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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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betrifft?«
    »Nein. Ich bin kaum in der Lage, die jeweiligen Daten zu analysieren. Meine Roboter haben Schwierigkeiten, die Strahlen in der normaloptischen Darstellung wahrzunehmen. Ich zweifle daran, dass es sie überhaupt gibt.«
    »Sie existieren, glaub mir. Und sie stellen eine Gefahr dar. Sie zerstören bereits die Stadt.«
    »Unmöglich! Meine Roboter melden nichts Derartiges. Ich bekomme übermittelt, dass die Gebäude völlig intakt seien.«
    Ein körpergroßer Brocken prallte nur wenige Meter von Pral entfernt auf dem Boden auf. Der Schattenmaahk wich zur Seite und geriet in einen nachfolgenden Geröllschauer. Sein Anzug baute den Schutzschirm auf, keine Sekunde zu früh. Es regnete faustgroße Steine, und als ein weiterer Teil des Gebäudes rechts von ihm zu kollabieren drohte, aktivierte die Künstliche Intelligenz seines Anzugs den Antigrav, um Pral in Sicherheit zu transportieren.
    »Akika?« Er hatte den Halbspur- Changeur aus den Augen verloren.
    »Es geht mir ... halbwegs gut«, sagte Urismaki. Die Besorgnis in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Hast du deinen Schutzschirm eingeschaltet?«
    »Ja. Ähm. Er tut leider nicht so, wie ich es gerne hätte.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Einer dieser Lichtstrahlen hat mich gestreift. Die Funktionen meines Anzugs sind weitgehend außer Gefecht gesetzt.«
    »Bist du verletzt?«
    »Ich weiß es nicht ... «
    Akika Urismaki ächzte deutlich vernehmbar. Gleich darauf brach die Funkverbindung ab.
    War der Halbraum-Changeur verwundet worden - oder stand er bloß unter Schock? Pral wusste, dass sein Partner auf Gefahr äußerst sensibel reagierte und dann mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr in der Lage war, verstandesgemäß zu handeln. Er musste ihn finden, so rasch wie möglich, und ihn in Sicherheit bringen, bevor die Lichteffekte die Stadt zum Einsturz brachten.
    Ein Blick auf die Suchfunktionen seiner Instrumente brachte kein Ergebnis. Urismakis Anzugfunktionen waren definitiv gestört.
    Pral ließ sich den letzten Standort des Halbspur-Changeurs in einem vor die Augen gespiegelten Holo darstellen. Sein Anzug berechnete, wohin er sich weiterbewegt haben mochte. Diese Extrapolation besaß nicht sonderlich viel Gewicht; in sich zusammenbrechende Gebäude hatten womöglich dafür gesorgt, dass Akika Urismaki im Zickzack gelaufen war und eine völlig unerwartete Richtung eingeschlagen hatte.
    Pral folgte dem vorgeschlagenen
    Kurs. Er achtete tunlichst darauf, möglichst viel Abstand zu den Türmen und Kuppelbauten zu wahren. Er konnte sich nicht erklären, wie das materiefressende Phänomen zustande kam. Doch er hatte keinen Zweifel daran, dass dieser Vorgang von ES bewirkt wurde.
    Die Superintelligenz suchte verzweifelt nach Nahrung. Nach Substanz, die sie sich einverleiben konnte, um ihre Lebensfrist zu verlängern.
    Ein Wärmewert! Endlich! Er war bloß vage erkennbar und verschwand bald wieder aus der »Wahrnehmung« seiner Instrumente. Die besonderen Bedingungen innerhalb dieses Bereichs von TALIN ANTHURESTA verwässerten viele Messergebnisse. Und dennoch reichte Pral diese winzige Spur, um Akika Urismaki ausfindig zu machen.
    Da lag er. Am Rand eines der vielen Plätze in Zentrumsnähe der Stadt. Rings um ihn fielen Gebäude in beinahe vollkommener Lautlosigkeit in sich zusammen. Metallstreben, aus großer Höhe herabgestürzt, staken wie übergroße Zahnstocher im Plastboden. Materialbrocken rollten umher, wurden von einfallenden Lichtstrahlen zersprengt. Aus einem der Gebäude drang ein breiter, sämiger Flüssigkeitsstrahl, in einem anderen brach Feuer aus.
    Doch dies waren, so vermutete Pral, bloße Illusionen. Die Superintelligenz erinnerte sich an Zerstörung und ließ sie in einer seltsam verqueren Form ablaufen. Das Licht löste Materie auf, quetschte sie aus, zog das letzte verfügbare Quäntchen an ruhender Energie aus ihr hervor.
    Pral erreichte den Gesteinshaufen, der Akika Urismaki bedeckte. Mithilfe seiner Krallenhände, die der Schutzanzug verstärkte, fegte er das Material beiseite und grub sich binnen weniger Sekunden zu dem Halbspur-Changeur durch.
    »Bist du verletzt?«, fragte er und musterte den seltsam verrenkt daliegenden Humanoiden.
    »... weiß es nicht ...«
    Licht huschte über sie hinweg, als ob es aus dem Fokus eines riesenhaften Scheinwerfers stammte. Es fegte weitere Materie beiseite. Ein einstmals quaderförmiges Gebäude wurde vom Strahl in zwei annähernd gleiche Hälften geteilt. Rohre quollen aus dem

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