2595 - Wanderer am Scheideweg
Inneren. Wand- und Verkleidungspaneele verschmolzen miteinander, Funkenflug setzte Holzbohlen in Flammen. Eine - lautlose! - Explosion folgte, Trümmer aller Größen wirbelten durch die Luft.
Weitere »Suchstrahlen« irrten kreuz und quer. Sie zerstörten immer größere Bereiche der Maschinenstadt. Dichter Staub machte jegliche Direktsicht unmöglich. Pral musste auf die Nahortungsanzeigen seines Schutzanzugs zurückgreifen; doch auch diesen war kaum zu vertrauen. Hyperdimensionale Effekte beeinflussten selbst den auf größte Robustheit ausgerichteten Anzug.
Pral verzichtete auf eine Analyse des Gesundheitszustands Urismakis. Er griff mithilfe eines rasch errichteten Antigravfelds nach ihm, und als dieses Ausfallserscheinungen zeigte, packte er kurzerhand mit seinen Armen zu.
Nun konnte er auf etwaige Verletzungen des Halbspur-Changeurs keine Rücksicht mehr nehmen. Womöglich hatte das klein gewachsene Wesen eine Rückgratverletzung erlitten und würde durch sein grobes Zupacken irreversibel gelähmt oder gar getötet werden. Doch wenn er ihn hier zurückließ, in diesem immer größer werdenden Chaos, überantwortete er Urismaki dem sicheren Exitus.
Pral eilte davon, die Last über seine Schulter gelegt. Er antizipierte die Lichtstrahlen. Wich weiteren herabstürzenden Trümmern aus, übersprang maahkgroße Hindernisse, wühlte sich durch Feinstaub. Er achtete nicht auf das Jammern des Halbspur-Changeurs. Der Nutzen einer derart von Intuition geprägten Flucht überwog Kosten und Risiken bei Weitem.
Irgendwie gelang es ihm zu entkommen, sich bis zum Rand der Maschinenstadt durchzuschlagen und die riesenhafte Kaverne zu verlassen, um in eine andere Ebene überzuwechseln. Erst dann hielt er inne und lud Akika Urismaki ab. Er ließ ihn von der Medoeinheit des Anzugs untersuchen.
»Wie geht es dir?«, fragte er.
»Habe Schmerzen ... «
Der Halbspur-Changeur wand sich stöhnend auf dem Boden, während der Check des nun wieder vollständig einsatzfähigen Anzugs lief.
Pral bat Stalwart Agrester per Funk um Unterstützung durch dessen Roboter. Danach kümmerte er sich nicht weiter um den Verletzten. Ihm fehlte die sprachliche Eleganz, um sein Bedauern ausdrücken oder gar Trost spenden zu können. Stattdessen widmete er sich der Analyse; er wollte nachvollziehen, was er in der Maschinenstadt erlebt hatte.
Die beiden Flüchtenden waren in der Tat nur mit knapper Not entkommen. Von den Gebäuden war rein gar nichts übrig geblieben. Lichter Schein hatte das Gegenstück Ambur-Karbushs aufgefressen. All die Gebäude waren verschwunden, ebenso die Trümmer und sogar der Staub.
ES hatte nichts übrig gelassen. Binnen fünf Minuten hatte die Superintelligenz die materielle Substanz zerstört und dabei offensichtlich das geringe psimaterielle Potenzial, das der Kopie einer Stadt innegewohnt hatte, in sich aufgenommen.
»Analyse abgeschlossen«, meldete der Anzug. »Akika Urismaki hat mehrere Verletzungen an den Extremitäten davongetragen. Er benötigt auf seinen Metabolismus abgestimmte Sedativa und eine Behandlung der Fleischwunden sowie zweier Knochenabsplitterungen im Beckenbereich. Bei normalem Genesungsverlauf sind die Gewebeschädigungen binnen vierundzwanzig Stunden abgeheilt. Die Knochenverletzungen verlangen nach einer operativen Behandlung, die durch einen terranischen Medoroboter erfolgen könnte.«
»Veranlasse das Notwendige!«, sagte Pral. »Agresters Roboter sollen Akika von hier abtransportieren.«
Er beendete die Medo-Analyse, überprüfte die Sicherheitsfunktionen seines Anzugs und machte sich bereit, den Halbspur-Changeur zu verlassen.
»Wohin ... gehst du?«, fragte der Verletzte.
»Nach wie vor gibt es Meldungen über hyperenergetische Phänomene im Bereich des Friedhofs der Anthurianer. Ich werde mich dort umsehen.«
»Du kannst ... mich nicht einfach so zurücklassen!«, ächzte Akika Urismaki.
»Warum nicht? Agresters Roboter sind bereits auf dem Weg. Sie werden dich bergen und in die Zentrale TALIN ANTHURESTAS zurückbringen.«
»Und ... wenn sie nicht kommen? Wenn sie ... aufgehalten werden, wenn auch hier ... dieselben Phänomene wie in der Maschinenstadt auftreten?«
»Dafür gibt es keinerlei Anzeichen.«
»Ich hätte dich ... dennoch gern bei mir.«
»Ich muss deine Bitte abschlagen. Letztlich geht es um ES' Schicksal. Je mehr wir über das Vorgehen der Superintelligenz wissen, desto besser können wir ihr helfen.«
»Und was ist ... mit meinem Schicksal?«
»Ich bin
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