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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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«
    Warum drehte sich die Welt um ihn? Pral war es gewohnt, dank seiner vier Augen und der damit verbundenen 360- Grad-Sicht stets alles um sich im Blick zu behalten. Doch mittlerweile war er kaum noch in der Lage, sich auf einzelne Objekte zu konzentrieren.
    »Die Charakteristika der Sekundäremissionen ähneln solchen, die wir bereits bei den ... bei den ...« Seine Stimme versagte.
    »Verlass augenblicklich den Friedhof!«, befahl die andere Stimme. Sie gehörte ... dem Stalwart? Agrester?
    »Perry Rhodan hat sie angemessen. Wir kennen sie. Ich bin so schrecklich müde und ich möchte tanzen.«
    Das Schwindelgefühl verschlimmerte sich. ES war glücklich und traurig zugleich. Die Superintelligenz ließ ihn wissen, dass sie längst nicht satt war. Dass sie mehr psi-materielle Nahrung benötigte. Dass sie sterbensbereit war.
    Sein Anzug wollte ihn aus der Friedhofshalle befördern. - Warum? - Er würde hierbleiben und aufmerksam zusehen. Zuspüren. Er hatte keine Lust, in diese Welt ohne Emotionen zurückzukehren und wieder derjenige zu werden, der er bislang gewesen war.
    Pral hinderte den Anzug an seinem Vorhaben. Dies hier war ein Friedhof. Ein Hof des Friedens. Gab es denn einen besseren Ort, um den Wechsel in eine andere Daseinsebene zu vollziehen? Er würde Glück empfinden, während er starb ...
    Er fühlte sich von einer Art dutzendarmiger Aero-Krake gepackt, wie sie auf seiner Heimatwelt durch die unteren Atmosphärenschichten schwebte und nach Fressbeute Ausschau hielt. Pral wehrte sich gegen den Feind. Er würde die Halle unter keinen Umständen verlassen, nicht jetzt!
    Er kämpfte mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen. Schlug um sich, wand seinen Körper schlangengleich, trat immer wieder zu. Doch er war zu schwach. Der Schutzanzug leistete ihm keinerlei Unterstützung. Sie ließ den Kraken gewähren. Pral war allein auf seine Körperkräfte angewiesen.
    Sosehr er auch kämpfte und tobte und gegen den Feind anschrie - er kam ihm nicht bei. Er wurde fortgezogen, weg von diesem Hort der Gefühle, hinaus in eine arme und armselige Welt, die nahezu leer war und die bloß graue, schwarze und weiße Emotionsbilder zu bieten hatte. In der er rasch wieder verlieren würde, was er eben erst gefunden hatte ...
    Je weiter er sich vom Friedhof entfernte, desto rascher fand Pral zu strukturierten Denkweisen, zu seinem Wesen zurück.
    Er kam in einem kahlen Raum zu vollem Bewusstsein, umringt von Robotern, die unter Stalwart Agresters Befehl standen.
    »Lasst mich los!«, befahl er. »Es geht mir ausgezeichnet.«
    »Pral?«
    »Ja, Agrester?«
    »Es ist gut, dich wieder bei uns zu haben! Was ging da drin vor sich?«
    »Ich wurde mit Emotionen überschüttet. Ich habe gewissermaßen eine Überdosis von ES' Empfindungen abbekommen. Die Hilfe durch deine Roboter kam in letzter Sekunde. Danke!«
    »Und du fühlst dich nun wieder einsatzbereit?«
    »Ja. Du kannst deinen Helfern sagen, dass ich sie nicht mehr benötige.«
    »Deine Körperwerte sind wieder in einem akzeptablen Bereich. Und dennoch ... «
    »Ich begehe keinen Fehler ein zweites Mal. Ein Rückfall ist ausgeschlossen.«
    Die Roboter vermittelten Agresters Zögern. Der Stalwart war unsicher, und die unterschiedlich großen mobilen Roboteinheiten, die seinem Befehl unterstanden, verblieben in Prals unmittelbarer Umgebung.
    »Während deines ... Gefühlsanfalls hast du etwas von Sekundäremissionen gesagt.«
    »Ach ja?« Pral versuchte sich zu erinnern. Es gelang ihm nur mit Mühe. Die Essenz seiner Wahrnehmungen waren unter einer Wolke unklarer Gedanken verborgen; unter einer Wolke gefühlsgesteuerter Gedanken. »Die Charakteristika dieser Emissionen sind mit jenen identisch, die von den Netzwebern ausgehen. Es existiert womöglich eine Art mentale Verbindung zwischen den Anthurianern und Wesen wie Radyl.«
    Agrester schwieg. Er wusste nichts zu sagen. Er war eine Arbeitsmaschine, deren einziges Sinnen die Erhaltung von TALIN ANTHURESTA war. Der Stalwart verstand das »Außerhalb« nur wenig.
    Ein Blick auf seine Messgeräte und die optische Erfassung durch die in der Friedhofshalle zurückgebliebenen Ortungssonden bestätigten, was Pral eben fühlte: Der letzte Buckelwal war aufgelöst worden, die Halle lag nun leer vor ihm. ES hatte gefressen, was zu fressen war, um sich anschließend zurückzuziehen und diesen Bereich von TALIN ANTHURESTA zu verlassen.
    »Es ist vorbei«, sagte Pral nüchtern. »Ich kehre in die Zentrale zurück.«
    »Das ist gut

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