicht zu dem filigranen Griff des Strahlers, den der Shictul in einem Holster vor der Brust trug.
Das war ein weiterer Affront: Der Shictul war bewaffnet.
Vastrear stellte fest, dass es ihm nichts ausmachte. Es war ihm egal. Ebenso, ob er zum Ersten Kamush vorgelassen würde oder nicht. Seit in ihm die Hoffnung erwacht war, Equarma wiederzusehen, hatte die Welt eine unwirkliche Qualität angenommen. Ihm war, als betrachte er die Dinge aus der Ferne, als ginge es ihn nichts an, ob die FrequenzMonarchie sich behaupten konnte oder nicht.
Wortlos stieg er in den Gleiter. Der Sitz war überraschend bequem, als wäre er für den Körper eines Vatrox entworfen. Der Dritte Kamush beschleunigte, ließ die Maschine nahezu senkrecht in den Himmel schießen, um sie schließlich im Stillstand über dem Raumhafen verharren zu lassen.
Überall starteten und landeten Keilschiffe. Das Landefeld erstreckte sich nach allen Seiten bis zum Horizont.
»Der Raumhafen von Shictul-Stadt«, sagte der Dritte Kamush. »250 Starts, 250 Landungen in der Stunde im jährlichen
Mittel. Maximalkapazität 12.000 Raumer. Kann die Frequenz-Monarchie damit mithalten?«
Das große Gesichtsauge des Shictul schien Vastrear erwartungsvoll zu mustern.
»Selbstverständlich«, antwortete Vastrear. Er hatte keine Ahnung, ob seine Aussage zutraf. Er interessierte sich nicht für Zahlen. Und musste es auch nicht. Dafür hatte er seine Ordonnanz und die Induktivzelle. Sie kümmerten sich um das Kleine. Er, der Frequenzfolger, kümmerte sich um das große Ganze. Und außerdem ...
»Raumhäfen sind wichtig. Aber wir Vatrox haben andere, elegantere Mittel, zwischen den Sternen zu reisen.«
»Tatsächlich?«
Es klang
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