2594 - Begegnung der Unsterblichen
unzuverlässig.« »Sie ist alles, was wir haben.«
»Aber nicht gut genug. Wir brauchen Gewissheit.«
»Tun wir das? Und hast du vielleicht einen Vorschlag, wie wir das anstellen?«
»Ja. Wir sehen unauffällig nach, mit einem Beiboot. Wir geben es als einen Verbindungsflug zur Flotte aus, die außerhalb der Schneise wartet. Die Terraner werden keinen Verdacht schöpfen.«
Sinnafoch dachte einige Augenblicke nach, bevor er entgegnete: »Da bin ich mir nicht sicher. Und selbst wenn die Terraner es zuließen, der Hypersturm nimmt wieder an Heftigkeit zu. Die Chancen für ein Beiboot, in das Zentrum der Sturmzone vorzudringen und unbeschadet zurückzukehren, stehen denkbar schlecht.«
»Schlecht, aber nicht aussichtslos. Eine Pilotin, die bereit wäre, ihr Leben für die Sache der Frequenz-Monarchie zu opfern, könnte es schaffen ... «
Ihr Vorstoß war aus der Verzweiflung geboren, durchsichtig. Lag der Gedanke, dass sie sich abzusetzen versuchte, nicht auf der Hand?
Sinnafoch musterte Satwa schweigend. Seine Augen muteten ihr wie Suchscheinwerfer an, die sie durchleuchteten, ihre Lüge entblößten. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, dem übermächtigen Drang zu widerstehen, die Schweißperlen abzuwischen, die sich auf ihrer Stirn bildeten.
»Ich nehme deinen Vorschlag an«, sagte Sinnafoch schließlich. »Geh!«
Er schaltete den Schirm ab.
Satwa brauchte einen Augenblick, bis ihr Verstand zuließ, dass ihre Lüge durchgegangen war. Dann machte sie sich davon.
Ihr war, als hätte man ihr das Leben wiedergeschenkt.
*
Satwa brachte zwei Decks Abstand zwischen sich und die Zentrale, dann hielt sie an und stützte sich gegen die Wand des Korridors. Sie keuchte. Ihr war schwarz vor Augen. Ihr fröstelte.
Sie hatte es geschafft. Beinahe.
Sie war aus den Fängen Sinnafochs entkommen - und bald würde sie der ganzen Frequenz-Monarchie entkommen sein, dieses furchtbare Leben für immer abschütteln.
Sie holte tief Luft, zwang sich, ihren Atem zu verlangsamen. Als ihr Puls und Atem sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, aktivierte sie ihr Kommunikationsarmband und rief den Kommandanten der VAT-DREDAR.
»Ja?« Die Stimme des Darturka war ein tiefer Bass. Mehr bekam sie von Cherubem nicht mit. Sie hatte eine Audioverbindung gewählt, um ihm nicht ins Auge sehen zu müssen.
»Hier Satwa. Sinnafoch hat mich beauftragt, die Konzentration von Psi- Materie zu erkunden. Ich brauche das schnellste Beiboot, das wir haben.«
»Natürlich, Ordonnanz«, antwortete der Kommandant. »Die VAT-DREDAR verfügt über ein Kurierboot, das sich für deine Zwecke eignet.«
»Ist es startklar?«
»Innerhalb von zehn Minuten, wenn du es befiehlst.«
»Ich befehle es.« Sie trennte die Verbindung und rief über das Armband den Standort des Kurierboots auf. Es war in einem Hangar auf der gegenüberliegenden Seite des Schlachtlichts. Weiter weg, als sie sich wünschte, aber eigentlich nicht ungünstig gelegen.
Sie musste ohnehin eine Zwischenstation einlegen und ihre Eintrittskarte in die Welt der Terraner abholen.
Satwa desaktivierte das Armband und rannte los.
*
Der Arzt Mohinder war bei dem Okrill.
Der Okrivar stand an dem Regenerationstank, las die Vitalwerte des Tiers ab und regulierte die Einstellungen.
»Wie ist sein Zustand?« Satwa verzichtete auf eine Begrüßung. Sie war die Ordonnanz Sinnafochs, die Konventionen des höflichen Umgangs galten für sie nicht.
»Er ist in meinen Berichten ausführlich beschrieben.«
Satwa hatte erwartet, dass Mohinder erschreckt herumfahren würde, aber der Arzt blieb an Ort und Stelle. Sie trat zu ihm und erkannte den Grund: Die drei Augen des Okrivars ermöglichten ihm eine Panoramarundsicht. Mohinder war nicht zu erschrecken. Nicht auf dieses Weise.
»Hör mir auf mit deinen Berichten!«, sagte sie scharf. »Weißt du nicht, in welcher Lage wir uns befinden? Sinnafoch hat keine Zeit für Ablenkungen!«
»Das ist unerheblich«, entgegnete der Okrivar ungerührt. »Meine Aufgabe ist, Leben zu retten und zu erhalten.«
Seine Unerschütterlichkeit reizte Satwa. Aber sie war nicht gekommen, um einen dreisten Okrivar in seine Schranken zu weisen. Sie zeigte auf den Okrill, der in dem Tank trieb. »Wie steht es um Philips Leben?«
Der Okrill war noch immer nicht bei Bewusstsein. Hätte sich nicht der Brustkorb des Tiers in einem langsamen Rhythmus gedehnt, Satwa wäre auf den Gedanken gekommen, einen Leichnam vor sich zu haben.
»Er macht gute Fortschritte. Vielleicht kann er
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