259 - Die Stunde der Wahrheit
Skorm'ak sah zu dem zuckenden und tobenden Kraken hinter sich. Das Tier wirkte desorientiert, aber keineswegs besiegt. Zu den Quallen war es von ihrer Position aus nicht weiter als zum Eingang der Anlage.
»Komm mit!«, klackerte er Hert'an zu. »Mit der Bordbewaffnung machen wir ihn fertig!«
Hert'an nickte zustimmend. Sie erreichten die Qualle und legten den reglosen Nigz'don hinein. Als die bionetische Schleuse sich schloss, sank auch der Druck des Wassers. Vorsichtig löste sie den Brustpanzer des Hydriten. Ohne diesen Schutz wäre Nigz'don tot gewesen. Der Panzer war verbeult und ließ sich nur schwer ablegen. Hert'an beugte sich zu ihm hinab und legte den Kopf auf seine Brust.
»Sein Herz schlägt nur noch schwach. Eine Minute länger draußen bei diesen Druckverhältnissen und er hätte es nicht überlebt.« Her'tan griff nach der eingelagerten Hilfsausrüstung der Qualle und holte einen bionetischen Klumpen hervor, den sie auf Nigz'dons Brust setzte. Ein Messgerät, das steile Spitzen ausbildete und sich beunruhigend verfärbte.
Nigz'don sah bleich aus.
In Skorm'ak stieg Wut hoch. Unbändiger Zorn! Hatten sich denn alle Meere gegen ihn verschworen? Sie waren so kurz vor dem Ziel! Nur eine knappe Phase noch und die Stadt Gilam'esh'gad war Vergangenheit! Das verdammte Wegräumen der Streben und das Öffnen des Eingangs hatten schon weit mehr Zeit in Anspruch genommen als eingeplant.
Wütend richtete er die Qualle aus und nahm Kurs auf den Kraken. Er schoss, doch das Tier schien die bionetischen Quallen zu kennen. Geschickt wich es aus. Skorm'ak wollte es verfolgen. Er wollte Rache.
»Skorm'ak!«, sagte Her'tan hart. Ihre laute Stimme dröhnte in seinen Ohren. »Wir haben jetzt keine Zeit für Verfolgungsjagden! Unsere Mission hat Vorrang. Um den Kraken kümmern wir uns später. Lass uns zum Eingang der Waffenkuppel fahren. Er ist groß genug für die Qualle.«
Sie hatte recht. Skorm'ak fluchte erneut. Er wollte diesen Kraken tot sehen!
Mit harten Bewegungen lenkte er die Transportqualle in Richtung der Anlage. Der Krake sah ihnen aus bösen kleinen Augen hinterher, als sie sich zurückzogen. Er schwamm keine zwei Quallenlängen entfernt. Näher wagte er sich jedoch nicht heran.
Intelligentes Biest. Skorm'ak bedachte den Kraken gedanklich mit einer Tirade von Schimpfwörtern. Er setzte einen weiteren Torpedoschuss, doch wieder wich das große Tier elegant aus.
Gerade lenkte er die Qualle in den geöffneten Eingang der Waffenkuppel, als das Kommunikatorfeld im Leitstand hell aufblinkte. Der Anführer des Bundes betätigte es. Gleichzeitig sah er auf dem bionetischen Schirm eine andere Qualle, die sich ihnen näherte. Der Krake hatte sie noch nicht gesehen, zumindest richtete er sich nicht nach ihr aus.
»Skorm'ak! Ich bin es, Hak'don! Macht der Krake euch Probleme?«
»Hak'don!« Erleichterung durchflutete Skorm'ak. »Endlich! Wo sind Lar'az, Mir'tar und dieser Junge?«
»Sie sind alle mit mir an Bord. Die Kristalle sind geborgen. Soll ich den Kraken ablenken? Dann könnten die anderen aus der Waffenkuppel herauskommen und ihn von hinten angreifen.«
Hert'an mischte sich ein. »Der Krake ist jetzt nicht wichtig! Zuerst ist die Stadt dran!«
Skorm'aks Scheitelkamm schwoll zornig an. »Hert'an! Kraken sind nachtragend! Diese Pestbeule wird noch hier draußen sein, wenn wir fliehen müssen! Willst du wirklich riskieren, dann von ihm angegriffen zu werden? Vielleicht behindert er unseren Abzug!«
Zufrieden registrierte er, dass die hellgrüne Hydritin nicht antwortete. Er hatte sie sprachlos gemacht. Ein Zustand, in dem sie ihm wesentlich lieber war.
»Hör zu, Hak'don«, wandte er sich an seinen Adjutanten. »Wir treiben den Kraken gemeinsam zum Molekularbeschleuniger, wo wir ihn alle gemeinsam unter Feuer nehmen können. Aber zuerst sorgst du dafür, dass der Krake auf dich fixiert ist. Dann kann Her'tan aussteigen, zu den anderen hinüberschwimmen und sie instruieren.«
Es gab eine kurze Pause. »Verzeiht, Meister, aber ich habe eine bessere Idee«, sagte die kindliche Stimme dann. »Ein offener Kampf kann Verluste bringen. Ich bin dafür, dass ich den Kraken allein ablenke. Ihr fahrt hinüber zu den anderen und macht gemeinsam die restlichen Quallen startbereit. Dann könnt ihr mit ihnen angreifen, ohne dem Kraken im Wasser direkt ausgeliefert zu sein.«
»Eine hervorragende Idee, Hak'don.« Skorm'aks Gesicht hellte sich auf. So würden sie den Kraken sicher besiegen können. »Also gut. Lenk
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