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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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sollte. Was er ihnen erklären müsste, war so kompliziert. Eine Lüge hätte alles erleichtert.
    Er hätte von eigenen Kindern erzählen können, die er auf seinem Planeten zurückgelassen hatte und die darauf warteten, ihn, ihren Vater, wiederzusehen. Das würden die beiden jungen Khoyu verstehen, und sie würden es billigen.
    Aber er mochte nicht lügen. »Es gibt noch ein drittes Meer. Ein Meer, in dem die Sterne schwimmen.«
    »Wissen wir«, sagte Ghanny. »Wenn sie kein Wasser da oben hielte, müssten die Sterne ja herunterregnen.«
    »Etwas in der Art«, sagte Tataoparan. Es gab Zeiten, da beneidete er die leidenschaftlichen Lügner des Universums. Lügen war immer einfach. Wahrheit konnte so kompliziert sein. »Ein drittes Meer. Es ist sehr tief, viel tiefer als euer Meer und meines.«
    »Wohl kaum«, keckerte Ghanny. »Aber erzähl nur weiter.«
    »Um dieses dritte Meer steht es schlimm«, sagte er. »Alle Strömungen kehren sich gegen die Schwimmer. Strudel ziehen einen in die atemlosen Abgründe. Manche Regionen sind bis in die tiefsten Tiefen vereist. Es ist ganz und gar in Unordnung geraten.«
    »Schlimm, schlimm«, sagte Echom. »Du solltest hierbleiben.«
    »Es ist schön, wenn man bleiben kann. Aber wir - mein Volk und ich - brauchen dieses dritte Meer, um von Weltenmeer zu Weltenmeer zu gelangen. Dieses dritte Meer verbindet alle Meere. Ohne dies hätte ich nie zu euch kommen können.«
    »Wäre schade«, befand Ghanny. »Und jetzt willst du das Drittmeer wieder in Ordnung bringen?«
    »Ihr überschätzt mich. Ich kann nicht zaubern«, sagte Tataoparan.
    »Er gibt es zu«, raunte Echom im verhaltenen Triumph ihrem Bruder zu.
    »Ich kann das dritte Meer nicht in Ordnung bringen. Aber ich mache, dass wir auf bestimmten Strömungen reisen können, dass wir heil in diese Strömungen hinein und heil wieder herauskommen.«
    »Hast du viele solcher Passagen gebaut?«, wollte Ghanny wissen.
    »Viele«, sagte Tataoparan.
    Rhodan erinnerte sich mit dem Anthurianer an die vielen Vorstöße durch die Tryortan-Schlünde, an seine Reisen mit der BATIOVREE und mit einigen anderen Sektorknospen, mit deren Hilfe die Schlünde wegbar gemacht wurden. Er erinnerte sich an den Aufbau der Handelssterne und Polyport-Höfe, an die Einrichtung eines ersten der Distribut-Depots.
    »Viele, aber nicht genug. Ich muss wieder hinauf.«
    »Wer zu lange über dem Wasserspiegel fliegt, den spießen die Chengaduren, Onkel Tato«, mahnte Tovyo düster.
    Wohl wahr, dachte Tataoparan. »Aber es ist noch so viel zu tun. Und ich habe nur noch so wenig Zeit.«
    »Ach, die Zeit«, sagte Tovyo. »Die Zeit, die Zeit ist eine große Rechthaberin. Sie schaut sich alles an und am Ende, am Ende sagt sie Nein zu allem. Am Ende, am Ende widerspricht ihr niemand, keiner.«
    Tataoparan überlegte.
    »Vielleicht hast du recht. Bestimmt sogar. Ich werde also diese eine, letzte Reise noch machen. Danach komme ich zu euch zurück. Um zu bleiben.«

Die Äonen-Tätowierung
     
    Rhodan sah - oder erinnerte sich -, wie Tataoparan ein letztes Mal in seiner Blase den Verbindungsschlauch hinaufstieg und die Steuerung des Derivats übernahm.
    An Bord der Sektorknospe erwartete ihn Schudandamo, eine junge Anthurianerin. Sie würde seine Nachfolgerin werden.
    Tataoparan kannte ihre Biographie in groben Zügen. Sie hatte einige Jahre im stellar-architektonischen Bereich des Projektes TZA'HANATH gearbeitet, des geplanten Achtecks aus Handelssternen, das in der Nähe des Sektorknospen-Depots entstehen sollte. Das Projekt begeisterte sie offenbar mehr als die anstehende Reise mit dem Derivat. Konnte es sein, dass ein Flug durch das wachsende Polyport-Netz für die nächste Generation schon zur Routine geworden war?
    Übrigens schien sie der Meinung zu sein, er werde vom Derivat in einen Wirkungsbereich im Kontext von TZA'HANATH wechseln - befördert werden.
    »Nein«, sagte er. »Das ist nicht geplant.«
    »Oh! Was planst du denn sonst? Wirst du die Einrichtung eines neuen Distribut- Depots überwachen?«
    Diese Depots bündelten mehrere Polyport-Höfe und wurden zu mächtigen Brennpunkten des wachsenden PolyportNetzes. Es gab Anthurianer, die in den Distribut-Depots - neben den Handelssternen - Keimzellen für neue galaktische Gemeinschaftszivilisationen sahen.
    Tataoparan war da nicht so optimistisch.
    Vielleicht wurde das ganze PolyportProjekt überschätzt. Sicher, jede sternenfahrende Kultur wusste um die Anziehungskraft der galaktischen Weiten und stellaren

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