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2593 - Das Paralox-Arsenal

2593 - Das Paralox-Arsenal

Titel: 2593 - Das Paralox-Arsenal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Geschmack erahnen konnte. »Süß. Widerlich süß.«
    Tiff fühlte Hunger. Wie lange hatte er keine Nahrung mehr zu sich genommen? War es gut für

seinen Gemütszustand, über derartige Dinge nachzudenken, und sollte er überhaupt noch über etwas

nachdenken?
    Er zog den Perianth-Detektor zu Rate. Das Gerät wies ihm den Kurs zum nächsten Schlüssel, und

wie er befürchtet hatte, würde er über die Flüssigkeit reisen müssen, immer der Nase nach.
    »Vielleicht kann ich einen Umweg nehmen, entlang des Ufers?« Seine Stimme klang ungewohnt

kratzig. Es fehlte ihr dieser leichte Nachhall, den die Tunnelwände verursachten.
    Er ging nach links, um nach wenigen Minuten an einer Mauer hochwuchernder Büsche zu scheitern.

Dort gab es kein Weiterkommen. Wenn ihn seine Augen nicht täuschten, wuchs das Rot auch entlang

des rechten Ufers des Glycerin-Sees viel zu dicht, als dass er das Buschwerk hätte überwinden

können, ohne sich tiefe Wunden zuzufügen.
    Wunden, deren Heilung der Zellaktivator nicht beschleunigen würde. Blutverlust, den kein

Vitalenergiespender ersetzte ...
    »Wie lange bist du nicht mehr geschwommen, alter Junge? Weißt du noch, wie es geht?«
    *
    Julian Tifflor kehrte an jene Stelle zurück, wo er das Messer in die Flüssigkeit getaucht

hatte.
    Nach wie vor zeigten sich Spuren seines Versuchs an der Glycerin-Oberfläche. Nur ganz langsam

und träge füllte Flüssigkeitsschleim das entstandene Loch auf.
    Würde er ihn tragen? War die Viskosität ausreichend groß?
    Vorsichtig tat er einen ersten Schritt. Das Ufer fiel sanft ab, und der Boden war angesichts

der klaren, fast transparenten Flüssigkeit gut zu erkennen.
    Die Oberfläche fühlte sich schwabbelig an, Tiff konnte sich kaum auf den Beinen halten. Im

Schneckentempo sank er ein, und als er einen Schritt vorwärts machte, wollte der Fuß nicht

freikommen.
    Er stolperte. Klatschte mit dem Gesicht voran auf die Flüssigkeit. Versank unendlich langsam,

in diesen heimtückischen Gefilden, und je wilder er mit den Armen ruderte, um sich zu befreien,

desto tiefer tauchte er ein, desto bedrohlicher wurde seine Situation.
    Ruhe bewahren!, mahnte er sich. Du weißt, was zu tun ist.
    Tifflor trieb in der Flüssigkeit, bestenfalls zwei Meter vom rettenden Ufer entfernt, und

konnte weder vor noch zurück. Der Seegrund war höchstens eineinhalb Meter entfernt. Er würde in

Planschbeckentiefe ersticken, wenn es ihm nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten gelang,

seinen Körper so zu drehen, dass er aufstehen konnte.
    Gegen den Widerstand des Glycerins zog er die Beine an. Vorsichtig, ganz vorsichtig. Es

dauerte unendlich lange, bis er in die richtige Lage gelangte. Seine Lungen brannten, der Kopf

schmerzte, er benötigte Atemluft, raschraschrasch!
    Endlich drehte sich sein Körper dank der Schwerpunktverlagerung nach unten, endlich konnte er

die Beine ausstrecken, wiederum viel zu langsam, während sein Kopf nach oben glitt.
    Tiff hielt die Augen krampfhaft offen; er sah die Oberfläche nur wenige Zentimeter über sich,

und er fühlte sich, als müsste er platzen, als müsste er nachgeben und ertrinken ...
    Seine Zehenspitzen berührten den Boden. Mit aller Kraft seiner Oberschenkel drückte er seinen

Körper durch. Dem »Himmel« entgegen! Es dauerte eine weitere Ewigkeit, bis er die Oberfläche

durchstoßen und den Kopf frei von Glycerinschlieren bekommen hatte, um einen gierigen Atemzug zu

tun. Um fast zu ersticken an dem dicksämigen Material, das er schluckte.
    Tiff hustete und spie aus und wäre vor Schwäche beinahe noch einmal vornübergefallen.
    Jede Vorwärtsbewegung würde sein Ende bedeuten. Er musste den Körperschwerpunkt nach hinten

verlagern, um Zentimeter für Zentimeter zum rettenden Ufer zu trippeln.
    Unendlich langsam gelang es ihm, sich aus dieser Falle zu befreien. Sein Metabolismus drohte

zu kollabieren. Als er endlich die Füße aus dem Glycerin nehmen konnte, ließ er sich kraftlos

nach hinten fallen, um augenblicklich in einen tiefen Erschöpfungsschlaf zu versinken.
    *
    Als er wieder erwachte, zeigte ihm die Uhr, dass nahezu sieben wertvolle Stunden vergangen

waren.
    »Das war kein sonderlich guter Einstieg, mein Bester!«
    Julian Tifflor streifte allmählich verkrustende Reste der glycerinähnlichen Flüssigkeit ab und

stand auf.
    Der See lag ruhig vor ihm, die von ihm verursachte Delle war wieder geschlossen. Alles war

ruhig. Nichts deutete auf die Gefährlichkeit

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